30-05-2014 – Yellowstone, wir sind bereit

Der Morgen beginnt für mich schon etwas früher. Da der Ranger mir gestern den Tip gab, sich den Lake Jenny beim Morgengrauen anzuschauen, bin ich heute sogar noch vor der Sonne wach. In meiner Erinnerung hatte Tina zwar auch Interesse an meiner kleinen Touridee und ich bin mir auch sicher, dass sie wach ist, aber ich bestehe nicht drauf und mache mich lautlos auf den Weg.
Da ich die Bilder augenblicklich nicht dabei habe, kann ich nur meinen Eindruck des Ausflugs wiedergeben. Es war kalt, ich war nicht allein und der See war ein wirklich berauschender Anblick. Also menschenleer war es schon, aber um die Uhrzeit gehört das Land noch der Natur, den Bisons und den Rentieren. Die wiederum stören sich ganz und gar nicht an Autos und latschen einfach dahin, wo se hinwollen. Aber ein Auto hat ja Bremsen, nicht wahr..

Den Rentieren gehört die Dämmerung
Den Rentieren gehört die Dämmerung
Und mir gehört die Straße
Und mir gehört die Straße

Auf jeden Fall habe ich den Ausritt nicht bereut, muss aber auch zugeben, dass ich mich, als ich dann wieder im Motel war, auch noch mal ganz kurz hingelegt habe.. Vielleicht ist mir sogar ein Auge zugefallen. Jedenfalls bin ich mir ziemlich sicher, dass wir ganz schön rumgetrödelt haben, bis wir endlich das Motel verließen. Ich sage mal so, bei mir kann ich das ja verstehen, bin ja verdammt früh aufgestanden, aber bei meiner Begleitung.. Für Tina war das wahrscheinlich der erste richtige Urlaubsmorgen. Lange ausschlafen und sich nur langsam zusammentütern..
Frühstück gab es noch kurz in Jackson. Ein hipper auf europäisch machender Laden.. Sah nett aus und schmeckte gut. Besser als die erste Idee.. Die Dairy Queen am Ortseingang. Wir waren sogar schon drin. Da der Laden uns aber umgehauen hat, Dennys ist dagegen richtig wohnlich, sind wir schnurstracks wieder raus.

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Durch und Durch auf Urlaub eingestellt, machen wir uns nun auf den Weg zum Teaton National Park. Vielleicht sehen wir ja ein paar Bisons und den Jenny Lake muss ich meiner Begleitung ja auch noch stolz zeigen. Wir haken einige Punkte unseres Reiseführers ab, unter anderem ein zwei Geistersiedlungen und siehe da, plötzlich stehen da Bisons aufm Weg.

Erinnert mich spontan an Helge Hahnemanns Megahit „Da steht ein Bison aufm Flur“ (bei näherer Recherche wurde dieser Megahit wohl eher von Klaus & Klaus performt.. Mist..). Das Schöne ist, der Amerikaner kann sich genauso für diese Tiere begeistern wie wir, würde aber nie aussteigen, dafür aber viel dichter mit dem Auto ranfahren. Man kann ja versuchen, Bilder von den unter fettem Fell liegenden Poren zu machen. Die Tiere selbst fühlen sich doch dadurch nicht im geringsten bedrängt.. Dennoch, auch wir machen blöde Bilder und können uns nur schwer von dem Anblick trennen. Die Anschließende erste Siedlung der Gegend, errichtet von den Mormonen überfahren wir glatt. Zu viele Leute und ich habe noch einen Satz aus dem Reiseführer im Kopf. An dieser Siedlung befindet sich der beliebteste FotoHotSpot.. Ich mein, sieht wirklich nett aus. Holzscheune, Bäumchen und im Hintergrund das Gebirge, aber heute nicht, wir fahren weiter zum See. Außerdem, mir würde auf dem Bild ein Katze fehlen.

Am See angekommen, wollen wir glatt noch ein wenig wandern. Als Ziel wurden die Hidden Falls und irgendein Punkt namens Observation Point avisiert.. Wir wandern also los.. Die Zeit im Übrigen auch. Gegen halb vier erreichen wir den Bootsanleger auf der anderen Seite des Sees. Zu diesem Zeitpunkt haben wir weder die Hidden Falls, noch diesen interessanten Aussichtspunkt erreicht. Das letzte Boot fährt um vier.. Hmm… Wir rechnen mal kurz durch. Wenn Boot weg, noch 5 Meilen um den See bis zum Auto. Schon ca 4 Meilen in den Knochen und mit Boot nur zwei Meilen zum Auto. Schlafplatz haben wir auch noch keinen und der Weg zu den Hidden Falls ist zugeschneit. Macht? Wir gehen so lange in Richtung der Hidden Falls, wie wir wieder brauchen, um zum Boot zu kommen, denn das wollen wir wirklich nicht verpassen. Der Weg bergauf ist, auch wenn noch einiges an Schnee liegt, echt schön. Die Wasserfälle kann man auf jeden Fall erahnen, denn der Weg wird von einem ziemlich wütenden Schmelzwasserbach begleitet. Da dieser Teil des Weges eine wunderbare Abwechslung zu den letzten 3 Meilen darstellt, sind wir beide uns beim Umkehren zum Boot einig. Schade.. aber es ist ja schon so spät. Wäre man bloß früher aufgestanden.

Glücklich, dass es dort eine Abkürzung um den See gibt
Glücklich, dass es dort eine Abkürzung um den See gibt

Am Boot angekommen, haben wir kurz das Gefühl, dass es echt richtig knapp war. Die letzten Meter sind wir sogar ziemlich schnell gewandert. Der Kahn wartet aber noch 5 Minuten.. Tss Tsss.. Pünktlichkeit.. Liegt aber wahrscheinlich an der Besatzung. Der Kahn wird von drei jungen Männern geführt. Bei uns, also in der selbsternannten Partyhauptstadt, würden die Vögel als sog. Hipster durchgehen. Vollbart, Baseballmütz und Holzfällerhemd.. Aber ich denke, hier gehört das zum guten Ton. Als wir abgelegt haben, verstehe ich irgendein Genuschel bezüglich Fahrpreis und so.. Me
ine Begleitung wird nervös und ich bin wieder am Beruhigen. Ich meine, wenn wir uns nicht melden, bezahlen wir möglicherweise auch nichts. Wär doch schön und von dem Gesparten kauf ich dir ein Stück Kuchen.. Die Strategie zieht nicht und am Ufer angekommen wird uns die Entscheidung auch abgenommen. Dort müßen wir uns durch einen Counter zwängen und bestenfalls unsere Hin & Rückfahrkarte vorzeigen. So kommen wir doch noch in den Genuß, die Tour zu bezahlen und ich spare mir den Kuchenkauf.

Erster Einheimischer ohne Baseballmütze
Erster Einheimischer ohne Baseballmütze

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Der restliche Weg am Ufer entlang ist zwar auch nicht gerade kurz, aber meine Begleitung erinnert sich an eine Tüte im Auto. Irgendein Depp hat heute Morgen sogar noch Kuchen gekauft.. Gegen sechs und beinahe schon wieder mutlos, erreichen wir den Wagen und fallen über den Kuchen her. Ein wenig gestärkt geht’s auf in Richtung Yellowstone. Kaum fahren wir vom Parkplatz runter, gibs einen weiteren Aufreger. Wir sehen unseren ersten Bären. Er trottet seelenruhig über die Straße.. Sieht putzig aus. Wir schauen ihm zu und denken, müßten wir jetzt nicht irgendwem Bescheid sagen? Stand nicht irgendwo geschrieben, dass die Jungs das hier nicht so cool finden, wenn die süßen Bären einfach über die Strassen trotten und sich anschließend in der Nähe des Anlegestegs verstecken. Ach, komm, der tut doch niemandem was. Wir fahren weiter. Ich habe mir noch ein zwei Fotopunkte vorgemerkt. Wir halten unter anderem in der Oxbow Bend. Zu sehen gibs hier einen sich schlängelnden Fluss und die Felsen im Background. Reißt einen aber auch nicht mehr um..

Die berühmte Oxbow Bend.. Reisst einem nach so nem Tag aber nicht mehr.. ;)
Die berühmte Oxbow Bend.. Reisst einem nach so nem Tag aber nicht mehr.. 😉

Der Tag war mal wieder ein wenig zu voll gestopft mit Eindrücken, wobei ich immernoch an den putzigen Bären denke und mir vorstelle, wie wir Beide am See umhertollen und uns gegenseitig mit dem gefangenen Fisch, vielleicht ausnahmsweise auch Touristen, bewerfen.. Herrliche Vorstellung..

Ab geht’s in den nächsten Park. Weit ist es ja nicht mehr. Nach einer Stunde fahrt erreichen wir das Eingangstor des Yellowstone Parks. Freude keimt auf.. Diese wird aber auf den nächsten Meilen umgehend erstickt, bzw. erfroren. Die Straße ist gesäumt von Schnee. Alter Schnee, aber das macht bei Schnee wenig Unterschied. Der wundervolle Yellowstone Lake zu unserer Rechten, in Teilen noch zugefroren. Die Sonne, dem Untergang nah.. Unser Plan, Zelten. Mir graut es echt, doch Tina bleibt unverständlicher Weise völlig ruhig und freut sich beinahe. Wir steuern den Bridge Bay Campground an. Am Kassenhäuschen laufen die Leute tatsächlich noch relativ leicht bekleidet rum. Gut, es sind ja auch noch 60Grad Fahrenheit.. Weiß gar nicht, warum ich meine Shorts nicht anhabe. Nun ja, vielleicht ziehe ich mich ja noch um. Wir erhalten den Campground mit der Nummer 77. Dort angekommen, wird eine Sache ganz schnell klar. Der Platzwart schaut sich seinen Platz bestimmt nicht jeden Tag an. Platz 77 ist überflutet.. Das Wasser steht hier ca. 10cm hoch und das wirklich genau dort, wo unser Zelt hinmüßte. Und nu? Wir gehen ein Stück weiter hoch. Platz 85 sieht gut aus, bzw. besser.. Eine andere Sache wird auch schnell klar, meine kurze Hose zieh ich heute nicht mehr an. Wir also fix zum Platzwart. Glück gehabt, der Platz ist noch frei, allerdings nur diese eine Nacht. Macht nichts, nehmen wir. Können ja morgen nochmal umziehen oder so. Jetzt erst mal flink das Zelt aufbauen, denn die Sonne ist auch kaum mehr zu sehen.. Mittlerweile sind wir aber so routiniert, da geht der Aufbau flink und wir schreien uns auch gar nicht mehr so unkontrolliert an.

Zelten?! Im Wasser???
Zelten?! Im Wasser???
Arschkalt, aber auch wunderbar..
Arschkalt, aber auch wunderbar..

Zisch.. Erstmal ein Bier und ab an den See. Die letzten Lichtstrahlen einfangen. Ich friere mir zwar jetzt schon fast den Arsch ab, aber der Blick über den See läßt uns das für eine Bierlänge vergessen. Großartig.. Zurück am Zelt stopfen wir uns zwei Sandwiches rein und gucken noch ein wenig Bilder der Vortage. Schnell wird auch hier klar. Kälte macht vor dem Zeltplatz kein halt. Wir entschließen uns zu einem „WerdWarmUndDannAbInsBett“ Spaziergang. Klappt soweit ganz gut und die ersten Minuten im Schlafsack sind sogar so angenehm, dass wir einschlafen.

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Lächerliche 95 Meilen, aber ereignisreich mit vielen Abstechern
Lächerliche 95 Meilen, aber ereignisreich mit vielen Abstechern

Gute Nacht

29-05-2014 – Es gibt hier verdammt viel Einöde und ein kleines bisschen Hoffnung

Ding Dong.. Der Wecker klingelt. Wir sind allerdings schon wach, vor sechs und das trotz Zeitumzonenwechsel. Verrückt.. Allerdings scheine ich ein wenig wacher als die Tina und entsinne mich, dass ich am Eingang dieses verrückten Ortes einen Tuningladen gesehen habe. Ich lasse Tina also noch ein wenig rumschlumpfen und mache mich mit der Kamera auf den Weg. Mein Weg führt mich natürlich erstmal zu einem Kaffeeladen und anschließend völlig entspannt weiter zu dem Autoladen. Auf dem Weg dorthin entdecke ich noch ein zwei andere Motive..

Hunts Autoladen in Ontario.. Sehr zu empfehlen..
Hunts Autoladen in Ontario.. Sehr zu empfehlen..
Der andere Laden hat dem wenig entgegenzusetzen
Der andere Laden hat dem wenig entgegenzusetzen

Ich komme bei meinem Frühsport auf alle Fälle voll auf meine Kosten. Gegen 8 bin ich wieder am Motel und siehe da, meine liebste Begleitung ist och schon abfahrbereit. Wir werfen noch einen kurzen vernichtenden Blick auf unsere Abrissbude und machen uns auf die Suche nach einem Frühstück. Wir landen zwei Meilen weiter bei Dennys. Ist nicht schlimm, sondern lecker, jedenfalls in der Regel. Heute packt uns mal wieder die Entdeckerlust und wir bestellen neben einem Standardfrühstück mal wieder was Verrücktes. Wir bestellen Grits.. Und bereuen es umgehend, denn bei Grits handelt es sich um ekelhaften Grießbrei oder besser, um geschmacklose Grütze.. Pfui.. Aber wir hatten glücklicherweise auch noch etwas mehr bestellt.

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Beim Verlassen des Etablissements fällt mir auf der anderen Strassenseite ein Wagen auf und wir schlendern hinüber. Es handelt sich um einen ziemlich gut hergerichteten alten PickUp. Der Besitzer ist ebenfalls vor Ort und wir kommen ins Gespräch.. Er ist sehr stolz auf sein Fahrzeug, denn es handelt sich hierbei wohl um einen ziemlich seltenen 44er Buick PickUp, der speziell für die AirForce entwickelt wurde. Ein feines Gerät und die Bilder auf jeden Fall wert.

Ich weiß noch, dass ich versucht habe ein Video mit der Cam zu machen, als der Wagen laut knatternd vom Parkplatz rollte. Aber die Technik hat mich alt aussehen lassen. Ich komme wohl langsam in das Alter, wo man dann doch mal die Anleitung studieren sollte.
Es ist jedenfalls kurz nach neun und wir machen uns auf den Weg. Das heutige Tagesziel heißt Jackson und ist unsere letzte Station vorm Yellowstone National Park.

Wie das Leben so manchmal spielt. Wir sind kaum eine halbe Stunde in Fahrt, haben noch nicht einmal Idaho erreicht, da muss ich schon wieder eine Pause einlegen. Typisch, oder? Aber mal ehrlich, in Nampa gibt es ein Luftwaffenmuseum. Eines mit echten alten Flugzeugen, die auch mal geflogen sind und mit großem Peng andere Flugzeuge kaputt gemacht haben. Sowas kann man sich doch nicht entgehen lassen und außerdem liebe ich meine Begleitung wirklich sehr.

Der Weg zum Air Museum war gespickt mit Fallen
Der Weg zum Air Museum war gespickt mit Fallen

Wir biegen also auf den Umweg ein und kurze Zeit später auch auf den Parkplatz des Museums. Zu unserem, vielleicht auch nur meinem Bedauern, hat das Museum erst ab 10e geöffnet und wir haben es gerade mal kurz vor 9.. Also gut, wir fahren weiter..

In Anbetracht der uns nun wieder begegnenden Monotonie, hätte man vielleicht doch warten sollen, dann hätte man für den Rest des Tages Gesprächsstoff gehabt. So besteht unser einzig funktionierender Abzweig von der Strecke im Besuch der Shoshonen Wasserfälle. Ein nettes Ensemble von runterfallendem Wasser und wie wir später erfahren, neben Kartoffeln, so ziemlich die einzige Attraktion von Idaho.

Gäääähn..
Gäääähn..
Zeit, den Fahrer widerrechtlich  zu knipsen
Zeit, den Fahrer widerrechtlich zu knipsen

Die nächsten großen Kracher, die Idaho Falls und den gleichnamigen Ort lassen wir glatt links liegen. In der Nachrecherche ziemlich bedauerlich, sehen die Bilder im galaktischen Reisefüher vielversprechend aus. Aber das wußten wir ja nicht.. Wir nutzen Idaho Falls zum abbiegen. Ab jetzt ist Schluß mit dem Superhighway und es beginnen wieder die kleineren Straße. Wir fahren auf dem Highway 26 und neben uns schlängelt sich der Snake River. Am Horizont können wir schneebedeckte Berge sehen und alsbald führt es uns nach links weg. Nun fahren wir gerade auf das immer größer werdenden Gebirge zu. Ein zauberhafter Anblick, auch wenn man sich vorkommt, als würde sich der Wagen nicht einen Meter näher an die Bergkette bewegen.

Es erwartet uns Großes
Es erwartet uns Großes

Nach ewigen, aber wunderschönen Meilen erreichen wir die Berge und schrauben uns Fuß für Fuß in die Höhe. Und plötzlich passiert es wieder. Wir überschreiten eine weitere Grenze. Mit einem Schlage sind wir nicht mehr in Idaho, sondern in Wyoming. Rechts und Links neben unserem Pfad aus schwarzem Asphalt türmen sich Schneeberge und unsere Mitstreiter in dieser kalten Stunde schleichen mal wieder als befänden wir uns im Hochwinter, dabei ist der Asphalt frei von Schnee und sehr griffig. Gefrustet halte ich am höchsten Punkt der Straße an und wir realisieren, dass wir uns auf dem Teton Pass bewegen und gerade jetzt auch noch am höchsten Punkt desselbigen. Zur linken türmt sich Mount Glory in die Höhe und der Blick ins schneebesiffte Tal macht einem auch schnell klar, das ein T-Shirt hier nicht die richtige Kleidungswahl ist.

Ab diesem Punkt geht es nur noch Bergab und auch unser NAVI ist der Meinung, das wir gar nicht mehr weit von unserem Tagesziel entfernt sind. Gegen halb 6 entern wir die Stadtgrenzen von Jackson. Steht jedenfalls so im Tagebuch. Gut, wir sind also plötzlich nach 7 Stunden Fahrt in Jackson. Die Einheimischen nennen diesen Ort Jacksonhole und ich weiß mit diesem Namen wirklich überhaupt nichts anzufangen. Wir suchen uns erstmal nen Ort, an dem wir auftanken können und aufs Internet zugreifen können. Wo landet man dann? Richtig in einem Starbucks.. Hatte ich eigentlich schon erwähnt das Jackson so ein volle Kanne Urlaubsort ist. Hier geht im Winter bestimmt richtig die Luzi und Lederhosen kannste dir im Laden um die Ecke auch kaufen.. Um es kurz zu machen, ich fühle mich, nachdem auch der letzte Ort ein wenig zu wünschen übrig ließ, auch hier nicht wirklich wohl. Mit einem CaramelMacchiato in der Hand sehen die Wolken am Himmel allerdings nicht mehr so grau aus. Nach endloser Suche und der Erkenntnis, dass wir uns im Stadtzentrum nichts leisten wollen und.. Na ja, auch nicht können, finden wir am Stadtrand ein Motel mit annehmbaren Preisen. Dort angekommen, lichtet sich meine Laune zusehends, denn dieses Motel ist ein Glücksgriff. Zwar ein wenig außerhalb, aber gerade genug außerhalb, um mir das Gefühl zu geben, wir seien inmitten der Natur. Über die angrenzende Straße rüber und du stehst an einem glänzenden See, der wiederum von eingerahmt von mittleren Samthügeln daherkommt. Traumhafter Anblick..

Hatte ich erwähnt, dass meine Begleitung den Ort schau fand? Schon die ganz Zeit..!!! Macht ja nichts, ich werd ja auch langsam warm mit Jacksonhole (nicht schwul gemeint).
Nachdem klarmachen des Zimmers brechen wir wieder in Richtung Stadt auf. Die erste Station ist das Visitor Center. Im Allgemeinen halte ich viel von diesen Centern. Geben Sie dir doch allemöglichen Information zu der dich umgebenden Natur, die man sich ansonsten teuer erkaufen müßte, aber an so einem Ort. Was erwartet einen da. Wird einem gesagt in welchen Bars man aufpassen sollte, wo das Bier am kühlsten ist? Ich weiß nicht. Wir also rein und rumgeschnökert. Schnell wird klar, mir jedenfalls, Tina wußte das wahrscheinlich schon die ganze Zeit, dass wir uns eigentlich an einem ziemlich spannenden Ort befinden. Kurz vor dem Teaton National Park und quasi vor den Toren zum Yellowstone National Park. Wir befragen den Ranger, was er uns empfehlen würde. Er antwortet, Bärenspray.. Aha, und wo würden Sie morgen wandern gehen? Er, ohne Bärenspray nirgendwo außerhalb der Stadt. Alles klar.. Und gibs das hier? Ja, aber ich würde woanders hinfahren. Im BlaBla Store am anderen Ende der Stadt ist es viel billiger. Okay.. Und dann, wo würden Sie dann wandern gehen..
Wir bekamen einige gute Tips, auch schon in Vorgriff auf den Yellowstone und unsere Zeltpläne. Zum einen wußte ich nun, dass ich morgen vor dem Sonnenaufgang schon im Auto sitzen werde und dass wir uns noch Thermoklamotten einkaufen sollte. Wir uns herzlich bedankt und auf in die Suche nach dem BlaBla Laden. Nebenher noch ein Auge offenhalten, ob sich in diesem Ort nicht auch noch ein Laden finden läßt, in dem so Outdoorgeraffel verkauft wird und gerne auch zu Preisen, die ich bezahlen mag. Ach, da war doch noch etwas. Um die Zeit nicht langweilig werden zu lassen, es war schon dreiviertel Acht. Die Geschäfte schließen um Acht. Man man man.. Aber wir sind ja gut in solchen Situation. Nach wenigen Meilen entdecken wir tatsächlich den BlaBla Grocerie. Wir kaufen das Spray, was wirklich ungemein günstiger daher kam und noch eine Kleinigkeit fürs Frühstück.. Dann Flugs zurück in den Wagen und wieder zurück. Der erste hastige Stop bei einer Mall sieht nicht nach Thermowäsche aus.. Die Zeit rennt weiter und ich friere innerlich schon geradezu. Aber auch hier haben wir Glück. Eine Meile weiter runter ein weiterer Laden, sieht aus, wie bei uns die.. hmm.. Richtig, Intersport Läden. Die räumen allerdings schon die Aufsteller rein. Also schnell sein.. Wagen abstellen und reinflitzen. Drinnen werden wir schnell fündig, allerdings finden wir nur Thermooberteile und keine passenden Hosen. Tina bietet mir einer ihrer Strumpfhosen an.. Aha.. Wird schon nicht so schlimm, denke ich und wir hatzen gerade noch rechtzeitig an die Kasse. Bezahlen.. Peng… Da passiert es, meine Visa versagt ihren Dienst und Tina muss einspringen. Denken uns erstmal nichts dabei und fahren nach der erfolgreichen Jagd beruhigt zurück ins Zentrum.

Völlig unaufgefordert, wollte jemand von uns ein Bild machen.. Verrückt, aber auch sehr herzlich
Völlig unaufgefordert, wollte jemand von uns ein Bild machen.. Verrückt, aber auch sehr herzlich

Nachdem wir den Wagen geparkt haben, bleibt Tina vor einem Laden stehen, der Photos im Westernstil anbietet. Sieht nett aus, aber der Laden macht gerade zu. Der herausplumpsende Besitzer sieht Tinas Blick und wir unterhalten uns kurz. Leider habe ich von dem Gespräch nur noch die Antwort auf meine letzte Frage behalten. Die Antwort lautete, geht doch ins Snake River Grill am Markt, da gibs das beste Steak. Wie war wohl meine Frage? Wir schlendern also weiter.. So im Dunkeln macht das Örtchen schon ein wenig mehr her. Insbesondere ein Laden fiel uns ins Auge. Ein äußerst aufdringliches Neonschild zeugte von großem Selbstbewusstsein und wir wurden beim Eintritt nach unserem Ausweis gefragt. Innen aufgebaut wie ein stickiger Saloon und dann doch nicht gerade einladend. Wir machten kehrt und wieder auf die Suche nach der Empfehlung des Einheimischen. Gar nicht weit weg haben wir auch die entdeckt.. Nun denn.. komisch sah der Laden aus und vor allem auch die Leute, die da so raus und reingingen.. So Dallaslike.. Aufgedonnert bis zum Mond, aber schon Ende 40.. Und dann die Karte.. Fisch, toller anderer Blödsinn, aber nur ein Steak. Ich gehe mal lieber fragen. Freundlich, aber irgendwie doch bestimmt, wird mir zu verstehen gegeben, dass es hier nicht nur keine Steaks gibt sondern auch nicht für Publikum wie uns gemacht ist. Dabei war das von der Kellnerin nicht böse gemeint. Wir wollten uns beide nur schützen.. Auf jeden Fall hatte sie einen guten Tip. Ein Laden namens Locals, direkt am Markt neben dem auffälligen Saloon. Der Laden gefällt und das Angebot auch. Ich bekomme endlich ein würdiges Stück totes Tier.. War das eigentlich mein erstes diesen Urlaub? Muss glatt mal nachgucken. Tina nimmt das Filet Mignon und ist ebenfalls begeistert. Auch der Nachtisch weiß zu begeistern.

So muss ein New York Strawberry Cheesecake aussehen.. Basta
So muss ein New York Strawberry Cheesecake aussehen.. Basta

Beim Bezahlen allerdings erreicht uns wahrscheinlich der amerikanische Alltag. Auch unsere zweite Kreditkarte verweigert ihren Dienst. Toll.. Was ist denn da los? Hat jemand unsere Kartendaten geklaut und die Konten geleert. Ich versuche zu beschwichtigen und meine, ich habe doch noch eine.. Klappt allerdings nicht wirklich und ehrlich gesagt, ich bin gedanklich auch nicht gerade beruhigt. Bezahlen darf ich aber dennoch mit der verbliebenen AMEX Karte. Auf der Fahrt zum Hotel ruft Tina unsere Bank in Deutschland an, mit erstaunlichem Ergebnis. Unseren Konten geht es gut, nur leider haben unsere Kreditkarten ein Limit. Aha und nun? Das Limit von 500€ ist aufgebraucht.. Der Typ am anderen Ende der Leitung macht den Vorschlag, dass wir ein Dokument aufsetzen sollten, in dem wir Betrag X auf die Konten überweisen lassen. Das Dokument dann unterschreiben und eingescannt an die Bank zu senden… Alles klar.. 22Uhr und weit und breit kein Drucker, Fax oder Ähnliches.. Letztendlich kritzelt Tina den nötigen Text auf ein A4 Blatt, wir unterschreiben und ich mache von den Zetteln ein Photo, dass wir anschließend per Mail versenden. Ok, jetzt heißt es bangen.. Obwohl, wenn das nicht klappt, bleibt doch noch meine American Express. Die hat kein Limit, wird komischer Weise kaum mehr irgendwo angenommen und Geld abholen geht damit auch nicht. Eben richtig sicher die Karte..

Gute Nacht

422 Meilen durch den Kartoffelstaat
422 Meilen durch den Kartoffelstaat

28-05-2014 – Die große Einöde

Leider habe ich die für den Tag entsprechenden Bilder nicht parat, daher wird dieser Tag erstmal nur aufgrund der Tagebuchaufzeichnungen und der unheimlichem Kapazität meines Gedächtnisses wiederhergestellt.

Was bisher geschah. Der gestrige Tag war eine gefühlte Woche, ein wirklich sehr langer Tag. Und dieser Tag? Dieser beginnt ebenfalls noch vor dem Wecker, der uns eigentlich regulär um 6 wecken sollte. Ist 6 Uhr nicht eine schöne Zeit zum Aufstehen und das auch noch im Urlaub? Ich bin mir sicher, dass ich mit dieser Ansicht ziemlich allein auf weiter Flur stehe und Mitreisende diese Einstellung eher als nervend betrachten, aber je länger so ein Tag wird, desto eher freut man sich, früh aufgestanden zu sein…

Wie auch immer, wir machen uns ganz in Ruhe fertig und schlendern rüber in Melitas Restaurant & Cafe. Eine echter Highway Trucker Stop, wenn es diesen Ausdruck überhaupt gibt. Drinnen sitzen auf jeden Fall nur Kerle und die Bedienung macht auch einen eher maskulin ruppigen Eindruck. Tina hat sich heute übrigens extra etwas sommerlich luftiges angezogen, weil die Sonne so schön in unser Zimmer gestrahlt hat. Tinas Outfit wirkt, wenn man davon absieht, dass sie allein auf dem Weg vom Zimmer zum Cafe gefroren hat, etwas deplaziert und dürfte einige der Trucker ziemlich nervös machen. Draussen stehen übrigens keine Trucks, nur ein PickUp. Verrückt..

Das Frühstück schmeckt jedenfalls und wohl genährt machen wir uns um halb zehn auf den Weg. Und der Weg ist lang.. sehr laaaang.. und vor allem langweilig. Wir fahren ca. 100 Meilen durch forstwirtschaftlich wertvolle Gebiete und die Strasse geht schnurstracks geradeaus. Ich werde müde.. Tina ist schon länger müde.. Einmal sehen wir kurz Pferde neben der Strecke. Wow.. Zwei Minuten später kehrt wieder die Einöde in den Wagen und mit ihr die Müdigkeit. Plötzlich erscheinen Häuser am Wegesrand.. Eine Stadt.. Eine Stadt.. Und auch eine Kaffebude. Endlich.. Ein wenig auftanken. Ein wenig munterer geht’s weiter und auch die Streckencharakteristik ändert sich ein wenig zum Positiven. Aber die Müdigkeit schafft es alsbald wieder sich mit in den Wagen zu drängen.

So sehen gelangweilte Pferde aus
So sehen gelangweilte Pferde aus

Den nächsten Halt legen wir in Bend ein. Dieses Mal ein richtiger Stop. An einem derart ereignislosen Tag kann man sich auch einfach mal in eine Mall stürzen und schauen, ob man nicht ein wenig Geld los werden kann. Wir tauchen ab in die angenehme Welt von Walmart. Einen Korb brauchen wir nicht. Wollen ja nur kurz was schauen und vielleicht ne Straßenkarte kaufen. An der Kasse haben wir allerdings am Ende neben dem RandMcNally Strassenatlas noch ne Grillzange und eine Lampe .. Den Süsskram zähle ich nicht einzeln auf, aber es sah mit Sicherheit witzig aus, wie wir da so ohne Korb und ohne freie Hand zum Bezahlen zur Kasse geschlendert kamen. Mittlerweile war es halb eins und als wir rauskommen, werden wir durch einen kurzen, aber heftigen Hagelschauer begrüßt. Ein Moment, in dem ich mich über den VW Passat freue..
Als der Schauer vorbei ist und wir zum Wagen können, muss ich feststellen, dass die Hagelkörner anscheinend nicht groß genug waren, der Wagen jedenfalls hat nicht die kleinste Beule. (würde meine vorherige Bemerkung gern streichen, aber gesagt ist gesagt.. Um es klar zu stellen, der Wagen leistet hervorragend langeweilige Dienste. Er ist zuverlässig und einfach zu bedienen. Eben typisch unaufällig und irgendwie sehr deutsch) Wir fahren weiter und ich zwinge Tina zu einem kleinen Umweg. Auf einem der großen Highwayschilder stand nämlich der Ortsname Redmond. Da klingelt doch etwas oder? Nein?! Da sitz doch das Evil Empire. Immernoch keine Idee? Aus Redmond stammt Microsoft. Die Firma, die mit ihrer phantastischen, innovativen und benutzerfreundlichen und ..grr Software fast alle Personal Computer der Welt in der Mangel hat. Kann man sich doch mal anschauen fahren oder nicht. Vielleicht sieht man ja Bill Gates und ihm fällt eine seiner ca 46.000 Millionen Dollar aus dem mit „Microsoft Rules“ bedruckten Jutebeutel. Obwohl.. Der ist doch noch aus einer Zeit, in der die Nerds mit Gürteltaschen umherliefen, oder? Nun gut, wir also auf dem 35 Meilen Weg nach Redmond.. In Redmond angekommen, erwarte ich eigentlich fette Hinweisschilder. So was wie: Microsoft nach rechts / Ungläubige links. Wobei der Weg links natürlich in einem tückischen Abgrund endet, den man erst so spät vor sich erkennt, dass Bremsen sinnlos erscheint. Biegt man hingegen rechts ab, landet zwar in der Hölle, aber erkennen kann man sie als solche nicht, denn sie ist einladend bunt, die Leute aufgeschlossen und hilfsbereit. Man möchte quasi umgehend hier bleiben. Aber, wir sehen nichts dergleichen. Das spannendste war ein Skateboardfahrer auf dem Freeway.

Echtes Redmon oben.. Wir.. Ähh.. Unten
Echtes Redmon oben.. Wir.. Ähh.. Unten

Mist.. Jetzt zurückfahren ist aber auch doof. Wir drehen zwar, biegen aber nach nicht allzu langer Fahrt einfach nach links in die Wallachhei, um abzukürzen. Wir wollen zum Highway 20 und das geht auch über kleinere Straßen, die sich als wirklich klein und abenteuerlich herausstellen. Nebenher bieten Sie aber auch Zeit für einen ganz kurzen Fotostop.

Ein 1968er Mercury Parklane.. Sehr fein anszuschauen
Ein 1968er Mercury Parklane.. Sehr fein anszuschauen

Die kleinen Straßen wollen allerdings gar nicht mehr enden und plötzlich beginnt es zu regnen. Toll, aber das wirklich Tolle war die Tatsache, dass der Asphalt nach dem Regen zu dampfen begann, da ihn die Sonne im Vorfeld zu sehr aufgeheizt hatte.

Das ist wohl der wilde, wenn auch öde Westen
Das ist wohl der wilde, wenn auch öde Westen

Die Sonne wechselte sich die nächsten Meilen sowieso andauernd fröhlich mit dem Regen ab und wir erreichen auch endlich den Highway 20. Damit erreichen wir aber auch die nächste Ebene der Langeweile. Sozusagen ein weiterer öder Meilenstein in der unendlichen Weite des amerikanischen Westens. Tina notiert im Tagebuch: Gegen die Orte an der 20 ist Meichow eine Weltstadt und MeckPomm ein Ballungsgebiet. Ich widerspreche dem nicht, sehe ich mich doch mit Miniwirbelstürmen neben dem Highway konfrontiert und auch die typischen „hierwarschonlangekeinermehr“ Westernstrohballen werden vom Wind über unseren Weg geblasen. Als Bespiel folgen einige Bilder der Ortschaft Brothers. Eine überschaubare Ansammlung von Häusern, die uns allerdings mit einem Kaffee und einer Toilette aufmuntern konnte.

Mehr als diesen Truckstop
Mehr als diesen Truckstop
und die Schule, können wir in Brothers wenig erkennen
und die Schule, können wir in Brothers wenig erkennen

Ganz plötzlich keimt allerdings wieder Leben in mir. Kurz vor Burns (der Stadt), fällt mir ein Schrottplatz ins Auge. Ich fahre zwar vorbei, meine aber auch, dass es sicher fein wäre, da mal ein paar Bilder zu machen. Tina meint, mach doch. Ich wende direkt und ohne Rücksicht.. Wir machen unseren stählernen Gaul vor dem Saloon fest und ich wage mich hinaus. Tina hält in der Kutsche die Stellung. Ich hingegen wage mich an die ersten Motive und drücke ab. Natürlich werde ich vom Platzwart bemerkt. Er verwickelt mich in ein kurzes Gespräch und ich ringe ihm die Erlaubnis ab, mich auch auf dem Rest des Geländes frei bewegen zu dürfen.. Yippie.. Ein wundervoller Schrottplatz. Die Wagen hier sind in einem traumhaften Zustand und der Himmel wolkenlos. Ich tobe fast eine ganze Stunde zwischen den Wracks umher, bis ich merke, dass es zuviel wird. Ich rette mich zu unserer Kutsche. Tina ist noch da. Sie liest und sieht halbwegs zufrieden aus. Ich komme auch langsam runter, bedanke mich bei dem Platzwart (im Gedanken, denn ihn selbst sehe ich nicht mehr) und wir fahren weiter.

Der erste Schuss ist gefallen
Der erste Schuss ist gefallen

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Ab Burns wird auch die Strecke wieder ein wenig interessanter, was allerdings auch an der tiefer stehenden Sonne liegen kann. Jedenfalls wird es hügeliger und die Sonne verwandelt die Hügel in samtbesetzte Kissen. Bloss nicht einschlafen.. In mitten der Samtkissen entdecken wir eine alte Bahntrasse. Die Trasse sieht original aus wie man sich das im wilden Westen vorstellt, selbst die Brücken machen hier keine Ausnahme. Die Bahnstrecke begleitet uns von nun an und macht die Fahrt dann doch noch zu einem kleinen Erlebnis, da es Spass macht, die Trasse im Auge zu behalten und zu sehen wo bzw. wie die Trasse sich in der alten Zeit durchs Land geschlängelt hat.

Auch fahrerisch wieder interessanter
Auch fahrerisch wieder interessanter

Langsam wird es spät, sogar noch später als gedacht, denn wir überfahren eine Zeitzonengrenze (keine Angst, auch hier niemand verletzt, man macht das in den USA eben so) und plötzlich ist es spät. Neben der Strasse gesellt sich zur Bahnstrecke noch ein silbrig glänzender Fluss und auch die Felsen erscheinen im Abendlicht wunderlich bunt. Wir halten kurz an, um die Gegend ein wenig wirken zu lassen. Allerdings wird es auch langsam Zeit für ein Nachtquartier. Der nächste Ort heißt Vale und ist wunderbar klein. Wir entscheiden hier zu suchen, aber unsere Wahl, das BATES Motel (bei wem klingelts?), ist leider ausgebucht. Das nächste Motel, was wir uns anschauen, sieht noch muchtiger aus, als das Bates. Der kleine Ort entäuscht uns und wir fahren weiter in die nächste Stadt. In Ontario angekommen, wünsche ich mich allerdings wieder in das kleine Vale zurück, denn diese Stadt hat so gar nichts, was mich zum Bleiben animiert, aber es ist spät und wir brauchen ein Bett.

Ohne Worte
Ohne Worte

Und jetzt wird das Tagebuch ein wenig dünn. Ich weiß, wir sind im Endeffekt auch in einem indischen Motel gelandet, aber ich weiß auch, wir waren bei mehreren Motels fragen und eines, auch von Indern betrieben, machte mir Angst. Der Chef hat auf meine Frage sofort den Vertrag rausgeholt, also ohne mir nen Preis zu nennen, dabei habe ich mit Sicherheit nicht nur nach einem Zimmer gefragt. Jedenfalls sah der Typ irre aus und holte dann auch noch seine Frau dazu, um mich festzunageln, als ich wiederholt nach dem Preis fragte. Als der Preis dann doch auf den Tisch kam, habe ich mich, immer mit Blick auf die Inder, wieder zum Auto begeben. Das Motel, für das wir uns dann entschieden haben, machte allerdings auch keinen deutlich besseren Eindruck. Vor dem Motel standen verschiedene Schrottkarren, die sicher keinen netten Leuten gehörten, aber so langsam war es egal, denn wir brauchten ein Bett und was zu essen.
Ich weiß auch noch, dass wir uns den Abend noch in die Innenstadt aufgemacht haben, um etwas zu essen und uns den Bahnhof anzuschauen. Gegessen haben wir dann bei einem Iren (absichtlich mit nur einem „R“ geschrieben). Tina hatte einen gar nicht mal so schlechten Burger und ich Rippchen. Spezialrippchen in lecker Biermarinade..

Nie wieder.. Ich fand die Marinade nicht lecker und die Rippchen darunter auch nicht, aber vielleicht waren die Rippchen gar nicht so schlecht, sondern nur die Marinade. Auf jeden Fall um eine Erfahrung reicher und vollgefressen genug, um in diesem fiesen Motel ein Augen zu zu bekommen.

Gute Nacht

400 Meilen und ganz wenig Spass
400 Meilen und ganz wenig Spass