DAY 20 – Grau in Grau in Monterey MI20110525

Nur eine kurze Vorbemerkung. Es handelt sich bei den nun folgenden Zeilen um Gedanken, die direkt von Frau H. stammen. Ich verspreche hoch und heilig, ich habe höchstens ein paar Tippfehler korrigiert.

Ausschlafen ist angesagt… dachte ich… bis Mirkos Wecker genau 8.00 AM klingelte. Nicht schlimm dachte ich dann, war wohl versehentlich noch an, aber was war das, warum regt es sich neben mir? ER wird doch wohl nicht, also er kann doch nicht…doch… er steht auf!! Ich döse Gott sein Dank gleich wieder ein, doch der Frieden währt nicht lange, frisch geduscht werde ich geweckt. Hallo Tag, der du mich zu früh aber dafür wenigstens mit Sonne begrüßt! Na ja und insgesamt betrachtet haben wir selten so lange in diesem Urlaub geschlafen. Die Wettervorhersage verhieß Wolken und Regen. So wollten wir unsere Reise auf dem Highway No. 1 nicht fortsetzen, Big Sur lag nicht mehr weit entfernt und da wollten wir Sonne. Für morgen sah das Wetter besser aus, also haben wir uns kurzerhand entschlossen, noch eine Nacht länger zu bleiben. Also Zimmer verlängert und ab in die Stadt. Nach echtem Kaffee und was kleinem zu Essen suchen. Haben uns für das Erstbeste entschieden und saßen dann schön mit Meerblick in der Sonne. Was schon die ganze Zeit wie ein dunkler Schatten über uns schwebte sollte nun auch endlich angegangen werden: Karten schreiben. Also ein paar Quarter in die Parkuhr und los. An dieser Stelle muss ich gestehen, ob meiner großartigen Reisevorbereitung natürlich wieder etliche (also 3) Adressen vergessen. Noch ein Grund eigentlich keine Lust auf Kartenschreiben zu haben, weil schlechtes Gewissen gegenüber denen, die keine bekommen!

Der Zieleinlauf
Der Zieleinlauf

Alles in allem haben wir 2,5 Stunden und mehrere Parkdollars gebraucht um 18 Karten zu schreiben. Und kurz vor Ende des Marathons wurde es bewölkt und es begann zu pieseln. Mittlerweile war es früher Nachmittag, also schnell zur Post, dass die wenigstens noch an dem Tag auf die Reise gehen. In der Post erstmal erschrocken festgestellt, dass so ne Karte zwischen 6 und 10 Werktagen nach Good old Germany braucht und somit wohl erst nach uns ankommen wird. Da ärgere ich mich ja fast, dass ich mir selbst keine aufbauende Karte für zurück im Alltag geschrieben habe!

 

So, was nun also mit diesem angebrochenen Regentag anfangen? Erstmal losfahren. Durch die Stadt gucken. Grau doof. Ausnahmsweise waren wir aber auch beide total antriebslos, ein ernsthafter Anflug von Faulitis (siehe Link). Nach einer gefühlten Ewigkeit hielten wir auf einem Parkplatz mitten in der Stadt und in Wassernähe (5 Dollar für einen ganzen Tag war nach unserer Rumfahrrecherche ein faires Angebot). Erstmal neben dem Parkplatz ein kleines Lokal aufgesucht um Kaffee zu bekommen. Hätte ja vielleicht helfen können (tat das bittere Dreckszeug aber nicht). Aber die Waffel (ja das Frühstück war etwas zu karg mit nem Kuchen und nem Bagel) war super. Die früher in der Cannery Row (Straße an der wir geparkt haben) florierende Ölsardinenindustrie hatte dort nur noch Hallen und andere Örtlichkeiten hinterlassen, die nun mit Souvenirläden zugepflastert waren.

Spannend, als wenn gleich was aufregendes umfällt
Spannend, als wenn gleich was aufregendes umfällt

Die haben wir dann auch alle brav angeschaut (und das extrem langsam aufgrund der Faulitis, die mit starker Müdigkeit verbunden war) um nichts zu kaufen. Am Aquarium vorbei (nicht rein weil 30 $ p.P. für keine Lust zu viel sind) und hui, ein Outlet in einer alten Ölsardinenfabrik. Na vielleicht bekomme ich doch noch Turn- oder Wanderschuhe. Also rein. Ganz furchtbar. Hatte dort nur ein Erfolgserlebnis: Ein Klo das ich benutzen konnte. Sind nach etwa 10 Minuten wieder raus.

Ja ja, nur Essen im Kopf
Ja ja, nur Essen im Kopf

Da kam schon langsam die Überlegung Richtung Abendessen. Mirko hatte immer noch kein Steak also sind wir schonmal die Karten aller Restaurants, die unseren Weg kreuzten, durchgegangen und um es vorweg zu nehmen, es wurde der Fishhopper, das erste Lokal, dass wir angeschaut hatten. Dann sind wir auch mal ein Stück weiter zur Fishermens Warf gelatscht. Otterbabies soll man dort auch sehen, aber natürlich nicht wenn wir dort lang kommen. Auf dem Weg dorthin haben wir aber faule Seals gesehen, so ne Art Robben soll das sein. Auf jeden Fall sehr sympathische Kollegen, die sich mit Faulitis anscheinend viel besser auskennen.  Na wie auch immer, langsam lukte die Sonne wieder hervor und unsere Laune hellte sich ebenso auf. Auch das Bild von Monterey besserten sich mit jedem Sonnenstrahl. Der Weg führte direkt am Wasser entlang, eigentlich ne feine Sache.

Und davor der Faulitis Felsen
Und davor der Faulitis Felsen
Hatt ich gesagt, das unsere Laune besser wurde?
Hatt ich gesagt, das unsere Laune besser wurde?

Fishermans Wharf ist also kein Name, sondern ein Begriff. Auch hier wieder alles auf Holzpfählen gebaut und bunt angepinselt.

Halt Stop.. Bevor ich wir oder wer auch immer weiterliest. Ich glaube die Tina hat aufehört zu schreiben, denn die nächsten Zeilen des Skripts lesen sich stark nach mir..

Die Restaurants wollen einen alle mit ner Portion Chowder (Erklärung hier klicken ) locken. Wie eklich… KRABBENKOTZE, vermischt mit ganzen Krabben und deren PuPu. Tina entdeckt nen pinken Candy Shop und verliebt sich mal wieder in diese Kariessteine. Ich verliere mich gedanklich in der Knetmaschine für die Süßmasse. Diese steht arbeitend im Schaufenster und bewegt sich unglaublich hyptnotisierend. Wir gehen weiter und am Ende der Seebrücke, so würde es  bei uns heißen, setzen wir uns. Eigentlich will ich gar nicht mehr aufstehen.

Aber Zähne putzen nicht vergessen
Hier gabs übrigens das ‚Salt Water Toffee‘ Meine Zähne tun weh, wenn ich dran denke..
Im Hintergrund, links hinter Tina, kann man einen von der Chowder Mafia erkennen.
Im Hintergrund, links hinter Tina, kann man einen von der Chowder Mafia erkennen.

Vor uns reinigen fleißige Hobbysegler ihre Bötchen und es scheint alles so herrlich ruhig, beinahe beschaulich. jedenfalls durch die Faulitis Brille betrachtet. Mir fällt auf, dass die Boote im Hafen komisch liegen. Nämlich alle im Wasser und nicht am Pier. Warum? Hmm, fragt doch jemanden, der nicht so stark mit Faulitis zu kämpfen hat. Auf dem Rückweg geschieht es dann. Tina wird abermals vom Candyshop aufgesogen und diesesmal hat es der Laden geschafft, ihr das Gefühl zu vermitteln, dies sei der letzte Candyshop, den wir auf der Reise sehen werden. Denn sie kauft ca. 4 Tonnen Candy. Nicht ahnend, das wir später in Deutschland beinahe auf dem Zeug sitzen bleiben, weil es doch nicht so heißer Stoff ist. Es geht weiter wir schlagen Chowder zum gefühlten 100sten Mal aus, was sehr anstrengend ist, denn die Typen sind ähnlich aufdringlich wie die freundlichen Herren, die man vom Kiez in Hamburg kennt. Ihr wißt schon, die Herren, die immer vor den Oben und Unten Ohne Lokalitäten stehn und genau wissen, was heute Abend das Beste für dich ist.. Wie dem auch sei, wir entwischen durch gekonntes Hakenschlagen zu einem französischem Café und stellen erstaunt fest, hier gibs korrekten Kaffee und keinen Chowder.. Lecker. Auf dem Rückweg zum Wagen sehen wir eine Joggerin, andauernd, denn sie hält am laufenden Band an um sich zu unterhalten. Also nicht mit sich selbst. Sind ja auch noch andere Menschen unterwegs, aber eben nicht viele, die so effizient an ihrer Fitness arbeiten. Beim Wagen angekommen, beschließen wir ne Mall zu suchen. Also etwas, wo die AMIs einkaufen und nicht die Touris. Landen beim Del Monte Shopping Center. Was wollen wir hier überhaupt?? Tina sucht nach Musik, weiß aber nicht, nach was für Musik sie sucht. Ein schwieriges Problem. Und ich, ich suche nach etwas, von dem wohl zu wenig im Reisekoffer gelandet ist. Meine saubere Unterwäsche ist alle.. Alles klar?! Musik können wir in diesen Center vergessen, dafür gibs herrliche Baumwollschlüpper für mich. Problem eins gelöst. Tinas Jagdinstinkt ist nun allerdings geweckt und sie kann nicht glauben, das es hier keine Musik gibt. Wir fragen wo es CDs gibt. Hier nicht, vermittelt uns eine nette Dame aus ihrem Infocenterfensterchen . Werden zu nem weiter draußen gelegenen Center geschickt. Ich versuchen die Wegbeschreibung zu deuten und vor allem zu behalten. So richtig klappt es nicht, aber nach einer Weile des Fahrens und desorientiert aus dem Fenster schauens, entdecken wir das Center tatsächlich. Borders heißt der Schuppen und bei Borders gibs tatsächlich allet was wir suchen. Tina besorgt sich Musik und ich mir das englische Sammelband von Douglas Adams (Per Anhalter durch die Galaxis). Auf dem Rückweg fahren wir noch runter zum Strand und schauen ein paar eher glücklosen Surfern beim Wellenreiten zu. Geangelt wird hier auch, wohlgemerkt am Strand. Einer der Angler strazt mit seinen Ergebnissen an uns vorbei. Zwei fette Fische hat er am Haken. Wahnsinn.

Was für eine Welle.. man man.. ;)
Was für eine Welle.. man man.. 😉
Angeln am Strand.. Echt abgefahren..
Dit Ding in seiner linken Hand ist der Fisch.. So lang, wie sein Bein..

Uns friert es langsam und der Sonnenuntergang scheint sich noch eine Weile zu ziehen. Zu lang für uns Weicheier, auch wenn es verdammt schön aussieht. Auf dem Bild viel wärmer, als es war.

Gefühlte 4 Grad über Null.. Bibber bibber..
Gefühlte 4 Grad über Null.. Bibber bibber..

Fahren zurück in die City. Zurück zu dem Parkplatz am Hafen, haben ja für nen ganzen Tag bezahlt und nichts zu verschenken. So richtig warm geworden ist uns allerdings immer noch nicht. So steigen wir zitternd aus dem Wagen und schleppen uns sichtbar fröstelnd in Richtung des auserwählten Restaurants, dem Fishhopper. Wir werden freundlich zu einem Tisch in der Nähe einer offenen Feuerstelle geleitet, was in unsere Situation eine äußerts feine Geste ist. Man hat uns doch wohl nicht angesehen, dass wir nahe dem Kältetod stehen. Kaum sitzen wir, erscheint auch schon unser Kellner. Er stellt sich vor und fragt, wie es uns geht. Er heisst Steve und uns kleckern gerade mal Wortfetzen aus unseren frostgeplagten Sprechorganen. Er lächelt dennoch oder vielleicht deswegen und bringt uns erstmal die Karte und ein Wasser. Ist hier wohl auch so üblich.. Mein Blick in die Karte dauert nicht lange, denn ich habe mich am Nachmittag schon auf etwas eingeschossen. Es wird das New York Strip Steak mit Vegetables und Garlic Mashed Potaetos. Tina wiederum macht es sich etwas schwerer, obwohl ich gar nicht recht weiß warum. ich glaube aber, es liegt an der Lage des Restaurants und dessen Aufmachung im Allgemeinen. Die Atmosphäre war sehr gastlich und durch die Lage, wir befanden uns auf Pfählen direkt über dem Ozean, auch äußerst einladend um vielleicht mal eine weitere Spezialität dieser Gegend zu probieren. Lange Rede und so.. Tins entscheidet sich für Grilled Salmon, also gegrillten Lachs.. Einen Fisch.. Ich unterstütze sie bei diesem Gedanken natürlich und meine, wenn es hier kein Steak geben würde, wäre das auch meine erste Wahl. Wenn es hier, also hier in Amerika, kein Steak geben würde.. Ha ha.. Wo soll das sein? Im Gefängnis? Aber wahrscheinlich gibs in Amerika selbst da Steak. Beim warten auf unser Essen genießen wir die herrliche Aussicht und die wohlige Wärme des offenen Feuers. Wir sitzen nämlich so gesehen auf dem Wasser. Um uns herum Fenster, außer zum Ausgang. Ozean überall. Wirklich eine feine Sache. Dann biegt Steve um die Ecke. Er bringt unser Essen, mit einem Lächeln im Gesicht.. Freude steigt in mir auf und erreicht sogar mein Gesicht. Meine Mundwinkel verziehen sich zum einem vorfreudigen Lächeln. Das Essen an sich… Was soll ich sagen. Ich habe noch nicht viele Steaks gegessen, aber dieses, dieses war mit weitem Abstand das Beste. Ca. 3cm dick, medium rare und dermaßen zart. Mit Knoblauchbutter geschmückt, die sich langsam auflöste und auch die Seiten des Fleisches würzte.. Ein echter Männertraum. Blöd war nur, das ich Reis bekam und keine Garlic Potatoes. Steve fühlte mein Unbehagen bis in die andere Ecke des Restaurants und war sofort zur Stelle. Auf kurze Nachfrage bekam ich natürlich noch meine Knoblauchstampfkartoffeln serviert. Der Lachs war aber auch nicht von schlechten Eltern. Grade das Gemüse. So schön frisch und fest. Das auf meinem Teller und damit meine ich nicht das Steak, auch noch durchtränkt mit Knoblauchbutter. Schlappe 70$ hat uns der Spass gekostet und zum Abschlus gabs für Steve dann auch noch 7$ Trinkgeld. Überleg mal. 7$, aber das ist hier wohl noch die untere Marke, wenn ich mir Steve´s müdes Lächeln so anschaue. So gesättigt habe ich nur noch Bock auf Bett und Glotze. Den Wunsch erfüllt mir die Tina dann auch ohne Widerspruch. Was mich wundert. Das ist wohl mal echter Erholungsurlaub. Übrigens, aber das erzähle ich der Tina erst am nächsten Morgen. Habe ich morgens ungefähr einhundert Ameisen aus der Wanne gespült. Im TV lief eine beängstigende Sendung über Entführungen, die nie aufgeklärt werden konnten. Dieses mal ging es um Amy aus Virginia, die in Curacao von einem Kreuzfahrtschiff verschwandt und nun wohl irgendwo anschaffen gehen muss. Das rüttelt ganz schön in einem herum, hält einen im Endeffekt nicht vom müde werden ab… Schnarch.. rrrrrr…. Und irgendwann schlaf auch ich ein.

Gute Nacht