DAY 14 – Knapp vorbei – DO 20110519

Oh.. den Tag habe ich noch als Gekritzel auf zwei Kassenzetteln… Aber nun, da wir wieder zurück sind, kann ich die Zettel irgendwie nicht mehr finden. Hmm, wahrscheinlich suche ich nicht energisch genug. Also, ich werde versuchen, den Tag aus meinem beschränkten Gedächtnis wieder herzustellen. Schade, denn der Tag hatt es in sich, jedenfalls ausgehend von den gesichteteten Bildern.

Erinnern wir uns. Der gestrige Abend war supi. Habe es im Schlafsack noch geschafft, den Wecker auf Sonnenaufgang zu stellen. Die Nacht habe ich übrigens großartig geschlafen. Es war warm und selbst das nächtliche Pinkeln gehen, Bier ist ja so böse, artete nicht zu einer Qual aus, denn es war ja warm. Meine Kollegin, ich nenne sie jetzt mal so, empfand die Nacht nicht so sonderlich erholsam. In Ihrem Kopf haben sich über die Nacht Vorstellungen manifestiert, die von fiesen Käfern, Skorpionen und Schlangen handelten, die sich in warmen Nächten natürlich viel lieber über wehrlose deutsche Touristen hermachen, als vergnügt in Bäumen und unter Steinen nach Beute zu kramen. Wie auch immer, der Wecker klingelte gegen halb sechs und ich bin freudig wach geworden. Ein Blick entlang meines Schlafsackes offenbarte dann auch, es hatte sich kein nennenswertes Getier an mir zu schaffen gemacht und im Innern des Schlafsackes hätte eh nichts lang genug überlebt. Wir also auf, in den Wagen und ab zum Zabriskie Point. Dort angekommen, mussten wir feststellen, es gab noch mehr bekloppte Europäer im Tal des Todes die an seniler Bettflucht, ich glaube so hat meine Freundin meine Freude am früh aufstehen genannt, leiden.

Nun hieß es warten.. Warten.. Warten.. Mal hier gucken, ob es schöne Bilder gibt, mal da.. Zwischendurch kam ich auf die Idee, ich könnte ja mal versuchen, den Wagen aus dieser Entfernung zu öffnen. Siehe da, selbst 500 Meter Entfernung machten der Fernbedienung nicht aus. Blöd nur, dass das Öffnungssignal anscheinend stärker war, als dass zum Schließen. Aber ich glaube, der Tina war eh langweilig und im Wagen liess es sich viel bequemer ausharren.. Falsch gedacht! Sie kam doch wieder zurück und zauberte mir ein freudiges Lächeln ins Gesicht.

schnarch... schnarch..

 

 

 

 

 

Und dann? Die Sonne ging auf.. Es sah schön aus, wie sich das Licht Meter für Meter überdie zerklüpfteten, aber dennoch irgendwie organisch geformten, Felsen schob. Solche Momente dauern aber nicht lange und ist die Sonne erstmal da, ist das Licht banal.

Außerdem bekommt man davon Hunger, also ab zum Zeltplatz und Frühstücken. Leider kann ich mich gar nicht mehr dran erinnern, ob das Frühstück inklusiv war, aber ich denke eher nicht, denn es war gut. Man konnte sich frische Fettbomben bauen lassen, aus ganz viel Ei, Schinken, Käse und auch Gemüse.. Gemüse.. tss tss.. Ach ja, den Bacon habe ich vergessen. Der war auch frisch, jedenfalls so frisch, wie gebratener Bauchspeck nur sein kann. Er war auf jeden Fall heiß, knusprig und fettig.. Anschließend fix das Zelt verstaut und in Richtung Yosemite National Park aufgebrochen. Kaum saßen wir im Auto, war ich der Einzige, der etwas von der atemberaubenden Umgebung mitbekam. Nach knapp ner Stunde Fahrt, natürlich waren wir immer noch im Valley und hatten keine Zivilisation gesehen, erreichten wir die Mesquite Sand Dunes. Eine kleine, für amerikanische Verhältnisse jedenfalls, Wüste. Also, ich meine, ne richtige Wüste, mit Sand, Sand und Sand, der aussieht, wie zu einem Berg, Düne heisst das bestimmt, aufgeschüttet. Nicht das jetzt der Eindruck entsteht, wir wären durch Zufall hier. Nein.. Hatten uns natürlich im Vorfeld infomiert, was so auf unserem Weg liegt. Leider lagen die beiden Geisterstädte nicht auf unserer Route.. 🙁 Aber die Wüste war auch gut. Habe Tina auch zum aussteigen bewegen können und mit den Worten, nur noch kurz bis da vorn, immer weiter reingelockt, bis wir zur größten Düne kamen. Hier wechselten wir mal kurz die Rollen und Tina musste mich dazu bewegen, dieses Monster zu besteigen. Das erklimmen einer solch riesigen Düne erinnert einen an die ferne Jugend, besser gesagt an Sandkästen und all die neckischen Sachen, die man mit Sand machen konnte. Burgen bauen… Sachen vergraben.. Werfen.. Ach ja, schöne Zeit früher. Und hier hatten wir das erste mal das Gefühl, wir wären am Strand. Doof, ohne Wasser.

Dünen, wie an der Ostsee

 

 

wüst hier
wüst hier
Tinas Meinung zur Wüste

 

 

 

 

 

 

Mein Alkoholproblem

 

Fatamorgana

 

 

 

 

 

500 Meter hohe Dünen 😉
Ach ja, heiss war auch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aber irgendwann hat auch die schönste Wüste mal ein Ende oder man hat einfach keine Lust mehr in der Hitze zu braten. Bildertechnisch könnte ich hier noch einiges zum Besten geben, aber wir haben den Tag ja auch noch andere Sachen erlebt.

Ähm..
Schwerelos

Also, zurück zum Wagen geschleppt. Der Rückweg ging diesmal nur sehr beschwerlich und wir hatten zwischendurch die arge Befürchtung, dass uns das Wasser ausgehen könnte. Und was dann? Wir wären jämmerlich verdurstet und niemand hätte uns gefunden. Auf der nächsten Düne verflüchtigten sich die Gedanken aber immer wieder. Am Parkplatz angekommen, erstmal die Wasservorräte im Wagen geplündert und die Klimaanlange auf Erpelpellekalt gestellt. Unsere nächste Station und erste Sichtung menschlichen Lebens seit Furnace Creek, war Stovepipe Village. Eine winzige Sammlung Holzbaracken und eine Tanke. Haben erstmal den Tankshop gestürmt und etwas Gekühltes gekauft. Vor dem Gebäude selber gabs eine lange Schlange und wir dachten erst, die stehen alle nach was Gekühltem an, aber falsch gedacht. Bei näherer Betrachtung handelte es sich um eine Schlange von Frauen, die sich um das einzige Klo im Umkreis bewarben.

Die Einzige Attraktion dieses Nestes war, neben der Toilette und dem Laden mit gekühltem Nass, dieser Feuerwehrwagen. Hochmodern und allzeit bereit, lauerte der Schrotthaufen wahrscheinlich schon die letzten 40 Jahre auf nen Einsatz. Ich tippe mal darauf, das in ner Wüste nicht mit Wasser, sondern mit Sand gelöscht wird. Wasser ist hier doch so kostbar. Vor lauter Begeisterung sind wir schnell weiter. Die nun folgende Strecke kam mir noch verlassener und trostloser vor. Wir bewegten uns mal wieder durch endlose Weiten. Tina hatte im Reisefüher allerdings noch etwas entdeckt. Einen Wasserfall. Wow, mitten im Death Valley ein Wasserfall? Und dann liegt der noch aufm Weg?! Wir also Ausschau gehalten.. Ist bestimmt mit nem großen Schild oder so versehen. Nach ca. 30 Meilen Fahrt erhaschte ich im Vorbeifahren ein kleines Schild, Darwin Falls hier lang. Vollbremsung, Wenden und zurück. Oha, hier gehts also zu den Wasserfällen. Ich fuhr langsam runter von der befestigten Strasse, hinein in die Wildnis. Klar, man konnte erkennen, das es sich um einen Weg handelte, aber ob der für Autos bestimmt war? Er unterschied sich vom Rest der Umgebung nur durch die nicht ganz so großen Steine. Eigentlich hätte ich gerne gewendet, aber selbst das ging nicht. Der Weg war zu eng.. Also quälte ich mich weiter.. Wahnsinn, es hat andauernd gepoltert.. Andauernd flogen Steine gegen den Wagen und ich betete zu wem auch immer, das nicht einer dieser Steine auf die Ölwanne trifft. Und dann noch das, der Weg an sich war 2 1/2 Meilen lang, umgerechtnet also vier Kilometer. Auf der Hälfte der Strecke erspähte ich ein weiteres Fahrzeug. Wir wurden verfolgt und der Wagen holte auf. Bei dem Fahrzeug handelte es sich natürlich nicht um einen Jeep oder sonst wie nen Wagen, dem ich die Strecke in der Geschwindigkeit zugetraut hätte. Nein, es war ein Wohnmobil. Doppelt so groß wie wir und mit nicht unbedingt mehr Bodenfreiheit. Nach gefühlt 6 Stunden Fahrt erreichten wir den Endpunkt, jedenfalls für unseren Wagen. Einen kleinen Parkplatz mit nem Infoschild zu den Darwin Falls.. Ähm, ich habe eben wirklich Parkplatz geschrieben? Der sah aus, wie eine Abraumhalde, auf der in Deutschland vielleicht noch raupenbetriebene Bagger fahren würden, aber er bot wenigstens Platz zum wenden. Der Wagen hinter uns entpuppte sich im Übrigen als deutsches Liebesnest. Da wurde mir auch klar, warum der so schnell fuhr. Es wackelt dann einfach viel rythmischer.. Haben uns ganz nett mit den beiden unterhalten, sie dann aber sehr schnell verloren, weil auch ihr Schritt deutlich schneller war als unserer.

Wir hatten keinen Vierradantrieb..

Störte uns aber überhaupt nicht. Sind ja schließlich zu zweit unterwegs und nicht auf ner Gruppenreise. Der Weg zu den Wasserfällen ließ großen erahnen. Er führte durch einen knapp 100 Meter breiten Canyon, in dessen Mitte man erkennen konnte, ja hier floß mal irgendwann Wasser. Je weiter wir in den Canyon vorstießen, desto enger wurde dieser und in der Mitte zeigte sich langsam ein Streifen mit etwas dunklerer Erde, an dessen Ränder tatsächlich grüne Pflanzen gedeihten. Hmm.. Irgendwo also doch Wasser. Der Canyon wurde immer enger und plötzlich befanden wir uns in einer Art Botanischem Garten, dessen durchschreiten wirklich anstrengend wurde, da man andauernd irgendwo drüber steigen musste, was grade für die kleine Bergziege an meiner Seite zu einem Spass wurde.

Und dann plötzlich offenbarten die Darwin Falls ihre ganze Schönheit und Einzigartigkeit vor uns. Wir vielen vor Begeisterung beinahe in Ohnmacht und wünschten uns, wir müßten dieses Ort nie mehr verlassen. Die Wasserfälle hatten eine Gesamthöhe von vielleicht sieben Metern und gewaltigen Wassermassen ergossen sich auf einer sagenhaften Breit von, sagen wir 50centimetern.. Was für ein Wasserfall. Dass die Amerikaner auch immer so übertreiben müssen. Wenn man sich von diesen prägenden Eindrücken aber erstmal erholt hat, erkennt man schnell, das man sich hier in einer echten Oase befindet. Mitten im menschenfeindlichsten Gebiet, was ich bis dato gesehen habe, spriessen grüne Bäume, krabbeln Erdtiere und es plätschert verträumt ein wenig Wasser ausm Fels. Wir rasteten ein wenig und genossen die Eindrücke (Wenn ich so etwas schreibe, komme ich mir immer ein wenig komisch vor. Bin doch keen Romantiker oder was )

Lange allein blieben wir hier allerdings nicht. Als wir ankamen, war das deutsche Pärchen vor Ort und nachdem die verschwunden waren, tauchte kurz darauf noch ein Pärchen auf. Die sprachen English mit uns und wir mit Ihnen. Später stellte sich aber heraus, sind auch Deutsche. Daher auch das gute Englischverständnis. 😉 Wir haben noch ein paar Touribilder geschossen und haben uns, es war so gegen 13Uhr und langsam an der Zeit, entspannt auf den Rückweg gemacht.

Aufm dem Langweiligen Rückweg entdeckte ich dann auch unsere erste Schlange. Ne Klapperschlange wars, so glaube ich jedenfalls, nicht. Hätte ja sonst wohl geklappert. Ich also hin, die Dame in Sicherheitsabstand hinter mir. Das Biest hat sich allerdings ziemlich schnell hinter nen Felsen verpisst. Aber wahrscheinlich hätte ich das bei meinem Anblick auch getan. Im gleichen Augenblick kam uns ein jugendliches Trio entgegen und fragte, was dort sei. Als ich meinte, da wäre ne Schlange, flippten die förmlich aus und krochen beinahe unter den Schlangenfelsen. Schlangen sind ja glücklicherweise nicht gefährlich, also schnell weiter, nicht, das wir dann noch erste Hilfe leisten müssen.

Und so sah es dort ohne Oase aus

Zurück am Auto war die Freude über die kleine Oase schnell verflogen und ich blickte wieder auf den Weg. Das lustige Trio hatte sich mit nem Geländewagen hergekämpft und so umschauend geparkt, das es für mich und dem Platz zum wenden auch nicht mehr so toll aussah. Tina blieb draußen und musste mich einweisen. Scheiss Riesenfelsen.. Und dann wieder den ganzen Miste zurück. Endloses Rumpeln und die Hoffnung, dass die Reifen nicht schlapp machen. Gott, war ich froh, als wir wieder Asphalt unter den Reifen hatten. Dieser Drecksweg bekommt von mir das Prädikat ‚Schlimmste Strasse ever!“. Wo wollten wir heute eigentlich noch hin. Ähm.. Richtig. Eigentlich wollten wir schon fast beim Yosemite National Park landen, aber es war nun schon weit nach Mittag. Entschieden uns, das wir so weit fahren, wie es geht und hofften insgeheim, dass wir es wenigstens bis nach Visalia schaffen, denn da hatten wir wieder nen feinen Hotelgutschein, allerdings waren es bis dahin auch noch knapp 250 Meilen. Auf jeden Fall ließen wir nach dem Wasserfall relativ schnell das Death Valley hinter uns und am Horizont erschien etwas Gewaltiges.

Man beachte auch den witzigen Kaktus

Ein riesiger Gebirgsrücken, hiner dem auch schon der Yosemite auf uns wartete, aber eben erst dahinter und da auf den Gipfeln noch Schnee lag, konnten wir davon ausgehen, dass wir nicht über den Pass können, sondern schön drum herum gurken können. In Olanche, dem nächsten und ersten bewohnten Örtchen ausserhalb des Death Valleys hielten wir und tankten erstmal zu vernünftigen Preisen auf. Natürlich traf man wieder Deutsche und der freundliche Kassenwart machte mir mit einem beinhah gelachten ‚Yes, of course!“ unmissverständlich klar, dass der Tioga Pass um die Jahreszeit noch nie geöffnet war.

American Einöde

Olanche sah übrigens wunderschön amerikanisch aus, wie man sieht. Während wir so unseren kleinen Snack runterwürgten, kam der Tina eine grandiose Idee. Sie könnte ja mal ein bisschen fahren. Aha.. Meinetwegen.. Gesagt, getan.. Und ab auf die Piste. Na ja, so schnell nun auch wieder nicht. Erstmal ordentlich den Sitz einstellen und auch die Spiegel, aber jetzt ab auf die Piste. Ich habe die Fahrt richtig genossen, waren es doch die ersten Meilen, in denen ich mir die wunderbare Natur in Ruhe ausm Seitenfenster anschauen konnte, ohne befürchten zu müssen, im nächsten Augenblick im Gegenverkehr, ach was, da war ja keiner, also im Abgrund zu landen. Und auch wenn das jetzt eher nach Machogehabe klingt, muss ich sagen, meine Tina hat den Job richtig gut gemacht, auch wenn ihr die Anspannung ins Gesicht gemeißelt war. Aber was paaiert, wenn ich auf dem Beifahrersitz platz nehme? Ich werde unglaublich schnell, unglaublich müde und ich weiß nicht, wie ich es mache oder ob es der natürlich Lauf der Dinge ist, die Tina auch. Knapp 50 Meilen später hielten wir und wechselten wieder die Plätze( Eine kleine Ergänzung noch von meiner Seite. Auf dem nun gefundenen Kassenzettel habe ich vermerkt, das mir auf dem Beifahrersitz schlecht geworden ist. Natürlich nicht von der Fahrweise, sondern weil ich nebenbei geschrieben habe. Steht da so.. ehrlich.. 😉 ). Weit kamen wir dann allerdings nicht. In Bella Vista, so glaube ich hieß der Ort, musste ich abrupt stoppen, denn ein netter Mitmensch hatte einen Haufen amerikanischer Klassiker schön aufgereit und auf genau so etwas hatte ich ja schon die Fahrt gewartet. Wie sich herausstellte, bezeichnete der Verursacher diesen Schrottplatz dann auch noch als Heimatmuseum.

Ich danke dem Herren auf jeden Fall und denke, die paar Bilderchen reichen, um einen Eindruck zu bekommen. Tina hat sich die Zeit übrigens damit vertrieben, dass sie einfach geschlafen hat. Auch ne feine Sache. Auf der anderen Seite der Strasse offenbarte sich uns eine andere Kuriosität. Wir blickten auf einen See, einen tollen See. Aus dessen strahlend blauen Fluten Bäume ragten. Keine verfaulten Stumpen, sondern richtig grüne Bäume. Nach einigen weiteren Meilen bekamen wir heraus, es handelt sich um den Lake Isabella und wir befinden uns schon Sequioa National Forest, dem Randgebiet eines National Parks, den wir eigentlich aussparen wollten.

Die Bäume sahen allerdings nicht so aus, als wäre das Wasser erst kürzlich angestiegen und wie gesagt, die Bäume sahen quietsch vergnügt aus und haben uns sogar zugewunken. Das See und das drumherum sah sehr beeinduckend aus.

Habe mich auch mal bis zum Wasser getraut und meine Fühler ausgestreckt. Scheisse, war das Wasser kalt und mein insgeheimer Traum vom Baden sofort zu Eis erstarrt. Wenige Meilen weiter, man muss wissen, der Lake Isabella ist mächtig gewaltig, gabs natürlich auch nen Campground und von der Schönheit der Gegend benebelt, keimte wenige Augenblicke lang der Gedanke, ach lass uns doch hier zelten und morgen weiterfahren. Kurz danach erinnerte ich mich an die Wassertemperatur. Wir sind also weiter. Alsbald gelangten wir in putzige kleine Orte, die im Winter sicher als Wintersportdomizile was her machen, aber so einfach nur langweilig aussahen. In Wofford Heights zwang uns das NAVI auf einmal runter vom Highway und wir fanden uns plötzlich auf einer winzigen serpentinegetränkten Landstrasse wieder. Was will uns das NAVI damit sagen? Haben wir uns bei der Zieleingabe vertan oder haben wir unsere Highwaymeilen aufgebraucht und ab nun gehts nur noch Dorfstrassen? Nach kurzen Widerwillen fand ich allerdings sehr schnell gefallen an dem Weg und es wurde mir ziemlich egal, ob die Strasse uns wirklich nach Visalia führte. Eine dermaßen schöne Strasse bin ich schon ewig nicht mehr gefahren. Enge aufeinanderfolgende Kurven, kleine Beschleunigungsgeraden und wieder Kurven. Mal bergauf, mal bergab. Und dann der Asphalt. Schön alter, körnig griffiger Asphalt, bei dem du die Bodenhaftung richtig hören konntest. Wie immer, wenn ich beim Fahren mal etwas forscher zur Sache gehe, habe ich nach kürzester Zeit nur noch schlafende Mitfahrer. Aber ich verbuche das mal auf der Habenseite, denn wer bei dieser Gangart noch schlafen kann, fühlt sich sicher. Nebenbei stießen wir immer weiter ins kalifornische Flachland vor und die Landschaft änderte sich mal wieder massiv.

Die Samtbesetzen Hügel

Plötzlich fand ich mich in einer Hügellandschaft, deren Bewuchs aussah wie Samt. Die langsam sinkende Sonne erzeugte dazu noch ein Farbenspiel, was ich so auch selten gesehen habe. Und dazu dann diese Strasse. Ich sage mal, die Mountain Road 155 ist die bisher schönste Strasse, die ich in Amerika bisher befahren durfte. Zugegeben, bevor ich zu diesem kleinen Fotostop angehalten habe, wurde ich von einem Einheimischen ziemlich aufgemischt. Na ja, der kennt die Strecke höchstwahrscheinlich viel besser und hat sich auf den Geraden sicher nicht an die 55 Meilen pro Stunde gehalten.

Mountain Road 155
Die Bremsen haben gestunken

Ein weiteres Highlight dieser Strecke war die Einsamkeit. Ich hatte niemanden vor mir, einzig der Verrückte, den ich dann vorbei gelassen habe, aber der war ja kein Hinderniss, sondern schnell am Horizont verschwunden. Bei dem kleinen Stop ist Tina dann auch wieder zum Leben erwacht, aber erwachen heißt ja nicht wach sein. Den Wagen hat sie jedenfalls nicht verlassen, dabei wars draussen total witzig, als wäre man in nem Streichelzoo. Überall Natur.. Squirrels, die einfach so im Gras umherhüpften, lauter freilaufende Steakspender.. Schön schön schön.. Aber vielleicht war ich auch noch zu sehr von der Fahrt benebelt. Jedenfalls sollten wir schnell weiter, denn die Sonne ging jetzt wirklich zusehends schneller unter und wir hatten noch kein Dach über dem Kopf. Gentleman, start your Engine.. Und los.. Leider verlor die Strecke kurz nach diesen Aufnahmen ihren Charme und wir fanden uns in riesigen Orangenplantagen wieder. Da war es wieder, das Gefühl, dass uns das Navi verarscht. Hier solls also in die Richtung Visalia gehen?

Echt, überall Orangen
Und zwischendurch kleine Schätze

Nach schier endloser Fahrt durch die Plantagen, hierzu muss man wissen, die Strassen durch die Plantagen sahen aus, wie Feldwege und wir konnten nicht sonderlich schnell fahren, kamen wir endlich mal wieder zu nem Highway. Da ich den Tank ordentlich geschröpft hatte, erstmal Tanken. Komisch wars.. Nur Mexikaner in der Tanke und dann wir. Sage nicht, das ich mich nicht sicher gefühlt habe, aber ausser uns waren dort nur Mexikaner.. Wieder im Wagen meinte das Navi, wir hätten es bald geschafft und mittlerweile hatten wir uns auch ein Motel ausgeguckt. Ein American Best Value.. Hatten in Flagstaff ja sehr gute Erfahrungen mit der Kette gemacht. Als wir in Visalia ankommen, stellt sich langsam eine gewisse Ruhe ein und das Gefühl es doch noch geschafft zu haben tut sein Übriges. Ich werde schlagartig müde und wir retten uns ins Motel. Ein schönes Motel. Erst will uns die nette Inderin nicht den Tarif aus dem Gutscheinheft geben, dann bekommen wir ein Zimmer, das einfach nur furchtbar aussieht und furchtbar müffelt. Nicht einmal das Türschild hängt an allen Befestigungspunkten. Aber es ist egal. Das Bett sieht in Ordnung aus und in der Dusche krabbelt kein Getier. Neben der Müdigkeit befällt mich allerdings noch ein weiteres Gefühl. HUNGER.. Also beschließen wir noch mal rauszugehen. In der Bude will man sich eh nicht sonderlich lang aufhalten. Wir fahren in die City.. 500Meter.. Konnt ja keiner ahnen. Stellen den Wagen ab und Visalia zeigt uns seine schöne Seite. Die Innenstadt oder auch die alte Hauptstrasse, erscheint im Bild der guten alten Zeit. Es erinnert einen wieder an Filme wie, Zurück in die Zukunft. Überall dudelt Musik und es gibt reihenweise Hochzeitsmodengeschäfte. Wir landen letztendlich in einer Brauerei, ganz ohne Touris. Während wir auf das Essen warteten, was zugegebener Maßen sehr lecker war, kritzelte ich munter die Eriegnisse des Tages auf zwei Kassenzettel. Einer ist mittlerweile überigens wieder aufgetaucht. Mit vollem Bauch trotten wir wieder zurück zum Wagen. An einem Jugendcafe, so nenne ich es mal, werden wir nach ner Kippe angeschnorrt. Der Vogel versuchte uns dann noch ein Gespräch an die Backen zu nageln, gab nach Herausgabe der Zigarette aber schnell auf. Glücklicherweise… Zurück im Zimmer noch mal kurz über den Zustand aufgeregt und sofort eingeschlafen.

 

325 Meilen Ritt

Übrigens, ich glaube, diese Tagestour war echt unsere längste, aber sie hat auch sehr viel Spass gemacht.