Nachdem wir gestern wirklich schnell eingeschlafen sind, bin ich heute auch schnell aufgewacht. Aber wenigstens von alleine. Da der Raum kein Fenster besaß, eröffnete sich vor meinen Augen stockfinstere Nacht. Ich schnappte mir den Bademantel und taperte über den außenliegenden Flur (und mit außen meine ich draußen) zum Mens Bathroom. Glücklicherweise war es dort warm und es gab auch die restlichen Utensilien, die ich, aufgrund der Dunkelheit und meines Wunsches, die Dame noch nicht aus Ihrem Schlaf zu reißen, natürlich im Zimmer gelassen hatte.

Zurück im Zimmer weckte ich zärtlich Tina. Hatte aber auch keine Wahl, denn kein TV, kein Internet und viel schlimmer, kein Licht. Obwohl, als Tina Ihre Augen öffnete, wurde der kleine Raum schon ein wenig erhellt. Ich zog mich an und ließ die Dame erstmal zu sich kommen. Draußen schnitt nämlich die Sonne Strahlen durch die Bäume, ich schnappte mir also die Kamera und los. Das Gelände war riesig und bestand aus mehreren stimmigen Gebäudekomplexen. Viele der andere Zimmer hatten übrigens ein eigenes Bad. Und auch ein eigenes Fenster..
Bei meinem Streifzug über das Gelände durfte ich miterleben, wie der Parkranger den Tag eröffnet. Er sang dazu die Hymne des Landes und Alle sich ebenfalls im Freien befindenden AMI People klatschen Ihm Beifall. Stellt euch das mal in Deutschland vor, also im jetzigen.. Morgens im Innenhof meines Arbeitgebers mit der Nationalhymne auf der Kehle die Fahne hissen. Verrückt… Mit klirrenden Händen geht’s nach ner halben Stunde zurück in den Bunker. Die Frau ist mittlerweile auch schon beim fertigmachen.

Sieht süß aus in dem Zimmer, mit der Beleuchtung, einem kleinen Spiegel und einem Minilichtspender. Ab zum Frühstück. Please wait to be seated. Toll, Namen nennen und warten. Wenigstens gibt es schon miesen Kaffee in der Lobby. Lesen in einer CowboyPferde Zeitschrift und sind ein wenig entsetzt über diesen Markt. Werden aufgerufen. Am Platz drängt uns der Kellner O-Saft und Kaffee auf (Habe meinen von draußen noch in der Hand). Egal, es scheint die Sonne, obwohl anders angesagt und die Laune steigt. Das Buffet selber sieht ziemlich lustlos aus. Es gibt wieder keine Waffeln!!!! Keinen Bacon!!! Und das Rührei sieht nach Fertigei aus. Satt wurden wir, aber für den Preis hätte ich einfach ein wenig mehr Liebe erwartet.
Schnell Sachen gepackt und den Raum geräumt. Es ist nun 10Uhr. Das weiss ich, weil der Orangensaft heute morgen eine ganz besondere Wirkung auf mich hatte. Wollten um Wawona wandern, konnten uns aber im VisitorCenter zu nichts durchringen und sind dann doch bequem mit dem Auto ins Valley gefahren. Mussten ja eh dort lang, auf dem Weg nach San Francisco. Im Valley angekommen, wollte ich eigentlich zum Columbia Rock aufsteigen, aber irgendwie steckte uns der gestrige Ritt noch ordentlich in den Knochen und die Lust auf Kraxelei hielt sich in engen Grenzen. Haben uns nach endlosem Rasten vor dem Visitor Center für die einfachste Variante entschieden. Den Mirror Lake. Wir schlichen in Zeitlupe zur Bushaltestelle. Der Shuttlebus bringt uns direkt zum Startpunkt des Weges (American Way of Life?!). Im Bus ist dann Schluss mit Ruhe und Entspannung. Wir dürfen einer total nervigen AMI Familie zuschauen und zuhören, wie se den ganzen Bus unterhält, obwohl der Vadder nur seine Bälge zähmen will und das waren nicht wenige. Sind zum Glück eine Station vor uns raus. Nächste Station Mirror Lake, schallt es quakend aus dem Buslautsprecher. Wir also raus.

Vor uns ein Weg, gepflastert mit Pferdekacke, dass muss er sein. Wir kommen an eine Brücke. Ich meine, der Weg geht vor der Brücke rechts weg, denn dort geht die Pferdestuhlspur lang und auch viele andere Leute. Nach 20 min habe wir den See immernoch nicht im Blick und wir schauen gemeinsam in den Plan. Oh Gott, Mirko hat sich geirrt!!! Das ist nicht der Weg zum Spiegel See, dies ist nur ein Weg, auf dem sich Pferde ma so richtig gehen lassen können und die dämliche Touris anschließend einen Hindernisslauf absolvieren können. Wir also umgekehrt. Es sei erwähnt, dass die Pferde, an denen wir vorbeikamen, nicht gerade fröhlich aussahen. Ich sage, es lag daran, dass die Tiere durch Ihre eigene Scheisse trampeln müssen, auf der anderen Seite, sie müßten sich ja auch nicht auf den eigenen Weg scheissen. Tina meinte, es könne ebenso an den völlig überfressenen Reitern liegen, die sich auf dem Pferd gerade so bewegten, als wären es nasse Säcke Reis. Wie auch immer. Diesmal gehen wir über die Brücke und folgen brav der Strasse. Der See eröffnet sich uns in mehreren Teilen und relativ überlaufen. Dennoch ein sehr schönes Ensemble, gelegen am Fusse des Halfdome (grosser Felsenhügel, der uns Schatten wirft) gelegen. Fotos, rasten und zurück.

Auf dem Rückweg überholen wir eine komische Truppe, die man so auch gut vor nem deutsche SozialAmt treffen könnte, allerdings würde man sich dort über die schwertartigen Taschenmesser wundern.
Die Fahrt, raus aus dem Park, gestaltet sich, was den ersten Abschitt angeht, sehr langwierig. National Parks sind halt Schleichergebiete. Speeding kills Bears (Rasen bringt Bären um) steht überall auf den Schildern. In Mariposa gibs den ersten Stop. Die Raserei hat mich Müde gemacht und ich brauch nen Kaffee. Nur leider finden wir hier keinen.. Jedenfalls nichts, was nicht nur nach braunem Wasser aussieht. Es geht also weiter. Tina schnappt sich das NB und beginnt zu schreiben. Die Strecke hat eine Geamtlänge von knapp 230 Meilen und das Navi schickt mich schon wieder über eine sehr geile Strecke, aber anscheinend mit Bedacht. Die Vegetation ändert sich wieder sehr schnell. In der Ebene sehen die Hügel aus, als wären sie mit Samt bedeckt, dazwischen liegen weite Flächen auf denen Steaks und Pferdewürste grasen. Zwischendurch wieder riesige Plantagen verschiedenster Früchte. Mandeln. Pistatien, Kirschen.. Hatte immernoch keinen Kaffee, grummel, werde aber irgendwie auch so wacher. Tina meint plötzlich, Schluss mit schreiben. Einen Kaffee und sie fährt mal wieder!! Oha, na dann man nen Kaffee gesucht oder doch vielleicht Kalkül von Ihr, weil ich die letzten 100 Meilen auch schon keinen gefunden habe? Am Anfang der Strecke hatte ich verdammt viele Starbucks gesehen, aber Starbucks Kaffee ist ja kein richtiger Kaffee. Jetzt würde ich mir einen herbei sehen, doch in dieser Einöde gibs einfach nichts. Entdecke am Straßenrand drei alte Autos. Es sieht aus wie eine Falle, gemacht, eben für Leute wie mich. Wir halten und ich schleiche mich, nur bewaffnet mit meiner Kamera, an die Karossen heran. Es scheint ruhig zu sein, alles was ich höre ist der Wind im Gras und den Auslöser meiner Kamera.. klack.. klack.. Glück gehabt. Die Zusammenstellung der Karossen ist allerdings nicht so überragend, so dass wir alsbald weiter fahren.
Wenig später entdecke ich mitten in einem Feld einen Espresso Shop.. Notbremsung und runter vom Highway. Und? Geschlossen..!! Klar, so in Mitten der Einöde hält ja auch niemand an, außer vielleicht mir. Kurz vor San Francisco ab an ne Tanke und Dreckskaffee gekauft. Weiter.. Das Navi schickt mich nun direkt durch einen Ort und dort natürlich direkt an einem STARBUCKS vorbei. Innerlich koche ich. Durch die eigenmächtige Änderung der Route (böses Navi) fahren wir über San Jose, also von unten nach SanFranciso rein. Finde ich persönlich ziemlich doof, weil nicht über ne Brücke, aber umkehren?? Genauso blöd… Egal. Die Spannung steigt und es wird langsam dunkel. Wir haben uns ja am Morgen schon ein Hotel rausgesucht. Ein günstiges Super 8, direkt in der Innenstadt. In der O´Farrel Street. Als wir in die Strasse einbiegen, erstreckt sich ein voll Hippes und Buntes Viertel vor uns. Natürlich liegen genau vor unserem Hotel lauter Penner herum und es sieht aus, als wäre man in die dunklen ‚Strassen von San Francisco‘ (Fernsehserie aus den 70ern) eingetaucht.

Und an nen Parkplatz, also geschützt in ner Garage oder so, ist hier auch nicht zu denken. Uns beiden steht ungefähr folgender Gedanke im Gesicht „ hkhbhhHILFEknakksb „ Wir lassen uns überhaupt nichts anmerken und und halten erst gar nicht an. Auf zu Hotel zwei. Eher an der Bridge gelegen und in unserer damaligen Auffassung weit ab vom quirligen San Francisco. Wir biegen also die nächste Kreuzung links ab und befinden uns mit einem Schlage in dem San Francisco, wie man es aus dem Fernsehen kennt. Hügeligen Strassen, unübersichtliche Kreutzungen, überall Lichter und Menschen… Ich bin total aufgeregt. Plötzlich CabelCar von rechts.. Dann der Berg runter.. durch nen Tunnel.. Ich passe mich nur langsam an und bin froh, als unsere nächste Station entdecke, danke NAVI.Wenn ich mir vorstelle, diese Tour an Hand einer Karte zu fahren, dass dann noch geführt von meiner talentierten Beifahrerin. Ich bin jedenfalls noch nie so wirr durch eine Stadt gefahren.. So richtig wollte unsere Odyssey aber noch nicht enden. In dem Hotel gab es nur noch ein Raucherzimmer und das dann für 100$. Zack, weiter.. Halten wenig später bei einem American Best Value und bekommen das Bett für 70$. Fair, gut und genommen. Parkplatz ist auch dabei. Gegessen wird bei Mels Diner schräg gegenüber, sehr geil.

Habe die ganze Fahrt noch nicht so ein schönes Diner gesehen und die Karte ist so nachhaltig, da könnte man direkt 50 Pfund zunehmen. Anschließend geht’s noch um den Block, denn die 50Pfund sind für die anderen. Wollten erst mit dem Bus zur Golden Gate Bridge. Der kommt aber nicht oder wir verstehen den Plan nicht, also laufen wir. Sieht alles nicht weit aus, ist aber verdammt dunkel. Gelangen zum Exploratorium, einem Überbleibsel der Weltausstellung von 19weißichnicht. Jedenfalls erfreuen wir uns an dem Bau und unsere guten Laune.

Innerlich habe ich beschlossen, dass ich heute noch zur Bridge will, aber dass behalte ich natürlich erstma für mich.. Wir tappern also weiter, völlig ziellos natürlich.. Als nächstes gelangen wir zum Crissy Field, einem ehemaligen Militärflughafen der jetzt zu einem sehr schönen Park umgebaut wurde. In der Dunkelheit, die in der Tat bemerkenswert ist, sieht man allerdings nur einige beleuchtete Grasflecken und in der Ferne die Bridge. Ich merke, die Laune sinkt. Weiß nicht wie, aber ich schaffe es, dass wir weiter gehen. Hoppla, mir fällts wieder ein. Ich meinte, da oben fährt der Bus. Verstehste, der Bus, der uns zurück zum Hotel bringt.. Und ja, natürlich fährt noch ein Bus, ist doch erst halb 12.. Es klappt jedenfalls. Nun heißt es, eine unbeleuchtete Strasse, bergauf, neben der Leitplanke, entlang zu wandern, um vom Crissy Field hinauf zur Bridge zu gelangen.

Gruselig könnte man sagen. Man muss ja immer daran denken, wir sind in einer bösen Stadt, um uns herum kein Leben. Dennoch fühlte ich mich verdammt sicher (Anme. der red.: Es war arschkalt und super gruselig).. Ach ja und dass die Strasse zur Bridge führt.. Äh, dass war eher ne Ahnung.. Na ja, zum Glück behielt ich recht und oben angekommen kann ich einen sehr schönen Blick auf die Brücke erhaschen. Der Bus fuhr glücklicherweise wirklich noch und hat uns sogar bis vor die Tür des Hotels gefahren. Es ist jetzt halb eins und der letzte Bus. Die Anspannung läßt nach und wir freuen uns sehr aufs Bett.. Gute Nacht..
