DAY SEVEN – Nacht der langen Messer

Guten Morgen liebe Sorgen, seit ihr auch schon alle wach, habt ihr so schlecht geschlafen, na dann ist ja alles klar.

Gestern Abend.. Ja.. Gestern Abend dachte ich ja noch, toll, Zelten. Als wir uns ins Zelt begeben habe und in die Schlafsäcke einmummelten war auch allet in Ordnung. Es war warm und sogar bequem, nach dem ich mir meine Sachen als Kopfkissen geformt hatte. Aber so eine Nacht kann lang werden. Ich konnte jedenfalls nicht einschlafen und so nach und nach verwandelte sich die Wärme in meinem Schalfsack in klirrende Kälte. Dann mußte ich auch noch auf Klo (tolle Idee mit dem Bier), also rauspellen, ab in die Kälte, alles wohlgemerkt in Schlafklamotten, also ohne Hose (Unterhose natürlich schon ;)) und wieder zurück. Dachte, vielleicht gehts ja jetzt. Pustekucken, ich habe die Kälte nicht in den Griff bekommen. Im Übrigen, die Dame neben meinte auf Nachfrage, ihr ginge es gut, nur die Füsse wären ein wenig kalt. Ich für meinen Teil haben dann entschlossen mich in den Wagen zu verziehen, in der Hoffnung, wenigstens noch ein bisschen zu schlafen. Das Schöne am Wagen war, es kam von unten keine frische Kälte, aber richtig warm wurde mir dennoch nicht mehr. Und dann der Wagen. Ich habe ja nun schon in einigen Fahrzeugen geschlafen, zugegeben, es waren vorwiegend, wenn nicht sogar ausschliesslich deutsche Fabrikate, aber ich konnte den Sitz erstens nicht weit genug nach hinten schieben und zweitens die Lehne. Die Mechanik stoppte einfach irgendwann, ohne erkennbaren Grund, heisst ich bin noch lange nicht so tief gewesen, dass ich auf der Rücksitzbank aufgeschlagen wäre und mich in die Waagerechte hätte begeben können. So ein Mist, ne richtige Schlafposition bekomme ich so also auch nicht zusammen. Ein wenig muss ich dann doch noch geschlafen haben, denn das Geräusch des Weckers habe ich nicht unbedingt erwartet, so wie ich zusammengezuckt bin. Der Wecker klingelte, als die Uhr 4:20 schlug. Ein Unfall, nein. Die Sonne geht hier gegen 05:25 auf und ich wollte wirklich unbedingt dabei sein, denn Sonnenaufgänge finden ich persönlich immer schöner als die Untergänge. Sie wirken einfach frischer und spenden nicht so verbrauchtes Licht. Wie auch immer. Es wurde tatsächlich auch schon hell, das hieß, höchste Zeit zum losfahren und sich einen geeigeneten Platz suchen. Zugegeben, ich fühlte mich wie ne alte Fussmatte in nem Taxi, aber man ist höchstwahrscheinlich nur einmal hier, also Arschbacken zusammenkneifen und los. Für den Sunrise (Sonnenaufgang) hatten wir uns den Yaki Point ausgesucht, weil dieser mit dem Auto erreichbar war und wir nicht wußten, ob die Shuttle Busse schon fahren. Wagen geparkt, die Mitreisende, natürlich immer noch im Schlafsack und Sehschlitzen, angeschaut und mit den Worten, du kannst ja nachkommen, losgeflitzt. Kaum aufm Weg musste ich feststellen, das es immer noch nicht wärmer geworden ist und dass der SHUTTLE BUS schon fährt. Ich renne ihm entgegen, in der Hoffnung, er hält an der Biegung zum Yaki Point an und nimmt mich mit. Ich fuchtele wild mit den Händen, aber er biegt einfach ab. Hielt mich wohl für ein wildgewordenes Eichhörnchen, dass ihm wegen seiner Sehstärke so groß vor kam. Egal, ich latsche weiter. So langsam wird mir auch warm. Dann höre ich wieder Motorengeräusche und vor mir taucht ein weiterer Abzweig auf, der vom gleichen Bus angefahren wurde und dieser biegt nun gleich wieder auf meine Strecke in Richtung Yaki.. Und wieder beginne ich zu rennen, mache mich deutlich bemerkbar, aber der Sack fährt wieder einfach weiter. Ist ja nicht so, das ich gerade mal nen Meter von seinem Bus entfernt stand. Er hat nicht mal geguckt. Denke, dass der Bus von einem Roboter gefahren wird. Ein Mensch hätte mich doch nicht stehen gelassen, oder? Zur Erinnerung, wir hatten diese Nacht Minus 2 Grad. Egal, weiter.. Es war noch ca. ein Kilometer bis zum Aussichtspunkt. Da hörte ich ein Geräusch. Ich stoppte und schaute nach rechts in den Wald. Meine Augen brauchten ein wenig, um zu erkennen, dass dort ein rentierähnliches Riesenvieh stand und mich mindenstens genauso erschrocken anschaute. Nach einer kurzen Pause, die das Rentier beendetete (ich war wohl eher unteressant für das Vieh, als es das für mich war), marschierte ich weiter. Als ich am Yaki Point ankam wähnte ich mich in völliger Einsamkeit und genoß das Schauspiel des Lichts und der Ruhe. Unverrichteter Dinge kam dann schon der nächste Shuttlebus. Dieses mal nicht leer.. Die faulen oder auch besser informierten Touris ergossen sich über das Gelände. Im Endeffekt haben sie aber nicht groß gestört. Habe mir für den Aufgang einen Platz direkt an der Rim (Canyon Kante) gesucht, den so bestimmt kaum einer von denen erklommen hätte.

Der Aufgang über der North Rim

 

Es war ein großartiges Schauspiel und ich habe es mir nicht nehmen lassen, dieses ausgiebig zu genießen. Wunderte mich allerdings ein wenig, warum Tina noch nicht da war, aber bestimmt schläft se noch ganz wunderbar im Auto.

blick nach links
Blick in die Mitte
Blick nach rechts

 

 

 

 

 

So langsam fühlte sich der Canyon mit Licht und mit dem Licht kam auch die Wärme. Mittlerweile war ich ich bis aufs Mark durchgefroren, aber ich wollte noch nicht zum Auto. Ich beschloß meinen Platz aufzugeben und mich weiter östlich an der RIM zu vergnügen. Dabei kam ich an den restlichen Voyeuren vorbei. Eine Familie hatte ihren Kleinsten auf einen Baum geschickt und Opa musste diesen nun wieder retten. Dabei stellte sich Opa dermaßen blöd an, dass die Familie lauthals kundgeben musste, dass der Kleine wohl eher den Opa gerettet hätte. War das von Opa jetzt so gewollt? Egal. Aber an diesem Punkt ist aber langsam an der Zeit, Tinas Geschichte zu beleuchten.

Darstellung Tina: Ich konnte dann blöderweise im Auto echt nicht schlafen und entschied um Punkt 5.17 zum Yaki Point zu gehen. Hose an und los. Muss ja da gleich sein. Oder doch nicht? Verflucht, die Straße geht ja ewig. Wann bin ich endlich da? Huhu, irgendwie gruselig so allein. Entgegen meiner Natur ins Joggen übergegangen. Nach etwa 20 Minuten war ich endlich da. Sehe ein paar Leute. Aber Mirko nicht. Links nicht, rechts nicht. Verflucht wo ist er? Doch nicht etwa auf dem Frühstücksteller eines Bären? Oder auf ne Klapperschlange getreten, verlaufen (unwahrscheinlich) oder sogar in den Canyon gefallen (gar nicht so unwahrscheinlich wie er da immer an den Rändern rumkrackselt). Mir wurde sehr unwohl. Aber vielleicht ist er ja auch schon auf dem Weg zum Auto und geht nur woanders lang, dass ich ihm nicht begegnet bin? Sonnenaufgang ist ja nun auch schon ne viertel Stunde um. So späktakulär sah der ja auch nicht aus. Bestimmt ist er los. Also zurück zum Auto. Zwischendurch immer wieder nach ihm gerufen. Nix. Am Auto auch nix. Jetzt kam schon dezente Panik auf. Aber was sollte ich tun? Sein Handy lag schön bei mir im Auto.  Hab mich erstmal rausgesetzt und ein Kreuzworträtsel in der langsam wärmer werdenden Sonne zu lösen versucht. Ohne Erfolg. Hatte mir vorgenommen, so gegen halb Acht so richtig panisch zu werden.  Zwei Stunden schien mir zu viel. Gesagt getan. Punkt halb acht wurde ich so richtig panisch vor Sorge. Nochmal los Richtung Yaki Point, mit Namen rufen und so. War ich froh, als sich Umrisse und unverwechselbarer Mirkogang auf der anderen Straßenseite abzeichneten!

Nun gut, vielleicht hat Tina doch nicht die ganze Zeit geträumt. Der Punkt an dem wir uns hätten treffen müßen, war die Familie an dem Baum mit dem kleinen Kind. Die hat sie nämlich auch gesehen und gehört. Na ja, ich bin jedenfalls in östliche Richtung abgedampft und konnte so noch einige herrliche Blicke einfangen.

Der Mensch ist so klein
Sonne & Wärme
Und der Canyon füllt sich

 

 

 

 

Nebenbei konnte ich auf meiem Weg entlang der Rim auch wieder Konatkt zu den Rentieren aufnehmen, die sich mittlerweile bis zur Besucherplatform vorgefressen hatten und von dem Mehr an Licht auch sehr profitierten.

Es gibt von dieser Begegnung noch einige Bilder mehr, aber dieses beschreibt mein Verhältnis zu ihnen am Besten. Ich war halt nur ein flüchtiger Schatten in ihrer unaufhaltsamen Suche nach Nahrung. Hätte ich was Grünes angehabt und nach frisch gemähtem Gras gerochen. Wer weiß, dann wäre daraus wohl noch etwas mehr draus geworden, aber so machte ich mich langsam auf den Rückweg und näherte mich unwissentlich stark der Tina. Ich kroch natürlich nicht auf der Strasse entlang, sondern direkt an der Felskante und kam nur zur Strasse, weil ein Zaun mich dazu zwang. Auf jeden Fall schließt sich hier der Kreis und ich traf auf eine aufgelöste, aber dann doch glückliche Tina.

Mit der nun freudigen Tina ab zurück und Zelt abbauen.

Unser Platz beim Morgengrauen

Die anschließende Nahrungssuche endete mit einem Frühstück an der Tourizentrale. Dabei haben wir einen Raben beim Versuch des Sprechens beobachtet, sehr schön, was die Viecher für Geräusche machen können, vom Klacken über Krächzen bis schreien und rülpsen war alles dabei. Beim Rückzug geriet ich auf dem Parkplatz vorm Grocery schon im Auto sitzend auf die WOISTMEINAUTO Taste der Fernbedienung und brauchte gefühlte 5 Minuten, um es wieder abzustellen („es“ in diesem Falle ein Dauerhupen). Ein Ami, diesmal nicht typisch fett, dafür aber mit Jeans, Holzfällerhemd und Cowboyhut, schaute nur grinsend zu, wie ich fluchend versuchte es abzustellen. Gestärkt und mal wieder sehr nahe am Überfressen, machten wir uns auf zum Kaibab Trail. Dieses mal allerdings mit stehendem Wagen beim Visitor Center und Fahrt in einem Shuttle Bus. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich Tina noch nicht davon in Kenntnis gesetzt, das ich nicht die kleine Tour machen will, sonder die Große 6 Meilen Tour zum sog. Skeleton Point, aber ich dachte, der richtige Zeitpunkt kommt bald. Am Ausgangspunkt der Wanderung angekommen, musste Tina nochmal das Klo, in diesem Fall ein Plumsklo, besuchen. Die sind eine kurze Beschreibung wert: Das ist nicht so ein aus Deutschland bekanntes Plumpsklo in der Größe eines Dixi und mit dem Eimer unter der Klobrille, nein weit gefehlt! Es sind von außen völlig normal und nach WasserClosett aussehenden Toilettenhäuschen mit einem gekachelten Raum, in dem man sich bewegen kann und einer erstmal von außen halbwegs normal aussehenden Kloschüssel. Nur wenn man den Deckel öffnet erkennt man den gravierenden Unterschied – es geht verdammt weit runter, ein tiefes Loch. Diese Klohäuschen sind doch tatsächlich unterkellert und der ganze Keller ist ein Pupuauffangbecken. Was dann aber doch sehr Plumpskloähnlich war, war der unverkennbare Geruch der Exkremente verschiedener Menschen. Vieler verschiedener Menschen. Diesen Geruch, der ihr beim Betreten entgegen schlug, vertonte Tina mit einem draußen noch deutlich hörbaren „Äääh, Iiih, Bäh, Oohh“ und die Dame, die eben vor ihr den Tempel verliess ‚freute‘ sich über das Kompliment. Soviel dazu, nu aber erleichtert auf die Wanderung!

Beim Pfadenkreuz war der SkeletonPoint und wir auf der Hälfte

Das schöne auf dem Weg in so einen Canyon ist ja, dass es bergab geht. Tina stellte aber schon frühzeitig fest, dass wir das auch wieder zurück müssen… Aber daran wurde erstmal nicht gedacht, gekrackselt und die Aussicht genossen. Es wurde auch zusehends wärmer je tiefer wir kamen. Punkt für Punkt passierte man und mit der Aussage, jetzt können wir ja auch noch zum Skeleton Point runter, wir haben die meisten Höhenmeter ja schon gemacht, sitzt man dann irgendwann nichtsahnend am Zielpunkt. Es ist unser erster Wanderzielpunkt und die Ruhe ist unglaublich. Die Wanderwege in den National Parks sind  sehr überlaufen und es gehört eine große Portion Kraft dazu, sich diesen Massen zu entziehen und weiter zu gehen. Auf jeden Fall waren wir hier fast allein, nur ein weiteres Pärchen saß auch noch da und schon wird man von eben jenem auf deutsch angequatscht. Ich habe spontan beschlossen, dass ich die nicht leiden kann. Also erstmal schöne Fotopunkte weiter weg gesucht, während Tina sich ein Gespräch an die Backe nageln ließ. Abgesehen davon war es schon toll da, haben sogar den Colorado River gesehen.

Colorado River
Stolz wie Oskar
Der Rückweg

Obwohl wir schon so weit in den Canyon reingekrochen sind, war er doch noch ganz schön weit weg. Der Marsch runter zum Fluss hätte nochmals nen halben Tag gekostet und war als Zweitagestour angepriesen. Genug geguckt und auf zum gefürchteten (natürlich nur in Tinas Augen) Rückweg.

Jetzt hatte auch Tina kapiert, wo die Reise noch hingeht
Eine klitzekleine Pause
Die auch ich ab und an brauchte..

 

Die Mittagssonne brutzelte nun auf uns runter, was zu noch stärkerer Tranpiration führte. Als wir den Rückweg bis zu dem auf halber Strecke zum Skeleton Point gelegenen Haltepunkt geschafft hatten, stießen wir auf eine amerikanische Schulklasse. Kaum gesehen, schon haben die uns mit der bloßen Anwesenheit genervt. Man waren da coole Leute bei. Wir wurden natürlich gleich wieder von einem älteren Pärchen angequatscht, ob die auf dem neben uns befindlichen Stein liegende Papiertüte unsere sei. Natürlich NICHT. Aber gute Deutsche die wir sind (und zudem muss man ja echt sagen sind die Nationalparks verdammt sauber, da liegt wirklich kein Müll rum und das fanden wir schon toll) haben wir uns der Tüte erbarmt. Wollten sie eigentlich nur zum nächsten Mülleimer bringen, den wir am Klohäuschen erwartet hatten. Blöd nur dass da keiner war. Und auch das Müll ins Plumpskloschmeißen war ausdrücklich verboten. Also mussten wir den Mist jetzt wohl mitnehmen, Toll da waren noch zwei belegte Brötchen drin. Zusätzlicher Ballast für den Aufstieg. Super, es ist doch toll ein guter Mensch zu sein. Der folgende Teil der Wanderung ist ziemlich steil. Und schier unendlich . Tina wimmert schon rum, von wegen wie sie das schaffen soll. Zwischendruch überholen wir die Schulklasse und Grüppchen davon (nicht so leicht auf den engen Wegen von denen es teilweise sehr steil abwärts geht), kaum macht man ne Trinkpause wird man allerdings zurück überholt. So ging das den ganzen Aufstieg, den wir irgendwie tatsächlich und sogar in ner richtig guten Zeit geschafft haben. Im Nachhinein betrachtet hat es sehr viel Spaß bereitet, auch weil man es geschafft hat und ein bisschen stolz auf sich sein konnte – besonders Tina… Aber anstrengend war es. Die Masse an Wasser, die wir unterwegs getrunken haben, kam nur über unsere Haut wieder raus, war ja auch verflucht heiß in der Sonne (kaum vorstellbar nach der Arscheskälte in der Nacht). Also, zusammenfassend. Beim nächsten Mal unbedingt mind 3 Liter Wasser mitnehmen und Beef Jerky, wir hatten diesesmal richtig geschmierte Bemmen dabei, was auch gut war.

Wieder oben stinken wir wie Iltisse. Ich stinke sogar eher wie ein toter Iltis, der in einem Haufen Pupu erstickt ist. Wie wir das bemerkt haben? Hmm, die Leute im Shuttlebus haben uns äußerst angewiederte Blicke zugeworfen. Aber egal, wir haben wenigstens etwas für unseren Duft getan und sind nicht einfach nur mit dem Bus hin, gucken und wieder zurück. Am Visitor Center flitze ich dennoch ertsmal aufs normale Klo, reiße mir die Sachen von meinem verschwitzten Körper (klingt irgendwie erotisch) und wasche mich mit bloßen Händen und Seife an den wichtigen Stellen. Die anderen Besucher dieses Klos fanden das allerdings gar nicht so erotisch.. Hmm.. Aber was hätte ich denn tun sollen?? Weiterstinken??!!

Nach dem Marsch macht sich langsam die Nacht bemerkbar. Müdigkeit steigt auf. Wir fahren zu unserem letzten Ziel im Grand Canyon – dem Desert View. Auf dem Weg daqhin kommen wir noch an einem Haufen anderer View Points vorbei. Leider halte ich bei fast allen Points an. Und so langsam ist´s auch genug mit Grand Canyon. Sieht zwar immer noch alles extrem beeindruckend aus, aber das nun auch schon den zweiten Tag in Folge und es fehlt langsam Grün und Wasser (ich denke im Nachhinein allerdings, das diese Einstellung eine Folge der großen Müdigkeit war). An einem der Haltepunkte bittet mich ein asiatisches Paar (hab ich an den Augen erkannt) um ein Foto. Ich will natürlich durchs Okular schauen. Doof, da war gar keins an deren Knipse, nur ein Bildschirm. Ich mache trotzdem ein Bild. Sie bedankten sich und stiegen sofort wieder in ihren Bus. Auf dem nächsten View Point hielt ein großer RV, darin zwei Dicke und ein kleiner Köter, die haben anscheinend auch schon genug vom Canyon ud bemerkt, das dieser nicht essbar ist. Es steigt nämlich nur die Frau aus. Der Kerl bleibt lieber gleich beim bellenden Scheissvieh im Bus. Aber ich entschuldige mich hier ausdrücklich für meine Worte. Bin wahrscheinlich einfach nur übermüdet und kann die Dinge nicht mehr genau  einschätzen. In Realität waren die bestimmt noch viel imposanter.

60 heftig müde Meile

Nach einer schier endlosen Fahrt am Rande des Canyons kamen wir kurz nach 18Uhr beim Desert View an. Hier steht ein Aussichtsturm und wie gesagt, die Sonnenuntergänge sollen hier die Phänomenalsten des ganzen Canyons sein. Na, da bin ich ja mal gespannt. Holen uns erstmal Getränke. Ich mir einen Riesenkaffee und die Tina sich nen Indianertee.. Dann setzetn wir uns an den Fuss des Turms. Der View Point ist gespickt mit Bezahlferngläsern und ich raffe mich auf, um meine Neugier zu befriedigen. Am Fernrohr nebenmir müht sich ein Einheimischer ab und bekommt das Gerät nicht zum Laufen. Ich erkläre ihm stolz und grosskotzig, dass man hier nicht nur das Geld reinschmeisst, sondern auch noch diesen einen Drehknopf betätigen muss, ganz wie es die englische Anleitung auf dem Fernrohr vorgibt. Er bedankt sich unterwürfig und ich bin kurzzeitig etwas wacher. Der Blick durchs Fernrohr ist dann eher ernüchternd. Die Müdigkeit zerstört einfach alles. Dann treffen wir noch die Deutschen und in meinem Kopf entstehen leichte Mordphantasien. Nach dem unspektakulären Aufstieg auf den Turm verziehen wir uns auf dessen Rückseite und warten dort auf den grandiosen Sonnenuntergang.

Es war ein Indianerturm
Gut riechen kann man das nicht nennen

Der Sonnenuntergang kam dann ziemlich schnell und eigentlich auch mal wieder ziemlich unspektakulär. Na ja, haben wir also gescherzt und uns nur noch müder gesessen. Wir schlürfen also zum Wagen und Tina schaut im Navi, ob es in absehbarer Entfernung ein Hotel o.ä. gibt. Das nächste eingetragene Etablissment befindet sich 70Meilen entfernt. Gut.. Das kann ja was werden. Ich pfeife mir einen Wachbleibcocktail rein und hoffe, das auf der Strecken noch irgendwas zum Schlafen kommt.

Der Sonnenuntergang am DesertView Point

 

Schleppen uns durch eine wunderschöne Landschaft neben dem Grand Canyon bis nach Cameron. Dort ist ein Schild für ein Hotel, die Trading Post Station. Wir können nicht mehr. Die letzte Nacht plus Wanderung haben uns einfach geschafft und der Wachbleibcocktail versetzt mich in einen ganz komischen Zustand. Habe das Gefühl den Punkt des Schlafenmüssens schon weit überschritten zu haben und mein Kopf sagt andauernd GaGa..  Wir fragen nach einem Zimmer. Ein letztes Zimmer ist wohl noch verfügbar, ich betone, ein letztes Zimmer hat der Indianer noch frei (Befinden uns im NavajoReservat). Ich kippe mittlerweile vor Müdigkeit fast um, zücke meine AAA Karte und unterschreibe. Selbst mit AAA Rabatt für immer noch stolze 96$ (mit rund 70 € somit eins der teuersten des Urlaubs). Dafür bekamen wir aber auch ein 1a Indianerzimmer. Wirklich richtig schön.

Tina ist flupsdiewups im Bett. Ich habe dummerweise beim Auto vors Zimmer fahren eine alte Brücke entdeckt. Der Mond scheint hell und komischerweise bin ich gar nicht mehr so müde, in mir keimt das große Verlangen auf, diese Brücke im Mondschein zu fotografieren. Tina ist total begeistert, kommt aber diesmal nach den Erfahrungen des Morgens doch lieber mit – bewaffnet mit einer Taschenlampe wegen Skorpionen und Schlangen. Wichtig!

Leider sind die Bilder, trotz einer Stunde rumprobierens, mit und ohne Autos, verschiedenen Belichtungszeiten und Standorten doof, weil Brücke bei näherer Betrachtung doof. Dennoch war es herrlich draußen herumzukriechen und beschützt durch Taschenlampentina unbeschwert umherzuwandern. Wir kehrten dann auch wieder schnell ins Hotel zurück, um uns dem eigentlichen Sinn des Aufenthalts zuzuwenden. SCHLAFEN. Gute Nacht..