DAY 15 – Mammuts im Schnee – FR 20110520

Und ein weiterer herrlicher Tag im schönen Amerika. Der Großteil des folgenden Beitrags wurde von der lieben Tina geschrieben. Ich habe nur einige kleine Korrekturen, bzw. Ergänzungen vorgenommen und diese auch kenntlich gemacht. 😉

Guten Morgen Welt, welch schöner Tag! Das dachte ich an diesem Morgen nicht… Um 6.30 Uhr wurde ich geweckt. Bei Menschen über 30 – zumindest ist Mirko so ein Fall – scheint langsam die senile Bettflucht einzusetzen (Red.: Aha, wußte doch, ich hatte das schonma irgendwo gelesen.. Senile Bettflucht.. tss tss.. Erwache und Lache sage ich da nur..). Nach einigem Geknurre musste auch ich feststellen, dass es nicht erstrebenswert war, dort zu bleiben – im schlechtesten Hotelzimmer das wir bis dahin hatten.

Der Schein trügt

Das wurde bei Licht auch nicht besser, im Gegenteil. Auch der olle Geruch war noch da. Unser Weg sollte uns über einen kurzen Stop im Sequoia Nationalpark für zwei Tage in den Yosemite Nationalpark führen. Da wir uns mal wieder mit dem Gedanken ans Zelten herumschlugen, haben wir erstmal noch das ständig zusammenbrechenden Wifi unserer Absteige genutzt und die Temperatur auf den Zeltplätzen dort gecheckt. In den im Valley gelegenen Teilen wurden nachts 8 Grad erwartet. Hm, hatten uns am Abend vorher eigentlich 11 Grad als Grenze gesetzt. Also fix booking.com befragt: alles Überdachte in der Umgebung viel zu teuer (von den Wucherpreisen im Park wollen wir gar nicht erst anfangen…). Alles bezahlbare etwa zwei Autostunden entfernt, doof. Nagut, dann halt doch Zelten, oh, die Zeltplätze muss man ja auch reservieren. Mist, wieso geht das nicht – ausgebucht! Bis Oktober! Ich dreh durch. Planänderung ist angesagt. Aber erstmal mussten wir aus der Bude raus, die hat jeglichen kreativen Keim erstickt. Schnell weg. In der Lobby standen schon zwei arme Seelen und knüppelten sich das kontinentale Breakfast (Frühstück) rein, wohlgemerkt, sie standen. Essen hilft ja auch beim Denken, also wollten wir schön Waffeln essen gehen. Hatten am Abend der Anreise einen Laden entdeckt, auf dem in verlockenden geschwungen Buchstaben „Waffles“ zu lesen war. Aber wo genau war der nur? Wir haben wirklich lange – etwa 40 min. – gesucht. Mirko hat sich nichtmal entmutigen lassen, als ich den Laden entdeckt habe und nun – bei Tageslicht – etwas mit „Valley“ zu lesen war… (Red.: Und ich sage, wir hätten den Laden noch gefunden. Basta.. ) Gegen kurz nach acht saßen wir dann im großen M in Farmersville (Red.: innerlichen knurren, denn Gestern sind wir durch diesen Ort durch und ich fand ihn total schnuckelig. Hotels gabs da auch, aber da konnten wir ja noch nicht ahnen, in was für ner Absteige wir landen). Haben beschlossen, erstmal zum Sequoia zu fahren, uns in Fresno schonmal ein Hotel zu buchen und es am nächsten Tag in aller Herrgottsfrühe auf dem einzigen „first-come-first-served (Wer zu erst kommt, malt zu erst) Campground“ im Yosemite zu versuchen (McDonalds hat Internet.. Jaja.). Aber nun erstmal ab zum Sequoia. Im Auto noch schnell die vorhandene Lektüre studiert (hatten ja bis dato nur vorgehabt, durchzufahren, nen Mammutbaum zu knipsen und wieder abzuhauen – nun hatten wir plötzlich nen ganzen Tag zur Verfügung). Haben schnell festgestellt, dass der Sequoia und der Kings Canyon Nationalpark zusammenliegen und einen riesigen Park ergeben. Also erstmal hin und die Karte und die Zeitung genauer unter die Lupe genommen, bekommt man ja glücklicherweise immer, wenn man in einen Nationalpark reinfährt (ein echt toller Service!). So saßen wir bei strahlendem Sonnenschein vorm Visitor Center und quälten uns mit der Fülle des Angebots. Dort im Valley wurden noch 28 Grad erwartet und wir haben uns schon ein wenig geärgert, das wir ein Hotel in Fresno gebucht hatten. Es versprach ein sonniger Tag zu werden und ich in Rock und Sandalen angemessen gekleidet. Auf jeden Fall mussten wir die Mammutnbäume sehen, ist ja klar und da wir mehr Zeit als gedacht hatten, haben wir uns auch gleich nen Miniwanderweg dazu rausgesucht. Aufgrund meiner Affinität zu Wasserfällen und Mirkos allgemeinem Wassersehbedürfnis sollte der weitere Tag mehrere Wasserfälle beinhalten. Also ab geht die Luzi auf die sich langsam hochschraubenden Straßen, ab zur ersten Zwangspause aufgrund von Bauarbeiten (Red.: Erst haste wieder lauter Schnarchnasen vor und dann bauen die ne Vollsperrung auf die Strasse. Die Kollegen wissen Ihre grandiosen Strassen einfach nicht zu schätzen). Erst um zwölf konnten wir die Straße passieren. Am Startpunkt unseres Mammutbaumspaziergangs bin ich langsam aufgewacht (wie eingangs schon erwähnt war ich nicht ausgeschlafen und das Geschaukel im Auto hat mich wie immer eingelullt)(Red.: Ja ja, blöde Ausrede. Sags doch einfach, ein Urlaub mit mir ist wie ein Ausflug in die Kartonfabrik). Aha, hoher Schnee und Taumatsch. Die eben noch angemessenen Sandalen werden gegen Turnschuhe und der Rock gegen eine Hose getauscht. (Anm der fahrenden Red.: Es war sehr amüsant mit anzusehen, als mir die Sonnentouris entgegen kamen, mit Sandalen oder schönen weißen Turnschuhen, jedenfalls sollten diese mal weiß gewesen sein.) Das alles im Auto auf einem rappelvollen Parkplatz im prüden Amerika. Und ab in den Schnee Richtung erster Mammutbaum.

80 Meter und mehr

Huijuijui, hell. Sonne und ganz viel Schnee machens hell. Beginne mich zu ärgern, die Sonnenbrille im Auto gelassen zu haben. Da wimmerts hinter mir (Red.: Quatsch, wimmern.. Ich bin auf ne herumliegende Quietscheente getreten). Der große Kerl hinter mir bekommt die Augen kaum noch auf und sieht vor Helligkeit nicht mehr wirklich was. Als gutes Frauchen also Mirko an einen dem Mammutbaum um den direkt kein Schnee lag geführt und zurück zum Auto, Augenschutz holen (Anm. der Red.: Ich konnte, verfluchte Scheisse echt überhaupt nichts sehen und die Kamera spielte bei der Helligkeit auch völlig verrückt. Beim Baum konnte ich mir wenigstens die Rinde anschauen). Der kurze Einmeilenspaziergang konnte beginnen. Herrlich. Das in Bächen

Ein Weg.. Ha Ha

plätschernde Tauwasser, das satte Grün des ersten Grases und natürlich die Mammutbäume. Allerdings äußerst zickige Models, unmöglich, sie im Ganzen auf ein Bild zu bekommen. Wahnsinnig groß und auch alt, teilweise weit über 2000 Jahre so´n Baum (Red.: Ähm, 2000 Jahre alt, sehr interessant und wie hoch waren denn nun diese Mammutbäume?). Der Pfad war auch mit Infotafeln zu den Bäumen und ihrem Lebensraum gespickt (Anm der Red.: Diese mußte man in der Regel gebückt lesen, da der Schnee irgendwie doch noch in großen Mengen zu Gegen war.).

Hochinteressant
Ein wirklich kleiner Bär

War alles hochinteressant, konnte mir aber nur merken, dass es da ab und zu brennen muss (Red. Asche tut den Bäumen auch gut. Habe ich mir als Raucher gemerkt.), damit die so groß werden. Haben dann auch tatsächlich nen kleinen Bären und ein lustig dahinhoppelndes Rabenpärchen gesehen (Red.: Die Raben sahen echt verschärft aus. Die haben sich erst ein wenig umworben, mit so richtig Geräusche machen und so und das Hopsen. Sah aus, als würden die Hand in Hand über ne Wiese. Total verliebt natürlich). Ich glaube wir haben für den kleinen Rundweg über ne Stunde gebraucht. Dit war schön (Red.: Als umsichtiger Deutscher habe ich am Ende des Weges noch ein Pärchen darauf hingewiesen, das es wohl nicht ratsam wäre, mit Ihren Hunden auf den Weg zu gehen. Zwecks Bär und so. Die meinten. Halb so schlimm, der Bär haut eh ab, wenn die Köter kommen und ich soll doch bitte mein Stadtmaul halten.

Baum mit Menschen
Tina mit Baum
Tina mit Baum

Stand jedenfalls in Ihren Gesichtern.). Noch kurz am nächsten Visitorcenter ran (dort waren die blöden Vögel wieder, von denen mir einer im Bryce Canyon auf den Kopf geschissen hat), Mirko Kaffee, Tina Schoki und ab zum Start des 2,4 Meilen (3.5 km) langen Wanderweges zum Tepepeppe-Wasserfall (red.: Besserwisser, ich weiß, aber es handelte sich um die Tokopah Falls) . Mittlerweile befanden wir uns auf über 2000 m Höhe und es war nicht nur kühler sondern auch noch schneeiger.

Kopfschissvogel
Wo war der Weg?

Der Wanderweg sollte befestigt sein, also ein zivilisierter Spaziergang auf dem man 150 Höhenmeter macht und schön auf erkennbarer Strecke am Fluss langwandert. Die ersten 100 m des Weges stellten sich auch wie erwartet dar. Dann überquerten wir eine Brücke – und waren mitten im Winterwunderland. Nix mehr mit erkennbarem Wanderweg. Extreme Schneemassen, die ich so noch nie gesehen habe. Gott sei Dank führte das einsetzende Tauwetter zu relativ festen und begehbaren Schnee – der im Durchschnitt mindestens einen Meter dick unter unseren Füssen lag. So wurde der Weg schnell abenteuerlich… Dann gabelte sich der Weg auch noch. Wir nehmen den Teil, der in Richtung Fluss zeigt und dieser führt uns zu einer Stromschnelle auf Felsenbett mit nicht erkennbarem Weg. Krackseln auf Felsen, jetzt zogen natürlich Wolken auf – war ja klar – Fotos, (Red.: Eine Gruppe mit zwei kleinen Kindern hat an dieser Stelle umgedreht. Obwohl, man muss an dieser Stelle erwähnen, dass die von uns gewählte Abzweigung nicht der korrekte Weg war. Als wir aus dem Felsengewirr der Stromschnelle heraus kamen, sahen wir auf einmal den richtigen Weg.

Evel Knevel

 

Egal, das gekraxel durch die Stromschnelle war mit Sicherheit spannender) irgendwann weiter Richtung angepeilter Wasserfall. Der Weg, den wir anhand der ausgetrampelten Pfade wenigstens noch erahnen können, wird schwerer zu finden. Keine Ahnung, ob wir den Weg gelaufen sind, der da in einiger Entfernung zu unseren Füßen irgendwo unterm Schnee angeblich war. Füße langsam nass. Aber nur eimal bisher in ein tiefes Loch getreten (also man ahnt nix schlimmes und schon ist ein Bein weg. So voll im Schnee versunken, krass)(Red.: Ich freu mich immer, wenn die Tina mich zum schmunzeln bringt 😛 ). Der Weg zieht sich ewig. Wir trafen auch schon seit geraumer Zeit niemanden mehr. Ein fernes Rauschen liess uns weitergehen. Kurz vorm Ziel kein Weg mehr (Red.: Wollten eigentlich umkehren, war nämlich schon gegen fünf), wieder tiefes Loch, wieder ich, diesmal mit Blessuren am Schienbein (Red.: Ich weiß das es gemein ist, aber Schadenfreude ist eine der natürlichsten Freuden im Leben 😉 ). Abbruch. Kurze Pause auf nem Stein, wie weit Wasserfall jetzt immer noch weg ist, siehe Bild (Red.: Für all diejenigen, die Wasserfall auch nicht wirklich erkennen können. Auch dieser Wasserfall ist so gar nicht das, was ich mir unter der Bezeichnung vorstelle.. Paah.. Plätscherbach oder so triffts eher).

Wer ist der blöde Grinsetyp vor dem Wasserfall?
Sonne?
Felsenrast
Ähm.. Was verloren?

 

 

 

 

 

Füße mittlerweile durchnässt, Grenzen meiner Turnschuhe entdeckt, auch auf dem sich hinziehenden Rückweg, auf dem sich das Schlechte Profil der Dinger mit nem Rutsch auf den Hintern bemerkbar machte (Red.: Und ich sach noch, pass auf.. 😉 ). Ich vermute der richtige Wanderweg ging relativ stetig, aber dank Schnee und umgestüzter Bäume ging es auf und ab und über Schmelzwasserflüsse. Abenteuerlich. Alles in allem waren wir zwischen drei und vier Stunden unterwegs.

Tina in Danger
Auf Brücken kann man nicht einsinken
Man beachte den Hinweis zum Schwimmen
Aha..

Am Auto erstmal die Schuhe mit Zeitung versorgt und den Rock wieder als passend, weil trocken, befunden. Dort zelteten tatsächlich ein paar Verrückte. Im Schnee. Bei denen ist mit Sicherheit der Wärmeregler kaputt. Dass wir bei dem Ritt zu unserem Hotel in Fresno  – über zwei Stunden Fahrt – die zwei anderen Wasserfälle auf unserer Agenda nicht mehr geschafft haben war dann auch vorhersehbar aber egal. Zwischenzeitlich hatte der Fahrer ein männliches Paar vor uns ausgemacht. Mit einem herrlichen 3er BMW. Der Fahrer regte sich fürchterlich über die lauwarme Fahrweise der beiden Californier auf und musste andauernd bremsen. Mirko wollte dann noch eine steile kurvige Straße zu einem Ausguck (Panoramic Point – Die Sonne war nämlich wieder da und ging langsam unter.) fahren, die war aber wegen Winter noch gesperrt. Also nur ein Chipskaufstop und los.

Redaktionelle Ergänzung: Es hört sich hier beinahe so an, als wäre zwischen dem National Park und Fresno nichts mehr passiert. Dazu muss man wissen, das oben geschriebene wurde auf eben jener Fahrt verfasst, daher konnte Tina natürlich nicht so wirklich viel mitbekommen. So gesehen ist natürlich nichts passiert, aber auf unserer Fahrt hinunter ins Tal bin ich dann noch an einem Ausguck vorbeigekommen, an dem ich einfach anhalten musste. Die Sonne verschwand nämlich zusehends und zauberte ein traumhaftes Bild auf die umliegenden Wälder.

Farben wie im Herbst
ohne Worte
Sunset

Das Hotel in Fresno war sehr gut.. Geführt von Indern, natürlich. Und die Lobby roch nach Curry.. Aber die Qualität des Zimmer war großartig. Zwar schon sehr verlebt, aber kein Gestank, kein Dreck und das Bad wie geleckt. Nachdem wir unsere Sachen im Zimmer verstaut hatten, biss der böse Hunger wieder zu und wir haben uns wiedermal auf gemacht. Da unser Hotels diesmal aber wirklich nicht in der Stadt lag, sondern direkt am Freeway, hats nur für nen Pizza Hut gereicht. Vollgefressen und völlig zufrieden machen wir uns auf den Rückweg. Wie bestellt, erscheint am Horizont ein wunderbares Feuerwerk, nur für uns, die wir allein auf dem Freeway zum Hotel unterwegs sind.

104 Meilen

Gute Nacht

 

 

Ein Gedanke zu „DAY 15 – Mammuts im Schnee – FR 20110520“

  1. War wieder einmal toll und interessant zu lesen, ich muß mir wirklich eine Scheibe von Euch abschneiden, bekomme langsam Gewissensbisse.Danke für die gute Unterhaltung
    Küßchen Mutti

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