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31-05-2014 – Erwachen in der Hölle

Warum nenne ich diesen Beitrag bloß so? Wir sind doch im Urlaub und Urlaub ist immer toll.. Immer?? Nachdem wir gestern in die Schlafsäcke gestiegen sind, sah alles nach einer geruhsamen Nacht aus. Aber die Nacht wurde jäh unterbrochen.. Zum einen mussten wir beide in finsterer Nacht auf’s Klo (Scheiß Bier) und zum anderen war es arschkalt. Ach, was sage ich.. Es müssen Minusgrade geherrscht haben. Nachdem wir den Toilettengang gemeistert hatten, war an ein erneutes Einschlafen kaum mehr zu denken. Nase, Füße und bei mir auch der Hintern wurden einfach nicht mehr warm. Mein Gesicht fühlte sich an, als würde es einfrieren.. Bibber Bibber.. Um halb fünf erlöste uns der Wecker, was die Angelegenheit nicht in Gänze angenehmer machte, denn die zur Verfügung stehen Klamotten waren natürlich auch durchgefroren. Als wir uns aus dem Zelt gepellt hatten und einen Blick nach hinten warfen, durften wir auch feststellen, das unser Zelt mit einer leichten Eisschicht überzogen war. Ebenso mussten wir den Wagen freikratzen.. Ach ja, womit eigentlich? Wir entscheiden uns für den Pfannenwender und dick gefaltetes Papier. Ist ja nicht unsere Frontscheibe. Wir lassen den Wagen an und rollen bedächtig in Richtung See. Ich hoffe auf einen zauberhaften Sonnenaufgang und darauf, dass sich der Wagen ganz schnell aufheizt.

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Und glaubt mir, es war arschkalt
Und glaubt mir, es war arschkalt
Aber wunderschön..
Aber wunderschön..

Das Erscheinen der Sonne am Horizont über diesem spiegelglatten Wasser entschädigt für den Augenblick und ich mache mich in die Kälte. Todesmutig lasse ich die Frau im mittlerweile warmen Wagen zurück. Nach ungefähr zehn Minuten rette ich mich allerdings auch wieder ins Auto, denn ich kann die Kamera nicht mehr korrekt bedienen und spüre meine Finger nicht mehr. Nichtsdestotrotz, ein schöner Morgen. Wir fahren ein paar Meilen und treten aus dem Warmen heraus zu unserer ersten kleinen Wanderung . Die Wanderung macht Spaß und langsam werde ich auch wieder warm. Sorgen macht mir eine andere Sache. Es zieht sich wirklich rasant zu und beginnt tatsächlich zu regnen. Die spärlichen Tropfen reißen mein leicht ins positive tendierende Gedankengeflecht wieder ein und der Tag wird schlagartig wieder mies. Wir flüchten ins Auto und fahren zum Lake Yellowstone Hotel.

Frühstück.. Warm.. Und trocken! Ein Traum..
Frühstück.. Warm.. Und trocken! Ein Traum..

Das Hotel thront imposant am Rande des Sees und im Inneren ist es warm. Beim staunenden Durchschreiten dieses Palastes blitzt mir der Gedanke durch den Kopf, dass man die nächste Nacht doch auch hier verbringen könnte. Der Gedanke wird aber schnell durch eine Oase des Glücks verdrängt. Im hinteren Teil des Hotels gibt es noch Frühstück und obwohl wir nicht gerade nach der Klientel des Hotels aussehen, dürfen wir uns dazusetzen. Gut.. Pro Nase waren 30$ Schmiergeld fällig, aber in unserer oder besser gesagt, meiner Situation durchaus vertretbar, denn es war warm, das Frühstück lecker und wir konnten durch die großen Panoramafenster bestens auf den immer stärker werdenden und mit Hagel durchsetzten Regen blicken. Nachdem wir uns ordentlich überfressen und bezahlt haben, schleichen wir zur Rezeption. Dort steht ein Aufsteller mit den Wetteraussichten der nächsten Tage.. Meine zahlreichen Rückenhaare stellen sich auf.. Es soll nicht besser werden, sogar nochmal kälter in der Nacht. Da das Hotel auf dem Gelände auch sogenannte Cabins hat und diese deutlich günstiger sind, als das Hotel selber, beschließe ich zu fragen. Aber, wie soll es auch anders sein. Die Cabins sind ausgebucht, aber wir könnten für 360$ im Hotel schlafen.. Paah.. In Gedanken sterbe ich zwar den Kältetod in der nächsten Nacht, aber dann wenigstens 360$ reicher.
Wir befragen unseren Parkplan und schlagen uns zum nächstgelegenen Parkshop durch. Ich habe die Hoffnung, dass ich mich dort für weit weniger Kohle mit einem neuen Schlafsack ausstatten kann. Aber die Hoffnung wird jäh zerstört und ich, ich kann es nicht anders ausdrücken, falle in ein tiefes Stimmungsloch. Draußen tröpfelt es immernoch und ich habe keine Ahnung, wie ich die nächste Nacht überstehen soll.. Weichei oder?! (Anmerkung der Redaktion: So hart würde ich das nicht ausdrücken, aber… Wo ist das übliche „Erwache und Lache“, dieses morgendliche „Mir scheint die Sonne derart aus dem Arsch, dass ich Tina damit zu noch so unmenschlichen Zeiten aus dem Bett vertreiben muss“?!) Wir fahren nochmal zum Hotel und fragen, ob es irgendwo ein Zimmer unter 100$ gibt. Nöö.. Aber für 174$ könnte man irgendwo am Rand des Parks schlafen. Alles klar, kann man im Hinterkopf behalten, wenn man sich abzocken lassen will. Im Tagebuch steht nun ein verwirrender Satz. Ich finde mich wohl mit noch einer Nacht im Zelt ab und wir fahren zum Zeltplatz.. Echt? Ich habe also mit meiner Zukunft abgeschlossen? (Anmerkung der Redaktion: Dafür musste ich Mirko versprechen, dass wir ihm noch einen dickeren Schlafsack kaufen würden und – es war eindeutig ein krasser Rollentausch – ich musste Mirko zu etwas Abenteuer animieren und versuchen, irgendwie seine Laune zu verbessern – in all den Jahren ein seltenes Unterfangen.) Danach beschreibt Tina, das wohl die Sonne mal kurz hinter den dicken Wolke hervorgeschaut hat. Am Zeltplatz angekommen reservieren wir erstmal auf einem anderen Campground, dem Madison Campground. Der liegt 300 Fuss tiefer, aber im Augenblick kann ich noch nicht glauben, dass es dort wärmer sein könnte. Wir bauen unser Zelt ab, es ist tatsächlich trocken.

Mittlerweile ist es dreiviertel elf und wir machen uns an das Erkunden des Parks. Unsere nächste Station ist der Artists Point im Grand Canyon des Parks. Der Weg zum Ausgangspunkt des kleinen Wanderausfluges läßt uns erahnen, was dieser Park alles zu bieten hat. Wir fahren durch wahrhaft beeindruckend schönes Gebiet und erreichen als bald einen Punkt, von dem man auch noch weiter zum Artist Point fahren könnte, aber da die Sonne tatsächlich verschmitzt durch die Wolken luschert, parken wir unseren Wagen und begeben uns zu Fuß auf den Weg. Nach kurzer Recherche wählen den South Rim Trail und als Ziel den sog. ja wie hieß er doch gleich… . Der Trail führt uns am Rande des Canyon entlang. Ein Auge in den Canyon, das andere immer fein auf den Weg. Geht nämlich tief hinab und da unten kommen die Rettungsfahrzeugen sicher nicht so einfach hin. Nach einiger Zeit erreichen wir den Abzweig zum Oncle Toms Trail.. In unserem Buch als etwas sehr schönes beschrieben, müssen wir feststellen, dass der Weg vom Winter noch nicht freigegeben wurde und sogar gesperrt war, obwohl der Blick auf die Wasserfälle von da unten sicher noch berauschender gewesen wäre. Ehrlich gesagt versuche ich dennoch den Weg zu beschreiten, werde aber vehement daran gehindert. Ein paar Meter weiter kann man den Canyon dann so hinab schauen, dass man Onkel Toms Wanderweg sehen kann.. Ein in Fels gehauener Hangelweg, der zu einer kleinen Plattform kurz vorm Wasserfall führt. Ich lasse es mir selbstredend nicht anmerken, dass ich ziemlich froh bin, den Wegwahlkampf verloren zu haben. Was ich natürlich trotzdem kann, drauf rumreiten und meinen: „Guck mal, sieht das cool aus. Schade, dass wir da nicht runter sind.“ Da wir nun aber noch gar nicht lang auf den Beinen sind, brauchen wir ein neues Ziel, also gehts die South Rim weiter in Richtung  Artist Point. Und immer wieder müssen wir anhalten, denn auch das rechte Auge möchte etwas von dem bunten Gestein des Canyons sehen.

 

Es sieht nur so aus, als wäre ich hier allein, aber am Artists Point scheint man nie allein
Es sieht nur so aus, als wäre ich hier allein, aber am Artists Point scheint man nie allein

Den Artists Point, der ja einen so wunderbaren Blick in den Canyon zeigen soll, hört man schon eine Weile, bevor man ihn überhaupt sieht. Da kann man, wir erinnern uns, ja mit Auto hinfahren, also ist es dort vorbei mit der Ruhe. Die Aussicht.. Na ja, in Anbetracht, dass wir nicht allein sind, kann ich es nicht wirklich genießen. Selbst Schuld.. Aber wir wären ja nicht wir, wenn wir ohne eine vernünftige Wanderkarte, nicht weitergehen würden. Nächster Stop ‚Point Sublime‘. Es wurden dann auch wieder rasch weniger Menschen und die Natur traute sich wieder näher an uns heran. Wunderbar.. Unser Ziel war dann allerdings wieder überraschend gefüllt mit Wanderern und das, wo der Weg dorthin nicht gerade einfach war. Die Tina und ich, insbesondere natürlich die Tina, mußten über Stock und Stein und große müde Bäume, die sich frech in den Weg gelegt hatten. Nach kurzem Verschnaufen, fassten wir den Entschluß, dass wir als Rückweg nicht den Weg wählen, der uns die letzten 3 Stunden begleitet hat. Wir beschlossen uns quer Feld ein durchzuschlagen und bogen bei der nächsten Möglichkeit ins waldige Hinterland ab.

Ja, wo lang nur?
Ja, wo lang nur?
Düster zieht es am Horizont herauf
Düster zieht es am Horizont herauf

Der Weg, wenn man ihn denn als solches bezeichnen möchte, führte uns durch dickes Unterholz, vorbei am Lily Pad Lake und hinein in den Regen. Aus heiterem Himmel besann sich das Wetter wieder darauf, dass man mir ganz schnell wieder die gute Laune vermiesen kann. Es begann wirklich unangenehm stark zu regnen und sogar zu hageln. Wir versuchten uns im Schutz der Bäume weiterzuschlagen, aber der Regen gewann schnell die Oberhand. Tina suchte verzweifelt nach ihrer Kapuze und mußte schnell feststellen, dass es nicht unbedingt klug ist, nur schwarze Jacken mitzunehmen, jedenfalls nicht, wenn sich darunter auch Jacken ohne Kapuze verstecken. Wir stoppten und versuchten uns unter den Ästen eines kargen Nadelbaumes in Sicherheit zu bringen. Mit mäßigem Erfolg.. So verharrten wir fast eine halbe Stunde, bis der Regen nachließ und wir weiter konnten.
Das schöne an der Natur, neben der reinen Schönheit an sich, ist die Fähigkeit zur Überraschung. Neben Regen hatten wir uns auf Wald und alles was dazu gehört eingestellt, aber vor uns tauchte unvermittelt eine dampfende, stinkende, weißgelbe Lichtung auf. Ein Schild mit der Aufschrift Danger will uns am Weitergehen hindern, aber wir wissen, wie ich auf solche Schilder reagiere. Wir befanden uns plötzlich in einem natürlichen Chemielabor. Der Boden spuckte Gase und giftige Chemikalien aus und die gesamte Lichtung bestand nur aus totem Wald, der nach und nach die Farben der Chemie annahm, die hier aus der Tiefe ausgekotzt wurde. Wir erkundeten die Lichtung und standen staunend vor kleinen blubbernden Löcher, die wahrscheinlich direkt in die Hölle mündeten. Ich besann mich auf eine wichtige Info über diesen Park. Beinahe der gesamte Park befindet sich auf einer wahnsinnig großen Magmablase (wie auch immer der Fachbegriff dafür ist, der mir grad nicht einfallen will), quasi einem Vulkan, der, sollte er ausbrechen, wirklich viel Staub aufwirbeln würde. Wir bewegen uns hier also auf ziemlich dünnem Eis.. Da der Gestank allerdings auch nicht gerade zum Verweilen einlädt, ziehen wir weiter. Wenige hundert Meter weiter erreichen wir den Clear Lake. Ein kleiner See, der seinem Namen wirklich alle Ehre macht, sich bei genauem Hinsehen aber als Chemieklo entpuppt. Das Wasser leuchtet an einigen Stellen so wunderbar türkisblau, dass es sich hier nur um eine stark verseuchte Wasserpfütze handeln kann. Aber hey, schön anzusehen ist es allemal und ans Baden hat hier eh grad niemand gedacht.

Leuchtet so ein gesunder See?
Leuchtet so ein gesunder See?
Und stinken tun die Löcher auch noch
Und stinken tun die Löcher auch noch

Wir gehen weiter. Die Gegend wird offener, der Boden sieht saftig grün aus und fühlt sich morastig an. Der Weg, den wir eigentlich gar nicht mehr erkennen können, wird zunehmend unangenehmer, da der Boden so feucht ist, dass wir binnen kürzester Zeit nasse Füße haben. Nebenbei entdecken wir an den Bäumen Spuren der Bisons. Nahezu jeder Baum ist von den Bisons als Rückenkratzer missbraucht worden und im Bereich der Wurzeln findet man regelmäßig Reste des Bisongewandes. Es sieht aus wie Gewölle, also nicht unbedingt appetitlich und außerdem keimt die Frage. Wo sind die Dinger jetzt? Bisons können sich doch sicher nicht gut verstecken, aber außer den Spuren können wir keines erblicken. Nicht, dass das unser Wunsch gewesen wäre. Im Augenblick wünschen wir uns nur trockene Füße. Auf unserem weiteren Weg begegnen wir dann doch einem der natürlichen Bewohner. Gar nicht weit von uns entfernt grast ein Elch. Imposant.. Überrascht von diesem Anblick schaffe ich es nicht einmal ein Bild zu machen und der Elch denkt sich dann auch, paah.. dann kann ich auch gehen und entschwindet ins Dickicht. Wir waten weiter und erreichen gegen vier endlich unseren Parkplatz. Wandern und große Bewegung haben wir für heute jedenfalls abgehakt und wir haben ja noch das ein oder andere Problem zu lösen.

Wir fahren ins Canyon Village. Der Platzwart hatte zu uns gemeint, dass es hier einen Outdoorladen gäbe. Und siehe da, es gibt einen solchen Laden.. Wir parken den Wagen und stürmen den Laden. Nach kurzer Suche entdeckt Tina auch einen geeigneten Schlafsack, obwohl der Begriff Sack, der für eine Schlafgelegenheit ohnehin schon fragwürdig ist, hier nicht ganz zutrifft, denn man kann diesen Sack oben nicht zuziehen. Dennoch, das Ding ist bis Null Grad zugelassen und gekauft. Meine Laune, was das Zelten angeht, erhält neuen Schwung. Nachdem das erledigt ist, kaufen wir auch gleich noch fürs Abendessen und Frühstück ein. Der Park hat einen eigene Fleischerei.. Lecker lecker.. Im Korb landen äußerst lecker aussehenden Burgerpatties, Buns, Käse (der wirklich unerhört teuer ist) und Würstchen. Natürlich brauchen wir auch noch Holz und ein.. zwei Flaschen Bier. Beim Bier spielt man hier jedesmal russisch Roulette. Die Flaschen sehen alle toll aus, aber ob es schmeckt, weiß man erst am Abend. Diesmal landeten Flaschen einer Brauerei aus Jackson im Korb. Auf jeden Fall fühlen wir uns für den Abend und die Nacht gut gerüstet und brechen über 100$ (was noch weit von den unverschämten 360$ entfernt ist) ärmer zu unserem Zeltplatz auf.
Als wir Madison erreichen, bricht schon langsam die Dämmerung herein und mit ihr traut sich die Sonne durch die Wolken. Es ist wunderbar angenehm von der Temperatur her und ich freue mich regelrecht auf unser Zeltlager. Der Platz an sich stellt sich komplett anders dar, als unser letzter. Herrlich gelegen, direkt am Madison River und unter schützenden Bäumen, bekommen wir einen wunderbaren Platz am Rand des Campgrounds zugewiesen. Nachdem wir unser Lager aufgeschlagen haben, gehts erstmal auf Erkundungstour. Wir schlagen uns zum River durch und werden sogleich freundlich durch einen weiteren Bewohner des Platzes begrüßt. Auf dem Weg vor uns steht ein fettes Bison.. Die Gelassenheit dieser Kolosse ist einmalig. Man selber erstarrt kurzzeitig und das Ding.. Das Ding ist völlig unbeeindruckt und zieht gemächlich weiter. In diesem Fall allerdings in Richtung Zeltplatz.. Hmm.. Da wir in die andere Richtung wollen, stört uns das grad gar nicht.. Unten am Fluß keimt sehr schnell ein mir nicht allzu vertrautes Gefühl. Heißt, glaube ich, Romantik oder so.. Wie dem auch sei. Das seichte Sonnenlicht und das vor uns liegende Flußdelta versprühen wirklich ein sehr wohliges Gefühl.. Allerdings hält mich das Gefühl nicht lange bei Laune, denn ein kleiner Teufel in mir erinnert mich an den Einkauf und daran, dass ich gleich vom Hunger übermannt werde, also flink zurück zum Zelt. Kurz geprüft, ob das Bison sich noch in unserer Näher aufhält.. Negativ… Alles klar, dann kann die Grillsause ja starten. Das Bier geöffnet und das Feuer entfacht. Aber so einfach geht das gar nicht. Unsere Holzspalte waren zu groß für die Feuerstelle.. Und nu? Neben uns hat sich eine Familie niedergelassen und beim Aufbau habe ich mitbekommen, dass die eine kleine Axt besitzen. Da könnte man doch fragen.. Aber, was heißt Axt auf English? Ich also rüber und ein wenig rumgedruckst. 10 Kinderaugen und die beiden verdutzten Erwachsenen gucken mich an und mir fällt ein? Haben Sie etwas, womit man Holz kleiner machen kann? Jetzt blicken sich alle an, tuscheln und schauen dann wieder zu mir. ‚You mean an Axe?‘ fragen se mich.. Aha.. Axt heißt also Axe.. Hätte mir auch einfallen können. Ich bedanke mich demütig und mache Kleinholz fürs Feuer..

Vorfreude ist doch immer wieder die schönste Freude
Vorfreude ist doch immer wieder die schönste Freude
Und bei diesen Burgern völlig berechtigt
Und bei diesen Burgern völlig berechtigt

Die Burger waren wunderbar. Da ich aber noch nicht wirklich satt war, haben wir noch Würste aufs Feuer gehauen.. Die wiederum waren eklig. Die Verpackung hatte die Aufschrift ‚Italian Sausage‘, italienische Würste also. Klingt doch eigentlich gut oder nicht.. War es aber nicht. Die Würste schmeckten, als hätte man eine Pizza, ohne den Teig wohlgemerkt, in die Pelle gequetscht. Und für gute Pizza sind die Amerikaner nun nicht gerade bekannt.. Bäääh.. Ich erinnere mich an die Burger und versüße mir den Ekel mit dem halbwegs guten Bier.
Wohlgenährt und grundzufrieden machen wir uns über die Bilder der letzten Tage her und planen nebenher schon ein wenig den morgigen Tag. Da wir morgen keinen Wechsel unseres Wohnortes vor haben, gestaltet sich die Planung äußerst gelassen, denn es treibt uns ja nichts und ein richtiges Ziel haben wir auch nicht. Ich fühle mich richtig wohl und das Gesicht gegenüber bestärkt mich in diesem Gefühl.
Wie es aber immer so ist, bei unserem kleinen Spaziergang vorhin ist uns aufgefallen, dass es um halb zehn noch eine Veranstaltung in der Arena des Campgrounds zu besuchen gibt und so machen wir uns dann doch noch einmal auf. Die Sonne ist mittlerweile fast völlig verschwunden und man kann die Natur nur noch in Umrissen erahnen. Wir wählen einen Weg am Wasser entlang und kaum treten wir aus den Bäumen hervor, entdecken wir auf den Wiesen zum Fluss hinab eine Gruppe von drei Bisons. Die drei ziehen seelenruhig in Richtung Fluss. Ein wunderbares Bild, welches so nur von der besten Kamera der Welt eingefangen werden kann, dem Auge.. Wir stören die drei nicht und gehen weiter zur Arena (Amphietheater). Das besagte Programm besteht aus einem Diavortrag zu der uns umgebenen Natur, gehalten von einem Ranger. Sicher sehr interessant, aber nicht ganz das, was uns an Unterhaltung vorschwebte und außerdem beschleicht uns die Angst, dass wir dort sitzend auskühlen könnten. Wir ziehen also weiter zum Zelt und ich packe mich in meinen neuen Superschlafsack. Zusätzlich werde ich noch mit dem zweiten freien Schlafsack zugedeckt. Ich wehre mich nicht und freue mich auf eine warme und erholsame Nacht.

Gute Nacht.

30-05-2014 – Yellowstone, wir sind bereit

Der Morgen beginnt für mich schon etwas früher. Da der Ranger mir gestern den Tip gab, sich den Lake Jenny beim Morgengrauen anzuschauen, bin ich heute sogar noch vor der Sonne wach. In meiner Erinnerung hatte Tina zwar auch Interesse an meiner kleinen Touridee und ich bin mir auch sicher, dass sie wach ist, aber ich bestehe nicht drauf und mache mich lautlos auf den Weg.
Da ich die Bilder augenblicklich nicht dabei habe, kann ich nur meinen Eindruck des Ausflugs wiedergeben. Es war kalt, ich war nicht allein und der See war ein wirklich berauschender Anblick. Also menschenleer war es schon, aber um die Uhrzeit gehört das Land noch der Natur, den Bisons und den Rentieren. Die wiederum stören sich ganz und gar nicht an Autos und latschen einfach dahin, wo se hinwollen. Aber ein Auto hat ja Bremsen, nicht wahr..

Den Rentieren gehört die Dämmerung
Den Rentieren gehört die Dämmerung
Und mir gehört die Straße
Und mir gehört die Straße

Auf jeden Fall habe ich den Ausritt nicht bereut, muss aber auch zugeben, dass ich mich, als ich dann wieder im Motel war, auch noch mal ganz kurz hingelegt habe.. Vielleicht ist mir sogar ein Auge zugefallen. Jedenfalls bin ich mir ziemlich sicher, dass wir ganz schön rumgetrödelt haben, bis wir endlich das Motel verließen. Ich sage mal so, bei mir kann ich das ja verstehen, bin ja verdammt früh aufgestanden, aber bei meiner Begleitung.. Für Tina war das wahrscheinlich der erste richtige Urlaubsmorgen. Lange ausschlafen und sich nur langsam zusammentütern..
Frühstück gab es noch kurz in Jackson. Ein hipper auf europäisch machender Laden.. Sah nett aus und schmeckte gut. Besser als die erste Idee.. Die Dairy Queen am Ortseingang. Wir waren sogar schon drin. Da der Laden uns aber umgehauen hat, Dennys ist dagegen richtig wohnlich, sind wir schnurstracks wieder raus.

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Durch und Durch auf Urlaub eingestellt, machen wir uns nun auf den Weg zum Teaton National Park. Vielleicht sehen wir ja ein paar Bisons und den Jenny Lake muss ich meiner Begleitung ja auch noch stolz zeigen. Wir haken einige Punkte unseres Reiseführers ab, unter anderem ein zwei Geistersiedlungen und siehe da, plötzlich stehen da Bisons aufm Weg.

Erinnert mich spontan an Helge Hahnemanns Megahit „Da steht ein Bison aufm Flur“ (bei näherer Recherche wurde dieser Megahit wohl eher von Klaus & Klaus performt.. Mist..). Das Schöne ist, der Amerikaner kann sich genauso für diese Tiere begeistern wie wir, würde aber nie aussteigen, dafür aber viel dichter mit dem Auto ranfahren. Man kann ja versuchen, Bilder von den unter fettem Fell liegenden Poren zu machen. Die Tiere selbst fühlen sich doch dadurch nicht im geringsten bedrängt.. Dennoch, auch wir machen blöde Bilder und können uns nur schwer von dem Anblick trennen. Die Anschließende erste Siedlung der Gegend, errichtet von den Mormonen überfahren wir glatt. Zu viele Leute und ich habe noch einen Satz aus dem Reiseführer im Kopf. An dieser Siedlung befindet sich der beliebteste FotoHotSpot.. Ich mein, sieht wirklich nett aus. Holzscheune, Bäumchen und im Hintergrund das Gebirge, aber heute nicht, wir fahren weiter zum See. Außerdem, mir würde auf dem Bild ein Katze fehlen.

Am See angekommen, wollen wir glatt noch ein wenig wandern. Als Ziel wurden die Hidden Falls und irgendein Punkt namens Observation Point avisiert.. Wir wandern also los.. Die Zeit im Übrigen auch. Gegen halb vier erreichen wir den Bootsanleger auf der anderen Seite des Sees. Zu diesem Zeitpunkt haben wir weder die Hidden Falls, noch diesen interessanten Aussichtspunkt erreicht. Das letzte Boot fährt um vier.. Hmm… Wir rechnen mal kurz durch. Wenn Boot weg, noch 5 Meilen um den See bis zum Auto. Schon ca 4 Meilen in den Knochen und mit Boot nur zwei Meilen zum Auto. Schlafplatz haben wir auch noch keinen und der Weg zu den Hidden Falls ist zugeschneit. Macht? Wir gehen so lange in Richtung der Hidden Falls, wie wir wieder brauchen, um zum Boot zu kommen, denn das wollen wir wirklich nicht verpassen. Der Weg bergauf ist, auch wenn noch einiges an Schnee liegt, echt schön. Die Wasserfälle kann man auf jeden Fall erahnen, denn der Weg wird von einem ziemlich wütenden Schmelzwasserbach begleitet. Da dieser Teil des Weges eine wunderbare Abwechslung zu den letzten 3 Meilen darstellt, sind wir beide uns beim Umkehren zum Boot einig. Schade.. aber es ist ja schon so spät. Wäre man bloß früher aufgestanden.

Glücklich, dass es dort eine Abkürzung um den See gibt
Glücklich, dass es dort eine Abkürzung um den See gibt

Am Boot angekommen, haben wir kurz das Gefühl, dass es echt richtig knapp war. Die letzten Meter sind wir sogar ziemlich schnell gewandert. Der Kahn wartet aber noch 5 Minuten.. Tss Tsss.. Pünktlichkeit.. Liegt aber wahrscheinlich an der Besatzung. Der Kahn wird von drei jungen Männern geführt. Bei uns, also in der selbsternannten Partyhauptstadt, würden die Vögel als sog. Hipster durchgehen. Vollbart, Baseballmütz und Holzfällerhemd.. Aber ich denke, hier gehört das zum guten Ton. Als wir abgelegt haben, verstehe ich irgendein Genuschel bezüglich Fahrpreis und so.. Me
ine Begleitung wird nervös und ich bin wieder am Beruhigen. Ich meine, wenn wir uns nicht melden, bezahlen wir möglicherweise auch nichts. Wär doch schön und von dem Gesparten kauf ich dir ein Stück Kuchen.. Die Strategie zieht nicht und am Ufer angekommen wird uns die Entscheidung auch abgenommen. Dort müßen wir uns durch einen Counter zwängen und bestenfalls unsere Hin & Rückfahrkarte vorzeigen. So kommen wir doch noch in den Genuß, die Tour zu bezahlen und ich spare mir den Kuchenkauf.

Erster Einheimischer ohne Baseballmütze
Erster Einheimischer ohne Baseballmütze

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Der restliche Weg am Ufer entlang ist zwar auch nicht gerade kurz, aber meine Begleitung erinnert sich an eine Tüte im Auto. Irgendein Depp hat heute Morgen sogar noch Kuchen gekauft.. Gegen sechs und beinahe schon wieder mutlos, erreichen wir den Wagen und fallen über den Kuchen her. Ein wenig gestärkt geht’s auf in Richtung Yellowstone. Kaum fahren wir vom Parkplatz runter, gibs einen weiteren Aufreger. Wir sehen unseren ersten Bären. Er trottet seelenruhig über die Straße.. Sieht putzig aus. Wir schauen ihm zu und denken, müßten wir jetzt nicht irgendwem Bescheid sagen? Stand nicht irgendwo geschrieben, dass die Jungs das hier nicht so cool finden, wenn die süßen Bären einfach über die Strassen trotten und sich anschließend in der Nähe des Anlegestegs verstecken. Ach, komm, der tut doch niemandem was. Wir fahren weiter. Ich habe mir noch ein zwei Fotopunkte vorgemerkt. Wir halten unter anderem in der Oxbow Bend. Zu sehen gibs hier einen sich schlängelnden Fluss und die Felsen im Background. Reißt einen aber auch nicht mehr um..

Die berühmte Oxbow Bend.. Reisst einem nach so nem Tag aber nicht mehr.. ;)
Die berühmte Oxbow Bend.. Reisst einem nach so nem Tag aber nicht mehr.. 😉

Der Tag war mal wieder ein wenig zu voll gestopft mit Eindrücken, wobei ich immernoch an den putzigen Bären denke und mir vorstelle, wie wir Beide am See umhertollen und uns gegenseitig mit dem gefangenen Fisch, vielleicht ausnahmsweise auch Touristen, bewerfen.. Herrliche Vorstellung..

Ab geht’s in den nächsten Park. Weit ist es ja nicht mehr. Nach einer Stunde fahrt erreichen wir das Eingangstor des Yellowstone Parks. Freude keimt auf.. Diese wird aber auf den nächsten Meilen umgehend erstickt, bzw. erfroren. Die Straße ist gesäumt von Schnee. Alter Schnee, aber das macht bei Schnee wenig Unterschied. Der wundervolle Yellowstone Lake zu unserer Rechten, in Teilen noch zugefroren. Die Sonne, dem Untergang nah.. Unser Plan, Zelten. Mir graut es echt, doch Tina bleibt unverständlicher Weise völlig ruhig und freut sich beinahe. Wir steuern den Bridge Bay Campground an. Am Kassenhäuschen laufen die Leute tatsächlich noch relativ leicht bekleidet rum. Gut, es sind ja auch noch 60Grad Fahrenheit.. Weiß gar nicht, warum ich meine Shorts nicht anhabe. Nun ja, vielleicht ziehe ich mich ja noch um. Wir erhalten den Campground mit der Nummer 77. Dort angekommen, wird eine Sache ganz schnell klar. Der Platzwart schaut sich seinen Platz bestimmt nicht jeden Tag an. Platz 77 ist überflutet.. Das Wasser steht hier ca. 10cm hoch und das wirklich genau dort, wo unser Zelt hinmüßte. Und nu? Wir gehen ein Stück weiter hoch. Platz 85 sieht gut aus, bzw. besser.. Eine andere Sache wird auch schnell klar, meine kurze Hose zieh ich heute nicht mehr an. Wir also fix zum Platzwart. Glück gehabt, der Platz ist noch frei, allerdings nur diese eine Nacht. Macht nichts, nehmen wir. Können ja morgen nochmal umziehen oder so. Jetzt erst mal flink das Zelt aufbauen, denn die Sonne ist auch kaum mehr zu sehen.. Mittlerweile sind wir aber so routiniert, da geht der Aufbau flink und wir schreien uns auch gar nicht mehr so unkontrolliert an.

Zelten?! Im Wasser???
Zelten?! Im Wasser???
Arschkalt, aber auch wunderbar..
Arschkalt, aber auch wunderbar..

Zisch.. Erstmal ein Bier und ab an den See. Die letzten Lichtstrahlen einfangen. Ich friere mir zwar jetzt schon fast den Arsch ab, aber der Blick über den See läßt uns das für eine Bierlänge vergessen. Großartig.. Zurück am Zelt stopfen wir uns zwei Sandwiches rein und gucken noch ein wenig Bilder der Vortage. Schnell wird auch hier klar. Kälte macht vor dem Zeltplatz kein halt. Wir entschließen uns zu einem „WerdWarmUndDannAbInsBett“ Spaziergang. Klappt soweit ganz gut und die ersten Minuten im Schlafsack sind sogar so angenehm, dass wir einschlafen.

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Lächerliche 95 Meilen, aber ereignisreich mit vielen Abstechern
Lächerliche 95 Meilen, aber ereignisreich mit vielen Abstechern

Gute Nacht