29-05-2014 – Es gibt hier verdammt viel Einöde und ein kleines bisschen Hoffnung

Ding Dong.. Der Wecker klingelt. Wir sind allerdings schon wach, vor sechs und das trotz Zeitumzonenwechsel. Verrückt.. Allerdings scheine ich ein wenig wacher als die Tina und entsinne mich, dass ich am Eingang dieses verrückten Ortes einen Tuningladen gesehen habe. Ich lasse Tina also noch ein wenig rumschlumpfen und mache mich mit der Kamera auf den Weg. Mein Weg führt mich natürlich erstmal zu einem Kaffeeladen und anschließend völlig entspannt weiter zu dem Autoladen. Auf dem Weg dorthin entdecke ich noch ein zwei andere Motive..

Hunts Autoladen in Ontario.. Sehr zu empfehlen..
Hunts Autoladen in Ontario.. Sehr zu empfehlen..
Der andere Laden hat dem wenig entgegenzusetzen
Der andere Laden hat dem wenig entgegenzusetzen

Ich komme bei meinem Frühsport auf alle Fälle voll auf meine Kosten. Gegen 8 bin ich wieder am Motel und siehe da, meine liebste Begleitung ist och schon abfahrbereit. Wir werfen noch einen kurzen vernichtenden Blick auf unsere Abrissbude und machen uns auf die Suche nach einem Frühstück. Wir landen zwei Meilen weiter bei Dennys. Ist nicht schlimm, sondern lecker, jedenfalls in der Regel. Heute packt uns mal wieder die Entdeckerlust und wir bestellen neben einem Standardfrühstück mal wieder was Verrücktes. Wir bestellen Grits.. Und bereuen es umgehend, denn bei Grits handelt es sich um ekelhaften Grießbrei oder besser, um geschmacklose Grütze.. Pfui.. Aber wir hatten glücklicherweise auch noch etwas mehr bestellt.

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Beim Verlassen des Etablissements fällt mir auf der anderen Strassenseite ein Wagen auf und wir schlendern hinüber. Es handelt sich um einen ziemlich gut hergerichteten alten PickUp. Der Besitzer ist ebenfalls vor Ort und wir kommen ins Gespräch.. Er ist sehr stolz auf sein Fahrzeug, denn es handelt sich hierbei wohl um einen ziemlich seltenen 44er Buick PickUp, der speziell für die AirForce entwickelt wurde. Ein feines Gerät und die Bilder auf jeden Fall wert.

Ich weiß noch, dass ich versucht habe ein Video mit der Cam zu machen, als der Wagen laut knatternd vom Parkplatz rollte. Aber die Technik hat mich alt aussehen lassen. Ich komme wohl langsam in das Alter, wo man dann doch mal die Anleitung studieren sollte.
Es ist jedenfalls kurz nach neun und wir machen uns auf den Weg. Das heutige Tagesziel heißt Jackson und ist unsere letzte Station vorm Yellowstone National Park.

Wie das Leben so manchmal spielt. Wir sind kaum eine halbe Stunde in Fahrt, haben noch nicht einmal Idaho erreicht, da muss ich schon wieder eine Pause einlegen. Typisch, oder? Aber mal ehrlich, in Nampa gibt es ein Luftwaffenmuseum. Eines mit echten alten Flugzeugen, die auch mal geflogen sind und mit großem Peng andere Flugzeuge kaputt gemacht haben. Sowas kann man sich doch nicht entgehen lassen und außerdem liebe ich meine Begleitung wirklich sehr.

Der Weg zum Air Museum war gespickt mit Fallen
Der Weg zum Air Museum war gespickt mit Fallen

Wir biegen also auf den Umweg ein und kurze Zeit später auch auf den Parkplatz des Museums. Zu unserem, vielleicht auch nur meinem Bedauern, hat das Museum erst ab 10e geöffnet und wir haben es gerade mal kurz vor 9.. Also gut, wir fahren weiter..

In Anbetracht der uns nun wieder begegnenden Monotonie, hätte man vielleicht doch warten sollen, dann hätte man für den Rest des Tages Gesprächsstoff gehabt. So besteht unser einzig funktionierender Abzweig von der Strecke im Besuch der Shoshonen Wasserfälle. Ein nettes Ensemble von runterfallendem Wasser und wie wir später erfahren, neben Kartoffeln, so ziemlich die einzige Attraktion von Idaho.

Gäääähn..
Gäääähn..
Zeit, den Fahrer widerrechtlich  zu knipsen
Zeit, den Fahrer widerrechtlich zu knipsen

Die nächsten großen Kracher, die Idaho Falls und den gleichnamigen Ort lassen wir glatt links liegen. In der Nachrecherche ziemlich bedauerlich, sehen die Bilder im galaktischen Reisefüher vielversprechend aus. Aber das wußten wir ja nicht.. Wir nutzen Idaho Falls zum abbiegen. Ab jetzt ist Schluß mit dem Superhighway und es beginnen wieder die kleineren Straße. Wir fahren auf dem Highway 26 und neben uns schlängelt sich der Snake River. Am Horizont können wir schneebedeckte Berge sehen und alsbald führt es uns nach links weg. Nun fahren wir gerade auf das immer größer werdenden Gebirge zu. Ein zauberhafter Anblick, auch wenn man sich vorkommt, als würde sich der Wagen nicht einen Meter näher an die Bergkette bewegen.

Es erwartet uns Großes
Es erwartet uns Großes

Nach ewigen, aber wunderschönen Meilen erreichen wir die Berge und schrauben uns Fuß für Fuß in die Höhe. Und plötzlich passiert es wieder. Wir überschreiten eine weitere Grenze. Mit einem Schlage sind wir nicht mehr in Idaho, sondern in Wyoming. Rechts und Links neben unserem Pfad aus schwarzem Asphalt türmen sich Schneeberge und unsere Mitstreiter in dieser kalten Stunde schleichen mal wieder als befänden wir uns im Hochwinter, dabei ist der Asphalt frei von Schnee und sehr griffig. Gefrustet halte ich am höchsten Punkt der Straße an und wir realisieren, dass wir uns auf dem Teton Pass bewegen und gerade jetzt auch noch am höchsten Punkt desselbigen. Zur linken türmt sich Mount Glory in die Höhe und der Blick ins schneebesiffte Tal macht einem auch schnell klar, das ein T-Shirt hier nicht die richtige Kleidungswahl ist.

Ab diesem Punkt geht es nur noch Bergab und auch unser NAVI ist der Meinung, das wir gar nicht mehr weit von unserem Tagesziel entfernt sind. Gegen halb 6 entern wir die Stadtgrenzen von Jackson. Steht jedenfalls so im Tagebuch. Gut, wir sind also plötzlich nach 7 Stunden Fahrt in Jackson. Die Einheimischen nennen diesen Ort Jacksonhole und ich weiß mit diesem Namen wirklich überhaupt nichts anzufangen. Wir suchen uns erstmal nen Ort, an dem wir auftanken können und aufs Internet zugreifen können. Wo landet man dann? Richtig in einem Starbucks.. Hatte ich eigentlich schon erwähnt das Jackson so ein volle Kanne Urlaubsort ist. Hier geht im Winter bestimmt richtig die Luzi und Lederhosen kannste dir im Laden um die Ecke auch kaufen.. Um es kurz zu machen, ich fühle mich, nachdem auch der letzte Ort ein wenig zu wünschen übrig ließ, auch hier nicht wirklich wohl. Mit einem CaramelMacchiato in der Hand sehen die Wolken am Himmel allerdings nicht mehr so grau aus. Nach endloser Suche und der Erkenntnis, dass wir uns im Stadtzentrum nichts leisten wollen und.. Na ja, auch nicht können, finden wir am Stadtrand ein Motel mit annehmbaren Preisen. Dort angekommen, lichtet sich meine Laune zusehends, denn dieses Motel ist ein Glücksgriff. Zwar ein wenig außerhalb, aber gerade genug außerhalb, um mir das Gefühl zu geben, wir seien inmitten der Natur. Über die angrenzende Straße rüber und du stehst an einem glänzenden See, der wiederum von eingerahmt von mittleren Samthügeln daherkommt. Traumhafter Anblick..

Hatte ich erwähnt, dass meine Begleitung den Ort schau fand? Schon die ganz Zeit..!!! Macht ja nichts, ich werd ja auch langsam warm mit Jacksonhole (nicht schwul gemeint).
Nachdem klarmachen des Zimmers brechen wir wieder in Richtung Stadt auf. Die erste Station ist das Visitor Center. Im Allgemeinen halte ich viel von diesen Centern. Geben Sie dir doch allemöglichen Information zu der dich umgebenden Natur, die man sich ansonsten teuer erkaufen müßte, aber an so einem Ort. Was erwartet einen da. Wird einem gesagt in welchen Bars man aufpassen sollte, wo das Bier am kühlsten ist? Ich weiß nicht. Wir also rein und rumgeschnökert. Schnell wird klar, mir jedenfalls, Tina wußte das wahrscheinlich schon die ganze Zeit, dass wir uns eigentlich an einem ziemlich spannenden Ort befinden. Kurz vor dem Teaton National Park und quasi vor den Toren zum Yellowstone National Park. Wir befragen den Ranger, was er uns empfehlen würde. Er antwortet, Bärenspray.. Aha, und wo würden Sie morgen wandern gehen? Er, ohne Bärenspray nirgendwo außerhalb der Stadt. Alles klar.. Und gibs das hier? Ja, aber ich würde woanders hinfahren. Im BlaBla Store am anderen Ende der Stadt ist es viel billiger. Okay.. Und dann, wo würden Sie dann wandern gehen..
Wir bekamen einige gute Tips, auch schon in Vorgriff auf den Yellowstone und unsere Zeltpläne. Zum einen wußte ich nun, dass ich morgen vor dem Sonnenaufgang schon im Auto sitzen werde und dass wir uns noch Thermoklamotten einkaufen sollte. Wir uns herzlich bedankt und auf in die Suche nach dem BlaBla Laden. Nebenher noch ein Auge offenhalten, ob sich in diesem Ort nicht auch noch ein Laden finden läßt, in dem so Outdoorgeraffel verkauft wird und gerne auch zu Preisen, die ich bezahlen mag. Ach, da war doch noch etwas. Um die Zeit nicht langweilig werden zu lassen, es war schon dreiviertel Acht. Die Geschäfte schließen um Acht. Man man man.. Aber wir sind ja gut in solchen Situation. Nach wenigen Meilen entdecken wir tatsächlich den BlaBla Grocerie. Wir kaufen das Spray, was wirklich ungemein günstiger daher kam und noch eine Kleinigkeit fürs Frühstück.. Dann Flugs zurück in den Wagen und wieder zurück. Der erste hastige Stop bei einer Mall sieht nicht nach Thermowäsche aus.. Die Zeit rennt weiter und ich friere innerlich schon geradezu. Aber auch hier haben wir Glück. Eine Meile weiter runter ein weiterer Laden, sieht aus, wie bei uns die.. hmm.. Richtig, Intersport Läden. Die räumen allerdings schon die Aufsteller rein. Also schnell sein.. Wagen abstellen und reinflitzen. Drinnen werden wir schnell fündig, allerdings finden wir nur Thermooberteile und keine passenden Hosen. Tina bietet mir einer ihrer Strumpfhosen an.. Aha.. Wird schon nicht so schlimm, denke ich und wir hatzen gerade noch rechtzeitig an die Kasse. Bezahlen.. Peng… Da passiert es, meine Visa versagt ihren Dienst und Tina muss einspringen. Denken uns erstmal nichts dabei und fahren nach der erfolgreichen Jagd beruhigt zurück ins Zentrum.

Völlig unaufgefordert, wollte jemand von uns ein Bild machen.. Verrückt, aber auch sehr herzlich
Völlig unaufgefordert, wollte jemand von uns ein Bild machen.. Verrückt, aber auch sehr herzlich

Nachdem wir den Wagen geparkt haben, bleibt Tina vor einem Laden stehen, der Photos im Westernstil anbietet. Sieht nett aus, aber der Laden macht gerade zu. Der herausplumpsende Besitzer sieht Tinas Blick und wir unterhalten uns kurz. Leider habe ich von dem Gespräch nur noch die Antwort auf meine letzte Frage behalten. Die Antwort lautete, geht doch ins Snake River Grill am Markt, da gibs das beste Steak. Wie war wohl meine Frage? Wir schlendern also weiter.. So im Dunkeln macht das Örtchen schon ein wenig mehr her. Insbesondere ein Laden fiel uns ins Auge. Ein äußerst aufdringliches Neonschild zeugte von großem Selbstbewusstsein und wir wurden beim Eintritt nach unserem Ausweis gefragt. Innen aufgebaut wie ein stickiger Saloon und dann doch nicht gerade einladend. Wir machten kehrt und wieder auf die Suche nach der Empfehlung des Einheimischen. Gar nicht weit weg haben wir auch die entdeckt.. Nun denn.. komisch sah der Laden aus und vor allem auch die Leute, die da so raus und reingingen.. So Dallaslike.. Aufgedonnert bis zum Mond, aber schon Ende 40.. Und dann die Karte.. Fisch, toller anderer Blödsinn, aber nur ein Steak. Ich gehe mal lieber fragen. Freundlich, aber irgendwie doch bestimmt, wird mir zu verstehen gegeben, dass es hier nicht nur keine Steaks gibt sondern auch nicht für Publikum wie uns gemacht ist. Dabei war das von der Kellnerin nicht böse gemeint. Wir wollten uns beide nur schützen.. Auf jeden Fall hatte sie einen guten Tip. Ein Laden namens Locals, direkt am Markt neben dem auffälligen Saloon. Der Laden gefällt und das Angebot auch. Ich bekomme endlich ein würdiges Stück totes Tier.. War das eigentlich mein erstes diesen Urlaub? Muss glatt mal nachgucken. Tina nimmt das Filet Mignon und ist ebenfalls begeistert. Auch der Nachtisch weiß zu begeistern.

So muss ein New York Strawberry Cheesecake aussehen.. Basta
So muss ein New York Strawberry Cheesecake aussehen.. Basta

Beim Bezahlen allerdings erreicht uns wahrscheinlich der amerikanische Alltag. Auch unsere zweite Kreditkarte verweigert ihren Dienst. Toll.. Was ist denn da los? Hat jemand unsere Kartendaten geklaut und die Konten geleert. Ich versuche zu beschwichtigen und meine, ich habe doch noch eine.. Klappt allerdings nicht wirklich und ehrlich gesagt, ich bin gedanklich auch nicht gerade beruhigt. Bezahlen darf ich aber dennoch mit der verbliebenen AMEX Karte. Auf der Fahrt zum Hotel ruft Tina unsere Bank in Deutschland an, mit erstaunlichem Ergebnis. Unseren Konten geht es gut, nur leider haben unsere Kreditkarten ein Limit. Aha und nun? Das Limit von 500€ ist aufgebraucht.. Der Typ am anderen Ende der Leitung macht den Vorschlag, dass wir ein Dokument aufsetzen sollten, in dem wir Betrag X auf die Konten überweisen lassen. Das Dokument dann unterschreiben und eingescannt an die Bank zu senden… Alles klar.. 22Uhr und weit und breit kein Drucker, Fax oder Ähnliches.. Letztendlich kritzelt Tina den nötigen Text auf ein A4 Blatt, wir unterschreiben und ich mache von den Zetteln ein Photo, dass wir anschließend per Mail versenden. Ok, jetzt heißt es bangen.. Obwohl, wenn das nicht klappt, bleibt doch noch meine American Express. Die hat kein Limit, wird komischer Weise kaum mehr irgendwo angenommen und Geld abholen geht damit auch nicht. Eben richtig sicher die Karte..

Gute Nacht

422 Meilen durch den Kartoffelstaat
422 Meilen durch den Kartoffelstaat