DAY ELEVEN – Aus Grün wurde Bunt – MO 20110516

Wunderbar, wenn man ein Bett zum schlafen hat. Haben so gut geschlafen, dass ich am Vorabend vergas, den Wecker zu stellen. Wie, es ist 8? Ich hatte also verschlafen.. Na ja, quasi.. Ist ja Urlaub. Trotzdem, jetzt aber flink, denn das leckere Frühstück gibs nur bis um 9 und wer freut sich hier nicht schon auf den vollmundigen Kaffee, die nahrhaften Cerealien und den krossen Toast.

Innerhalb von zwei Stunden schafften wir es heute, uns abreisebereit zu machen und ich betone, wir. Das ist mal ne gute Zeit. 😉 Heißt, wir waren gegen 10 auf der Strasse und auf dem Weg zum Zion National Park. Heute steht zwar noch die Tour nach Las Vegas an, aber der Park lässt uns noch nicht los. Einen Wanderweg wollen wir uns noch wagen. Muss sagen, der Zion National Park gefällt mir bisher am Besten und hier würde ich gerne sehr viel mehr Zeit verbringen, gerade was die Wanderungen ins Hinterland angeht. Wie auch immer, wir haben nur noch einen Vormittag, um so viel vom Zauber des Zion in uns aufzunehmen, wie möglich.

Aus der Fülle der angebotenen Wege ist es heute der Hidden Canyon Trail geworden. Ein 2.4 Meilen langer Weg der Kategorie Schwer. Geplante Wanderdauer 3 Stunden. 260 Höhenmeter müssen überwunden werden. Der sog. Hidden Canyon trägt seinen Namen zu recht. Er wurde in den ersten Jahren nach der Entdeckung des Canyon einfach übersehen und erst Jahrzehnte später entdeckt.

Ich muss mich an dieser Stelle mal wieder über die anderen Verkehrsteilnehmer beschweren. Ruhe beim Fahren trägt ja bekanntlich zur Sicherheit bei, aber Schleicherei macht müde und erhöht das Unfallrisiko. Jedenfalls bei mir. Die Fahrt zum Park zog sich heute echt wahnsinnig in die Länge. Aber das gehört wohl zum American Way of Living dazu. Endlich am Visitor Center angekommen, den Wagen gleich auf dem Überlaufparkplatz abgestellt und zum Shuttle Bus geflitzt. Es ist zwar Montag, das Wetter nicht berauschend, aber der Park immer noch sehr gut gefüllt. Wir fahren bis zum Weeping Rock. Der Weeping Rock ist auch einer der als sehenswert aufgeführten Orte und mit einem asphaltierten Wanderweg versehen.. Er führt zu einem, wie der Name auch schon vermuten lässt, weinenden Felsen. Hört sich spektakulär an, ist aber nur ne Felswand, an der sporadisch ein wenig Wasser entlang läuft und an der sich über die Moos gebildet hat. Außerdem können wir den Weeping Rock von unserer Tour aus sehen und auch die Scharen Flachwasserwanderer. Wir stratzen los. Es geht wirklich sehr steil bergauf. Allerdings haben die Einheimischen versucht einen Asphaltweg hin zu zaubern, d.h. es geht keine Stufen hinauf, sondern halt nen Weg. Wir erinnern uns. Die Tina mag ganz doll Stufen. Heisst, nach wenigen Metern begann hinter mir ein leises, aber immer lauter werdendes Klagen. Aber so langsam habe ich mich daran gewöhnt und in meinem Kopf höre ich nur das Rauschen des Meeres und Möwen, die fröhlich rufend um mich kreisen.. Wenigsten klarte es langsam auf und das Gewicht des Ruckssacks war auch kaum noch zu spüren. Ist irgendwie komisch. Der erste Kilometer ist immer der Schwerste. Die Beine tun weh und der Rucksack fühlt sich an, als hätte man sein ganzes Leben reingepackt. Aber nach ne gewissen Zeit gewöhnt man sich daran, ähnlich wie an das Klagen hinter einem. 

Und eh man sich versieht, hat man eine beachtliche Strecke zurückgelegt und der Startpunkt ist kaum noch zu erkennen. Weiter oben verwandelte sich der Weg dann auch. Der Asphalt verschwand und machte Platz für die nackten Felsen, in die versucht wurde Stufen zu schlagen. Dann also doch noch ein Weg der Tina liegt und das Klagen wurde leiser. Es verschwindet aber niemals ganz, denn eine Anstrengung ist es ja immer noch. Auf halber Strecke teilte sich dann der Weg. Ein Weg führte zum sog. Observation Point, dem höchsten Punkt des Canyons. Für uns aber keine Wahl, da er zu lang gewesen wäre. Wir also frohen Mutes weiter zum Hidden Canyon. Muss gestehen, zu diesem Zeitpunkt lässt sich wirklich nicht erahnen, das wir auf dem Weg zu einem Canyon sind, denn wir kämpften uns ziemlich nah an der Felswand entlang, ohne Aussicht auf Besserung.

Die Wege wurden mit der Zeit noch abenteuerlicher und schmaler. Begrenzt wurde der weg an der Felsseite durch eine Kette, an der man sich tunlichst festhalten sollten, denn auf der anderen Seite ging es verdammt tief hinab. 

Wir krallten uns also an die Kette und zogen uns den steilen Weg hinauf. Oben angekommen, stellten wir fest, dass wir uns im Eingang zum Hidden Canyon befanden. Verwunderung über das abrupte Erreichen machte sich breit, aber auch ein wenig Erleichterung darüber, dass es nicht noch ewig nur durch ne Kette vom Abgrund getrennt, weiter geht. Schön war es hier. Man erkannte eindeutig, dass sich hier in der Regel Wasser seinen Weg bahnt und es gab eine kleine Felsplattform, auf der man gut verschnaufen konnte. 

Hmm.. Hier sollte es also schon enden und wir zurück gehen? Ein kleines Schild deutete darauf hin, das hier das offizielle Ende des Wanderweges ist, jedenfalls von dem Teil, der durch die Parkverwaltung betreut wurde. Ein Blick in den Canyon machte deutlich, es gibt zwar keinen Weg, aber lang kommt man da schon. Also sind wir weiter. Der Canyon war ungefähr 10 Meter breit und gespickt mit riesigen Felsen, die vom Wasser irgendwann dorthin getragen (Vielleicht sind die auch einfach nur von oben runtergeplumpst) wurden und einem dem Weg versperrten. Als wir die erste Hürde genommen hatten, offenbarte dieser kleine Canyon sein wahres Gesicht. Die Wände waren teilweise sehr stark vom Wasser ausgewaschen. Aber auf eine weiche Art und Weise, dass man einen unvergleichen Blick auf die einzelnen Gesteinsschichten bekam. Es offenbarten sich, jedenfalls in meinen Augen, regelrechte Kunstwerke in Sandstein.

Und wie schon erwähnt, allein für diese Bilder hat sich der Marsch gelohnt. Wir sind unverdrossen immer weiter in den Canyon vorgedrungen. Dabei wandelten wir zwischenzeitlich  auf richtig feinem Sand, fast so, als wäre hier ein Strand, nur leider ohne Wasser. Dabei gestalteten sich die Felswände auch von Meter zu Meter anders. Auf der einen Seite waren die Felsen ausgewaschen, auf der anderen Seite offenbarten sich steile schroffe Felswände, die so hoch wie ein 20 stöckiges Gebäude schienen. Oder auch zuckersüß mit Moos bewachsen Abschnitte. Grandios. Alle ca. 500 Meter mussten wir uns über eine Schikane aus Felsen und umgestürzten Bäumen kämpfen, die von mal zu mal schwieriger zu bewältigen waren. Wir hatten uns 12 Uhr als Deadline für Rückkehr gesetzt und versuchten uns ganz stark daran zu halten, denn wie gesagt, heute standen noch knapp 160 Meilen auf dem Programm. So sind wir also ne knappe dreiviertel Stunde in den Canyon eingedrungen und es sah aus, als würde es immer weiter gehen. Pünktlich zum 12 kamen wir dann an eine Barriere, die ohne Hilfsmittel nicht mehr zu bezwingen war und kehrten um. So wurde uns diese Entscheidung glücklichrerweise abgenommen, denn mein innerer Columbus wollte eigentlich immer weiter.. und weiter.. und weiter.. Der Rückweg war nicht minder beschwerlich und zeigte an mehreren Stellen eindrucksvoll, dass meine kleine Tina nicht zum Klettern geboren wurde oder aber, dass ihre Schuhe zu glatt waren. Vielleicht auch ne Kombination aus Beidem.

Die letzte Hürde
Klettertina
Riesige Felswände
Felstina

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem Rückweg kamen wir natürlich  auch wieder an den herrlich ausgewaschenen Sandsteinformationen vorbei und da sich die Sonne mittlerweile direkt über den Canyon geschoben hatte, bot sich mit dem Licht auf einmal wieder ein völlig anderes Bild.

 

 

 

 

Am Mund des Canyons angekommen machten wir noch eine Pause und liessen uns mal wieder durch die Freundlichkeit der uns umringenden Mitreisenden überwältigen.

Aber so kamen wir wenigstens zu einem gemeinsamen Bild. Hinten rechts kann man übrigens den Rückweg erkennen. In Fels gehauene Stufen an einer steilen und ausgewaschenen Felswand. Als wir dann zum Abstieg aufbrachen kamen uns ein paar Asiatische Touristen entgegen. Sie Mühten sich redlich, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, trugen dafür aber auch Flip Flops, also offene Latschen. Eigentlich müßte man solche Leute gleich von der Klippe schubsen. Dann würden se Abends beim Sushi nicht stolz verkünden können, dass die den Hidden Canyon Trail in Badelatschen bezwungen hätten und nichts passiert ist.

Meins.. meins.. Meins..

Im weiteren Verlauf muss ich fest stellen, dass die Höhenluft nicht wirklich gut für Tina ist. Sie verfiel in plötzlichen Größenwahn und meinte, all das wird irgendwann ihr gehören. Ich widersprach ihr nicht, hatte zu große Angst, den Abhang runter geschubst zu werden… Wir gehen also weiter. Etwas weiter unten stieg der Sauerstoffanteil wieder und Tina beruhigte sich langsam. Ist natürlich Quatsch.. Uns sind nur die sinnvollen Posen ausgegangen. Unten angekommen trete ich fast auf einen Riesenkäfer. Er bemerkt mich und stellt sich tot. Fein, dann kann ich ihn ja ganz in Ruhe fotografieren und zertreten. Natürlich habe ich den armen nicht zertreten..

Die Rückfahrt im Shuttle Bus gestaltete sich dieses mal ziemlich schwierig. Es ist Mittagszeit und es scheint, als wollten alle Besucher so schnell wie möglich raus ausm Park und an die Futterbuden. Wir mußten stehen. Ich stand ganz vorn und hatte so deutlichen Kontakt zu einem 2.5mal Amerikaner, der, bewaffnet mit einen bewegungsreduzierenden Fernglas, mühelos auch zwei Sitze voll machen könnte. Der Herr neben ihm sah aus, als bekäme er kaum noch Luft, aber anscheinend kannten sich die Beiden. Sie warfen sich jedenfalls wissende Blicke zu. Erinnerten mich ein wenig an Dick und Doof.

Auch im Büro hat alles seine Grenzen

In Springdale sind wir noch in einen feinen Souvenirladen und haben uns ein wenig eingedeckt. Wie gesagt, dieser Park hat bisher den tiefsten Eindruck hinterlassen und ich möchte hier gerne etwas als Erinnerung mitnehmen. Es dauert allerdings ewig, bis ich mich für ein Shirt entscheiden kann. Das mit dem Anstecker ging sehr viel schneller. Es gab dort übrigens ein Shirt, was mit seinem Druck gut zu mir ins Büro gepasst hätte (siehe links ). Auch Tina hatte sich in ein Shirt verguckt. Auf dem Shirt sah man einen Cowboy. Dieser saß zufrieden in seinem Schaukelstuhl und schien den Sonnenuntergang zu genießen. Darunter stand folgender Text: Todays Forecast – Sunny with a Chance of Beer, was übersetzt so viel heißt wie: Vorhersage für heute – Sonnig mit der Aussicht auf Bier. Schade, dass das Shirt nur mit unpassenden Amischnitten gab. Taille kennt der AMI wohl nur ausm TV.

163 Meilentour

Anschließend gings ab auf die Strasse und ab in die Wüste. Die Fahrt verlief ziemlich ereignislos. Kurz hinter der Grenze von Nevada machten wir allerdings nen kleinen Stop und wurden prompt von den Ausläufern der Glücksspielwiese angesprungen. Der kleine Casinoort hieß Mesquite und die Casinos standen schön direkt an der Straße. Als wir Las Vegas immer näher kamen, so sagte es jedenfalls das Navi, erwartete ich eigentlich ne richtig menschenleere Wüste und an deren Horizont müßte dann die bunte Oase auftauchen. Leider war es so aber gar nicht. Entlang der Strecke gab es immer wieder kleine Orte und Industriegebiete. Also nichts mit ewiger Einöde.. Obwohl, in den Nestern hätte ich niemals nich wohnen wollen. Dann tauchte sie auf. Die Fatamorgana des Glücksspiels. Ziemlich gewöhnlich aus der Ferne und vor allem mit diesem Licht. Es sah nach einer in die Weite gezogenen Stadt mit einigen Hochhäusern im Kern aus. Gar nicht funkelig.. Das Navi lotste uns verlässlich in die Innenstadt und siehe da, unvermittelter Weise standen wir auf der Hauptschlagader, dem sog. Strip. Uuii.. Ganz schön viel Verkehr und auch Menschen.. Und doch so wenig Parkmöglichkeiten.. Wo schlafen wir heute Nacht eigentlich.. Wenn man aus beinaher Wüste in dieses Gewusel stösst, verwirrt einen das schon ordentlich und ich brauchte einiges an Zeit, um mich dran zu gewöhnen und nicht nervös, wie ein Fahranfänger, über die Spuren zu hopsen. Am Morgen hatte ich über booking.com schon mal nen Blick aufs Hotelangebot geworfen und das Hilton ist mir für 50$ die Nacht im Gedächtnis geblieben. Aber wo ist das Hilton.. Verdammt.. Wir sind den Strip erstmal runter gefahren und haben dann neben einem Hotel (Mir fällt partou der Name nicht mehr ein) gehalten, um uns ins dortige WLAN zu schleichen. Hat aber nicht geklappt und die Ecke in der wir standen, sah auch nicht vertrauenswürdig aus. Also wieder zurück.. Gleiches Spiel noch mal auf dem Parkplatz vom Super8 Motel. Aber auch hier haben wir kein Glück.. Tina fand mittlerweile das Hilton im Navi, also sind wir erstma dort hin.. Ein ganz schöner Klotz und überzeugt hat es uns auch nicht sofort, außerdem, hier aufm Parkplatz haben wir immernoch keinen WLAN Empfang um zu buchen. Verzwickte Situation.. Dann eine Idee. Jeder Starbucks hat doch freies WLAN. Wo ist der nächste? Das Navi sagte, nur 500 Meter von uns entfernt, also den Wagen stehen gelassen und losmarschiert. 500 Meter.. Hah.. Das war mindestens ne Meile und natürlich hatte der auch nen Parkplatz. Wie auch immer. Wir haben uns nen Kaffee bestellt und das Notebook aufgeklappt. Hat auch alles wunderbar funktioniert, bis in mir ein kleines Unwohlsein hochkam. Unser Wagen stand auf dem Parkplatz vom Hilton und wir wohnen nicht im Hilton. Was, wenn die unseren Wagen einfach abschleppen.. Panik.. Bin dann erstma los und habe Tina im sicheren Starbucks gelassen. Wenn der Wagen weg wäre.. Man, das wär echt Horror und dann wären die sogar noch im Recht. Aber wahrscheinlich habe ich mir viel zu viele Gedanken gemacht. Der Wagen war natürlich noch da und ich konnte friedlich zum Starbucks zurück. Nun gut, ein Bett hatten wir aber immer noch nicht und so langsam wurde es dunkel. Zwei Hotels kamen letztendlich in die engere Wahl. Der Stratosphere Tower, ziemlich am Ende des Strips, dafür aber mit Mordaussicht oder das Harrahs, mitten aufm Strip, aber mit sehr durchwachsenen Bewertungen. Drucks Überleg.. Hin und Her.. Geworden ist es das Harrahs (90$ für zwei Nächte). Und ab zum Hotel. Der Starbucks befand sich übrigens auf Höhe des Stratosphere Tower Hotels und zum Strip wäre das fussläufig ne ganze Ecke gewesen. Was das angeht, gute Entscheidung. Nun tauchten wir ganz langsam in die Glitzerwelt ein. Nachdem wir den Wagen im riesigen Hotelparkhaus abgestellt hatten, versuchten wir uns zur Reception durchzuschlagen. War auch wieder gar nicht so leicht, denn kaum öffneten sich die Tore des Hotels, befand man sich in einer lauthals blinkenden Glücksspielwelt. Überall bunte Lichter, lockende Geräusche, Leute mit Bier und ganz wenig Hinweisschilder.

Und das ist nur die untere Etage

Als wir die Reception dann endlich gefunden hatten, fanden wir uns in einer beachtlichen Schlange wieder. Einchecken hat hier was von Massenabfertigung. Die hatten ca. 10 Schalter, von denen heute aber nur vier geöffnet waren. Das Einchecken an sich lief sehr professionell ab und auch meine Buchung war schon im System. Fein, na dann ab aufs Zimmer. Aber auch das war gar nicht so leicht. Das Ding hat 2500 Zimmer und wir wohnten im Hastenichtgewusst Turm. Aber auch diese Odysee meisterten wir mit Bravour. Das Zimmer selber kam einem dann wirklich wie eine Oase vor. Klar, man sah dem Zimmer seine Jahre an, aber es war sauber und ich fühlte mich wohl (bei 4Sternen sollte man das auch erwarten können). Wir haben uns dann kurz gesammelt und sind ohne Kamera ins Getümmel eingetaucht. Erstmal ein Bier, dachten wir. Sollte ja in dieser Riesenlobby nicht so schwer sein, aber leicht war es wiederum auch nicht. Die Architekten dieser Tempel sind echte Meister der Verwirrung. Wir bekamen dann am asiatischen Futterstand zwei Heineken. Beim Bezahlen gab ich allerdings zu wenig Geld und kassierte einen derart abwertenden Blick von der anderen Seite des Tresen, das ich gleich losrennen wollte, um mir wirklich ein paar Drogen zu kaufen. Neben uns sassen zwei abgehalfterte Schicksen, natürlich sturzbetrunken, aber es war auch schon Dunkel draußen oder doch nicht? Egal, Tageslicht dringt hierher eh nicht durch und wahrscheinlich würden die beiden Damen bei der Berührung des Lichts auch augenblicklich zu Staub zerfallen. Jedenfalls mussten die uns anquatschen, das auf eine Art, wie es nur Besoffene können. Ich gab preis, das wir aus Deutschland wären, sie wiederum, dass es sich bei dem Wrack neben ihr um ihre Schwester handele (sieh sah eher aus, wie ihre Mutter) und das sie auch schon mal in Luxemburg war. Aha, meinte ich.. Luxemburg ist nicht Deutschland. Das ist echt ein Phänomen bei den Amis. Wenn die mir erzählen, das se aus Amerika kommen, sage ich doch nicht, cool, ich war auch schon mal in Kanada. Wie auch immer, wir haben schnell die Kurve gekratzt. Dann eine Entdeckung. Hier darf man überall rauchen!! Heisst, ich konnte dort mit nem Bier rumlaufen, glotzen und das Ganze mit ner Zigarette. Warum ich das so spät bemerkte? Weil die Klimaanlagen hier echt gute Luft machen, jedenfalls, wenn man weiß, dass hier überall gequarzt wird. Habe mich umgehend an den Film ‚Fear an Loathing in Las Vegas‘ erinnert gefühlt, nur da durfte man wirklich überall rauchen, selbst im Fahrtsuhl. Und dann der verlegte Teppich. Original 70er und für Leute im Rausch bestimmt ein buntes, sich bewegendes Fest. Wir also vergnügt unser Bierchen geleert, unter Zuhilfenahme der Mitarbeiter, wir wussten nämlich nicht wohin mit den leeren Flaschen, in den Müll geschmissen und raus auf die Strasse. Der sich nun eröffnende Blick hatte ganz und gar nichts damit zu tun, was wir bei Tageslicht wahr genommen haben. Die Eindrücke prasselten nur so auf einen ein. Es war laut, hell und ohne Gleichen wuselig. Wir bogen nach links und mischten uns unters Volk. Sofort wurden uns von kleinen Mexikanern Flyer in die Hände geschoben. Nicht wissend, was das ist, nahmen wir sie beim ersten Mal. Die Flyer sollten verdeutlichen, dass es kein Problem wäre in dieser Stadt Anschluss zu finden. Im Klartext, es handelte sich um kleine Zettel mit nackten Frauen und deren Nummern drauf. Schön fand ich auch, dass die kleinen Handlanger keinen Unterschied gemacht haben. Tina hat die Zettel genauso in die Hand gedrückt bekommen. Aber davon haben wir uns nicht aufhalten lassen, wir haben ja uns. Wir also weiter. Auf der rechten Strassenseite begann auf einmal ein herrliches Wasserschauspiel. Im Vorgarten des Bellagio spielte klassische Musik und passend dazu schossen Wasserfontänen in den Himmel. Grossartig.. Leider ging es nicht lang, aber es hat gereicht, um einen anzufüttern.. Wir also weiter.. Die Hotels an sich sind äußerst beeinduckend. Das Paris zum Beispiel hat den Eifelturm im Vorhof zu stehen und die Lobby/Casino des Hotels ist so hergerichtet, das man den Eindruck bekommt, man wandele unter freiem Himmel und das dann noch in einer süßen französischen Kleinstadt. Oder das ‚New York, New York‘. Ein Nachbau der Skyline New Yorks, durch die dann auch noch eine Achterbahn führt.. Genauso das Excalibur. Aufgebaut wie eine Disney Comic Burg. Und am Schluß noch das Luxor. Es soll an die Herrlichkeit des alten Ägyptens erinnern. Das Hotel besteht,  neben nem Haufen Seitenflügeln, aus einer Glaspyramide, aus deren Spitze bei Nacht ein Laserstrahl in den Himmel zeigt. Wahnsinn.. Und jedes Hotel hatte natürlich sein eigenes Casino oder auch andersherum. Leider haben wir es diesen Abend nicht mehr in Treasure Island und auch nicht ins Caesars Palace geschafft, aber morgen ist ja auch noch ein Tag. Nach schier endlosem Marsch durch die bunte Nacht schlich sich langsam Hunger und Müdigkeit an uns heran und wir kehrten um. Auf dem Weg zum Hotel, es war gegen ein Uhr morgens, hatten sich die Strassen schon deutlich geleert und wir konnten uns aufgrund der Müdigkeit nicht zu nem richtigen Restaurant durchringen. Wir sind dann bei McDonalds gelandet. Wie zu erwarten, völlig enttäuschend, jedenfalls, wenn man es im Vergleich zu den bisher gegessenen Burgern sieht. Und dann die Leute.. Hat sich angefühlt, als wäre man Sonntag morgens im McDonalds am Ostbahnhof, denn auch da rennen die ganzen besoffenen Partypeople rum und stopfen sich mit Ballast voll, nur hier hat man niemanden verstanden und alle sahen irgendwie grimmig aus.. Ich fühlte mich hier jedenfalls sehr unwohl und überhaupt nicht sicher. Nach dem letzten Happen ging es dann auch schnurstracks und ohne zurück zu blicken ins Hotel. In unserem Hotel ging immer noch die Lutzi. Nur, dass sich die Gesichter der Wahnsinnigen verändert hatten. Sie waren irgendwie tot und gleichgültig.. Spielen, um jeden Preis. So sah es aus. Kein Flair, kein Glitzer, nur das nervende Blitzen und Gebimmel der Automaten. Wie dem auch sei, wir sind brav ins Bett gefallen und haben uns nicht anstecken lassen.

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