DAY18 In den Strassen von San Francisco MO 20110523

Gegen 8te sind wir langsam wach geworden. Haben kurz rausgeschaut und wurden heftigst von der Sonne wach geküsst. Dem Druck der Sonne konnten wir, also eher ich aber das stört uns hier nicht, uns nicht lange erwähren und fassten den Entschluss, noch eine weitere Nacht in Frisco zu bleiben, also ab zur Reception und verlängern. Die Tante (Gestern ein netter, aber lustloser Typ – heute eine fette Donuttante) will nicht recht und erklärt mir, das Zimmer koste regulär 107$. Ich verweise Sie freundlich grinsend auf das wunderbare Nichtfunktionieren des Internets und nach kurzem zögern gibt Sie uns das Zimmer eine weitere Nacht zu 70$ und versichert uns, am Internet wird mit Hochdruck gearbeitet. Ist womöglich das ganze Internet gelöscht worden? Grausame Vorstellung.. Wie auch immer. Ich hole schnell noch nen Kaffeeersatzgtränk und nen Muffin. Das kontinentale Lite Frühstück gibt es in einem benachbarten Cafe. Die Betreiberin scheint sehr begeistert, da der Laden wohl auch ansonsten sehr gut läuft (ironisch gemeint). Tina wiederum freut sich sehr über den Muffin und richtet sich langsam auf, ganz so, wie eine Sonnenblume sich dem Lichte zuneigt. Mission accomplished…
Den Wagen lassen wir stehen und schlendern die Chestnut Street in Richtung Innenstadt herunter. Richtig schön ist das hier. Fühle mich irgendwie wunderbar heimisch. Lauter süße Häuser. Die Strassen, mit kleinen Geschäften und Cafe´s. Richtig cool. Der Marsch führt uns zum alten Fort Mason, einem ehemaligen Marinestützpunkt, aber schön anzusehen. Wir überwinden es über den angeschlossenen Park und können einen ersten Blick auf die Bay (Bucht) und die Goldengate Bridge erhaschen.

Ganz hinten die berühmte Brücke

Um uns herum erspän wir übrigens andauernd Deutsche oder aber unser Verständnis für die englische Sprache ist in den letzten Tagen ganz stark gewachsen. Wir schlendern weiter und kommen in eine Halbmondartige Bucht mit Badestrand. Herrlich… Innerlich packt mich mein Drand ins Wasser zu hüpfen, aber die Temperaturen.. Oh je, ich werde alt. Einige Unerschrockene wagen sich dennoch ins Wasser und ich hoffe, wir schaffen das auch noch. Am Ende der Bucht glänzen einige klassische Boote und in mir springen die Hummeln im Viereck. Es brökelt nur ein ‚Hin da‘ aus mir heraus. Wie sich herausstellt handelt es sich hierbei um einen NP, d.h. wir kommen mit unserem Annual Pass rein. Yippie.. Die Schiffe sind großartig aufgemacht. Ein alter Dampfschlepper (Hurrican). Ein segelbetriebenes Handelsschiff aus dem frühen 20ten Jahrhundert und eine schaufelradgetriebene Fähre. Alle nicht nur toll restauriert, sondern auch mit großartigen Exponaten und den dazugehörigen Geschichten ausstaffiert.

Tu überrascht.. Los.. 😉
Ui Ui.. Oder wie macht ein Seehund?
Einparken ohne Piepser..
Das war knapp

Sehen hier auch unseren ersten Seehund. Das alles vor dem Hintergrund der Bay und Alcatraz. Aber egal, wir müssen weiter… Wir gelangen anscheinend in den Bereich ‚Fishermans Wharf‘.

 

 

Ein elendes Touristenzentrum, aber heute ist es uns egal. Es macht superviel Spass hier lang zu flanieren. Allerdings bemerke ich auch, dass der Muffin bei Tina langsam durch ist. Woran? Die Antworten von der Seite werden immer knurriger. Wie bei einer Schnecke sehe ich, wie sich sich Ihre Augen in die Höhe strecken, um schnellstmöglich etwas Essbares zu entdecken. Und siehe da. Auf der anderen Strassenseite wird eine Eisdiele ausgemacht. Allerdings handelt es sich hier um die amerikanische Ausgabe einer Eisdiele. Die Sachen in der Karte sehen so verdammt lecker aus.. Verdammt, sie hat uns gefangen und wir müssen bestellen. Tina bestellt sich ein Menge leckerer Sache auf Schokokuchen und ich mir Erdbeeren und Sahne auf frischen Waffelteig. Sehr gut und in der Auswahl auch noch nicht in DE gesehen.

Wenn das keine Freude ist
Bei mir nur gespielt. Mag ja keinen Süsskram

Nach der Schlemmerei gehts weiter. Wir kommen zu einer Halle, die nennt sich Museum Technique und sieht nach einer alten Spielhalle aus. Habe eigentlich wenig Lust, dort rein zu gehen, grade vor dem Hintergrund, das es hinter der Halle noch ein U-Boot und ein anderes altes Militärschiff zu entdecken gibt. Wir gehen aber dennoch rein und kaum habe ich die Tür durchschritten, fangen meine Augen an zu leuchten und ich bereue die Entscheidung mit keiner Silbe. Zur Erklärung. San Francisco hatte im Hafenbereich früher einen riesigen und ich meine wirklich riesigen Vergnügungsbereich und diese Halle beherbergt die kläglichen Überreste dieser wunderbaren Zeit. Automaten, bei denen sich noch in Echt etwas bewegt und man noch richtige Muskelkraft benötigt, um etwas zu bewegen.

Analoges Autorennen
Und so eine Maske durfte ich mir nicht kaufen.. 🙁
Der Footsie Wootsie.. Ich habe mich nicht getraut..

Eine wunderbare Zeitreise mit der Frage, warum gibt es derartige Unterhaltung heute nicht mehr. Am anderen Ende der Halle gibt es nen Ausgang und ich erinnere mich wieder an die Boote, die dort auf mich warteten. Leider kann man die Boote nicht mit dem NP-Pass besichtigen und für Eintritt bin ich im Augenblick zu geizig.

Und im Hintergrund wieder Alcatraz
Verstehe ich nicht..

Sowieso, es werden uns andauernd und heftig aufdringlich Hafenrundfahrten oder Fahrradtouren angeboten, aber wir schlagen jedesmal dankend aus. Denken, die Stadt bietet auch so genug, was wir erkunden können/müssen.

Ey Alter, Bock auf ne Bootstour?!

Kommen zu einem sehr bunten Pier, nämlich dem Pier 39. Einem speziell ausgebauten Amüsierpier (Glaube, es handelt sich hierbei auch um Überreste des ehemaligen Amüsierviertels), mit nem Haufen Geschäften und Fischläden. Am Ende gibs auch ein Karussell und nen Clown für die Kids. Das Ende vom Pier eröffnete einem wieder nen herrlich weiten Blick über die Bucht. Wie süß, hier haben wir unseren zweiten Seehund gesehen.

Amüsierpier Nummer 39.. Aber wo sind die anderen 38?

Wir schlendern weiter die Hafenmeile entlang in Richtung Baybridge. Kamen am Alcatrazpier vorbei. Karten gabs leider erst für morgen Nachmittag. Nebenbei erwähnt. Am Hafen fährt eine Strassenbahn. Die hier eingesetzten Wagen sehen aus, wie aus einer anderen Zeit.

Erklärung: Hinten im Bild erkennt man die wunderbar alte TRAM

Es fahren zwei Generationen ziemlich alter Wagen am Hafen. Sehr schön anzusehen und anzuhören. Bis zur BayBridge wollen wir dann doch nicht und schlagen uns rechts in Richtung Downtown. Durch ziemlich kleine und steile Gassen, die gesäumt sind von privaten Gartenensembles, gelangen wir schliesslich zum Coit Tower, dem höchsten Punkt der Stadt. Schöne Wandmalereien erinnern mich auf Schritt und Tritt an unseren abgeschafften Sozialismus.

Wandbild.. Und Tina
Verbrechen vorbeugen heißt die Devise

Oben auf dem Turm selber kann man, wie auch in unserer alten sozialistischen Republik, nicht ungestört in die Freiheit schauen, denn es sind Scheiben verbaut. Das macht vernünftige Bilder unmöglich und mich traurig. Fühle mich so eingeengt.

Wie hinter Gittern

Aber schön, den ganzen Kram mal von oben zu sehen. Wir gehen weiter oder besser, kraxeln wieder runter. Unten angekommen schweift der Blick nochmals über die Stadt und mir fällt etwas wirklich verblüffendes auf.

Zum einen hat man vom Fuss des Turms auch nen schönen Blick auf die Stadt
Und zum anderen hat Tina erstaunliche Ähnlichkeit mit diesem Freund
Abwärts

Unser weitere Weg führt uns tiefer in die City. Nebenbei freut sich Tina, das es endlich mal wieder abwärts geht. Wir gelangen zur Stockton Street und tauchen in Chinatown ab. Sieht krass anders aus. So ganz und gar nicht mehr amerikanisch aus. Und überall Asiaten, ausser den Touristen und uns natürlich. Tina überkommt ein leichtes Unbehagen. Ich meine nur, in Neukölln bewegst de dich doch auch nicht mit nem mulmigen Gefühl. Die Antwort???? Lassen wir das. Wollen ja hier keene Integrationsdebatte vom Zaun brechen. Ich fühle mich wohl und kann mehr und mehr verstehen, warum diese Stadt und vor allem auch dieses Viertel für so viele Geschichten herhalten muss. Leider habe ich noch keinen Hunger, ansonsten würde ich mich gern an einem der kurios riechenenden Stände vergehen.

China 1
China 2
Und Tinas Meinung zu China

Wir manövrieren heraus und suchen nun den Union Square (Weltberühmt und das Zentrum der Innenstadt). Der Platz an sich ist völlig unspektakulär. Kein Grün. Eingehüllt von Hochhäusern, die hier auch mal wirklich hoch und teilweise sehr cool aussehen. Aber kein richtiger Flair. Teure Geschäfte, Teure Leute.. Hier schwindet die feine Stimmung der Stadt ein wenig und man kommt sich vor wie am Potsdamer Platz in Berlin. Sehr schön anzusehen ist aber das CableCar, eine Art Strassenbahn, die durch Kabel im Boden die Hügel herauf gezogen wird.. Allerdings mit den ganzen rausquillenden Touris ist das kein schöner Anblick mehr. Und das Bedürfnis, da mal mitzufahren, wird dadurch auch im Keim erstickt. Wir landen in einer Westfield Mall. Au weia.. Einkaufen auf Amerikanisch.. Groß.. Glänzend.. Viel.. Schnell Schnell wieder raus. Gehen über die Grant hoch zur California. Leider fährt das Cable Car hier nicht und eine Baustelle versperrt den Blick hinab zur Bucht. Ich hätte sehr gern ein bestimmtes Bild gemacht, das ich in den Touristenführern gesehen habe. Ich verkrampfe aufgrund der vielen möglichen Bilder und bekomme gefühlt nicht ein vernünftiges Bild in den Kasten. Gehen weiter.. Auf unserem Weg sehen wir sehr coole alte Hotels und kämpfen uns runter zur Greenwhich RD, um die Buslinie 30 zu erwischen. Die fährt nämlich fast bis zu uns und von dort aus wäre es nicht weit zu einem lichtgtränkten Sonnenuntergang an der Golden Gate Bridge. Leider schaue ich während der Fahrt nicht direkt raus, sondern plaudere mit meiner liebreizenden Gefährtin. Als ich hochschaue, sehe ich nur, wir sind in der Chestnut, also raus. Kaum sind wir draußen, dämmert es mir. Die Strassen hier sind sehr lang und der Bus kreuzt die Strassen mehrmals. Toll. Gut, also keinen Sunset an der Gate Bridge. Entscheiden uns zum Essengehen und bemerken, dass wir zufällig genau beim BoBo´s stehen, einem wohl sehr guten Steakhaus (sagt der Touriführer jedenfalls). Die Steaks und hiermit meine ich die Steaks ohne Beilagen, gehen bei 45$ los. Die Beilagen starten bei 7$. Man man.. Wie sagt der Deutsche so schön. Ich will doch nicht die ganze Kuh kaufen. Wir gehen zurück zu Fishermans Wharf und finden, natürlich nur Fischrestaurants. Langsam verwandelt uns der Hunger und das WirrWarr um die Futtersuche zu giftigen Zombies. Bevor es jedoch zu einem Showdown zwischen uns beiden ausartet, einigen wir uns auf eine Suppe aus einem Brot im Boudini. Ich fands nicht unbedingt superlecker, aber unseren Gemütern tut das Essen sehr gut. Befriedet fahren mit der Buslinie 30 zurück zu uns, steigen die Chestnut in der richtigen Höhe aus und finden, wie sollte es auch anders sein, viele kleine feine nicht Fischrestaurants. Ich streife mir durch meine neuen grauen Haare und atme tief durch. Im Hotel angekommen, spüre ich plötzlich fiese Hummeln im Hintern und schleife Tina zum Auto. Eine Stadtrunde.. Bitte.. Und zack, sie sitzt, der Motor startet und wir fahren. Golden Gatebridge. BayBridge und dahin, wo die Strasse ganz doll gewunden ist, heißt Lombard Street, glaube ich. Tina schläft mittlerweile und bekommt von der Pracht leider nur sehr wenig mit. Aber sie schläft, heißt, es geht ihr und ich brauch mir keine Sorgen machen. Auf dem Weg zu Hotel fange ich an für unseren Parkplatz zu beten. Den Wagen an der Straße zu parken, könnte ich nicht, jedenfalls nicht ruhigen Gewissens. Glücklicherweise hat sich am Hotel nichts bewegt und wir können wieder auf unseren Platz. Ich wecke Tina und leite sie mit den Worten, gleich kannste dich in ein richtiges Bett legen, zum Zimmer. Ziehe die Karte durch Schloss und öffne.. Äh.. Öffne eben nicht die Tür. Was isn hier los? Hat sich die Dame heute morgen einen Scherz erlaubt und uns ausgecheckt? Sind unsere Sachen noch da? Und warum ist in der Rezeption schon Licht aus. Es ist doch erst 12e.. Ich flitze zur Rezeption und ramme den Knopf der Nachtklingel sanft in die Wand. Mehrmals.. In kurzen Abständen.. Langsam scheint sich etwas zu bewegen und aus dem Dunkel erscheint ein kleiner hässlicher Nachttroll, der mir nur sehr widerwillig die Tür öffnet. Nach kurzem Tetate (Wie auch immer das geschrieben wird) erneuert er meine Karte und wir können in unser Zimmer. Puuh.. Da hatte sich die dämlich Magnetkarte anscheinend nur entladen. Vor unseren Zimmer wartet ein weiterer Schlaftroll auf mich. Tina scheint im Stehen zu schlafen und folgt mir willig, beinahe ferngesteuert ins Zimmer. ich bin beruhigt und lege mich auch endlich schlafen. Gute Nacht.

Und auch das ist San Francisco

 

California Street
Cable Car

 

 

 

 

 

 

 

 

Cable Wirr Warr

 

Cable Car mit Blick auf die Bucht
Ne echt schräge Frau