25-05-2014 – Sonntag – Dem guten Wetter entgegen

Gute Nacht.. Das ich nicht lache. Beschissen geschlafen und vor dem Wecker aufgestanden. Tina ebenfalls.. Also auch aufgestanden meine ich. Sie war dann sogar schneller fertig als ich. Wie auch immer das geht. Hat bestimmt geschummelt und sich einfach nicht gewaschen.

Frühstück!!? Aber wo? Einfach irgendwo am Highway? Ich sage nein und wir gehen in das dem Motel angeschlossene Diner. Bereut haben wir die Entscheidung nicht. War ein feines Diner, das so bestimmt schon seit den 60er existiert und geschmeckt hat es auch. Im Diner waren, außer uns, noch zwei kleinere Grüppchen älterer Herren, die sich hier wohl regelmäßig zum quatschen treffen. Vor der Tür standen ihre PickUps.. Drinnen saßen die Veteranen und gaben Ihre Erlebnisse der Woche zum Besten. Als noch einer dazukam, wurde er mit „Hey Jimbo“ begrüßt. Hätte nicht gedacht, dass dieser Name wirklich für ein denkendes Wesen verwendet wird. Hätte gern ein Bild von den Jungs gemacht, aber würde ich dann noch leben?!

Ab auf den Highway. Fahren auf der 101 West in Richtung Hoh Rain Forest. 87 Meilen für einen kleinen Abstecher, denn eigentlich hatten wir schon entschieden, dass wir den Olympic am Ende noch einmal reinhängen, wenn das Wetter hoffentlich mitspielt. Die Fahrt dorthin führte uns am Lake Crescent vorbei, der bei genauerer Betrachtung und der Sonne im Sinn ein feines Plätzchen gewesen wäre.. Aber das dumme Wetter..

Piff, fahren wir also weiter. Beim Rain Forest angekommen parke ich erstmal ein. Ui jui, eingeparkt.. Warum das eine Bemerkung wert ist? Ich habe rückwärts eingeparkt und stand damit gänzlich allein aus Ausserseiter auf dem Parkplatz.. Machen die da drüben einfach nicht.. Können se bestimmt gar nicht.. Egal und völlig bedeutungslos, nachdem wir ausgestiegen sind und uns die ersten Meter in den Wald vorwagten. Bei dem Teil des Olympic National Parks handelt es sich tatsächlich um so etwas wie einen Regenwald. Eine Natur, die in dieser Form so unberührt daher kam, dass man gut das Gefühl bekommen konnte, dass das hier alles gestellt ist.. Und bei den Kollegen hier. Wer Weiß, wer Weiß.. Auf jeden Fall sehr beeindruckend und mit Sonne.. Mit Sonne, wäre das der Hammer… Aber Sonne gibt´s hier nicht und so muss sich der nebenher laufende Taufluss mit seinem stahlblauen Wasser halt so vergnügen.. Sehr schade und eben ein unbedingtes Muss für die letzte Woche. Also weiter..




Ist es nicht zuckersüß?
Ist es nicht zuckersüß?

Und weiter mit unglaublicher Geschwindigkeit
Und weiter mit unglaublicher Geschwindigkeit

Ab in den Süden, da soll das Wetter besser sein.. Kaum losgefahren, fängt es auch an zu pieseln.. Übrigens, der Fahrer in mir freut sich sehr über die Straße vom Rain Forest zur 101. Allerdings darf man hier in Spitze nur 35mph (ca 60kmH) fahren und die Eingeborenen tun dies auch. So kommt es zum einen oder anderen Überholvorgang oder und das finde ich echt bemerkenswert, der Vorausfahrende fährt rechts ran und lässt mich vorbei. Liegt es daran, dass wir in unserem VOLKSWAGEN und typisch deutschem Gesichtsausdruck eindeutig als böse zu erkennen sind? Oder sind die Amerikaner mit einer solchen, für meine Begriffe immernoch völlig entspannten Fahrweise überfordert und fühlen sich ‚under Pressure‘? Wie dem auch sei, wieder angekommen auf der 101 fängt es an zu regnen und wir bahnen uns gemächlich den Weg gen Süden. Die Fahrt zieht sich.. Aber wir kommen auch an ein paar feinen Sachen vorbei, zum Beispiel der tolle Strand, dessen Name mir nicht mehr einfällt, aber ein unbedingtes Muss, wenn wir am Ende des Urlaubs wieder dahinkommen (von oben irgendwie ähnlich dem Königstuhl auf Rügen nur typisch Amiland wieder mal größer und mit ozeantypisch geilerer Küste).

Ruby Beach
Ruby Beach

Genauso ein geiler Autofriedhof in Forks, mit einigen coolen vergammelten Kisten, den wir extra in der Karte vermerkt haben, um ihn wiederzufinden. Irgendwann später(jetzt, einen Tag später können wir nicht mehr rekapitulieren wann und wo genau – Anm. d. Redaktion: Der kleine Ort hieß Aberdeen. Stellte ich fest, als wir im weiteren Verlauf unserer Reise irgendwann wieder beim gleichen Kaffeemann standen.) drückte mal wieder die Blase, also ran an die nächstbeste Tanke, an der wir uns bei der Gelegenheit gleich noch wieder eklige Sachen gekauft haben (hammerscharfe Chips und Gummitierchen). Der stündliche Kaffeedurst kam auch direkt und neben der Tanke gab es, wie überall, ein Miniespressohäuschen. Die Häuschen sind natürlich für Autos, habe ich Autos gesagt, ich meine Trucks, konzipiert, quasi DriveThrus (wie der Cohoona bei der Arbeit), aber als crazy Deutsche wollten wir für die 20 Meter nicht extra das Auto anschmeißen. Also hingelaufen… Dieses Mal liegt es also nicht nur an unserem Englisch, dass wir direkt gefragt werden, woher wir kommen… Mit Kaffee gehts dann weiter.

Da unser nächstes Ziel der Redwoood NP ist, geben wir diesen kühn ins Navi ein. Ankunft nach neun!! Das ist zu spät – zumal wir es nie schaffen, einfach durchzufahren, dazu ist der Weg zu schön und lädt zu zu vielen Stops ein. Wir lassen das Navi trotzdem an und fahren einfach unter dem Motto, so weit wie wir kommen, weiter… Plötzlich will es uns von der 101 runterschicken.. Panik!! Wollten doch an der Küste bleiben. Den Ort, in dem es das tut, muss ich unbedingt noch mal rausfinden (Anm. d. Redaktion: Es war Aberdeen und ich finde es bemerkenswert, wie die Wahrnehmung einem an so einem grauen Tag verschwimmt. Als ich den Satz schrib, ging ich fest davon aus, es handelt sich um einen weiter entfernten Ort), der hatte nämlich auch schon zwei supergeile Brücken. Wie dem auch sei, wir geben nach und folgen dem Navi. Es will uns über den Freeway schicken, aber anders ist die Strecke wohl nicht zu schaffen. Dafür geht es durch Portland. Soll ja schön sein bei Regen.. 😉 Die Autobahn führt dann auch direkt durch, aber so richtig sehen wir die Stadt natürlich nicht. Wie alle amerikanischen Großstädte gibt es im Zentrum beeindruckende Hochhäuser und anderen Großstadtkram. Was aber viel beeindruckender ist, sind die Straßen und Brücken, die teilweise fünfstöckig über mehrere kurvige Ebenen laufen. Da wundert man sich nicht, dass es für Fußgänger (ein seltenes Phänomen in Amiland und nach meiner Auffassung alles Penner) eine Seilbahn gibt um die Straßen zu überqueren. Die Fahrt verläuft regnerisch ereignislos weiter. Ein schöner Nebeneffekt sei aber erwähnt, es wird zusehends wärmer (oder anders gesagt, waren wir schneller als das schlechte Wetter) und die ersten blauen Lücken taten sich am Horizont auf. Nach nunmehr rund 600 Meilen, also seit Abholung des Wagens, heute waren es erst lächerliche 350, machte es Pong im Amaturenbrett und der Wagen sagte zu uns, „Leute, wie wäre es in den nächsten 50 Meilen mal mit ner Tanke?“. Alles klar, tanken, in der Erinnerung gar kein Problem. Natürlich waren wir wieder kurzzeitig mit den Zapfsäulen überfordert. Hier zahlt man nämlich in der Regel schon an der Säule mit Kreditkarte und das noch vorm Tanken. Der geplante Spritklau musste also ausfallen. Mangels amerikanischer Postleitzahl (ja, die muss man nach der Kreditkarte eingeben) musste also vorher drinnen bezahlt werden. Fragt sich jetzt irgendwer, wie man vorher fürs Tanken bezahlen kann und keine Miesen macht, bzw. den Tank auch wirklich voll bekommt?! Wirklich niemand? Wir haben es jedenfalls rausgefunden und das ohne Aiman Abdalla, obwohl der Tankboy mächtig Ähnlichkeit mit ihm hatte (Ich kann Inder nicht auseinanderhalten). Tanken voll und auch der Vorrat an Wachhaltedrinks!! So konnte die Tour weitergehen. Da irgendwann Autobahn nervt, doof ist und müde macht, haben wir unser Ziel kurzerhand angepasst. Es ist nicht mehr der Redwood, sondern Florence. Eine Stadt von der wir nichts wissen, außer, dass sie wieder am Pazifik liegt und sich irgendwie vertraut anhört. Also sind wir hinter Salem von der Autobahn runter, die richtige Abfahrt, nämlich Salem, haben wir just im Augenblick der Entscheidung verpasst, um uns wieder Richtung 101 zur Küste durchzuschlagen. Da wir immernoch mit dem Gedanken spielten, zu zelten, haben wir bei schönstem Wetter in … gehalten, um uns im Safeway mit Würstchen und HotDogBuns einzudecken. Wie wir bald merken sollten, war das Ziel Florence, doch etwas zu ambitioniert, so dass wir uns noch unterwegs für Newport umentschieden haben. Und wie sollte es anders sein, das Wetter wurde innerhalb der letzten 70 Meilen wieder zusehends schlechter und die Zeltlaune damit auch). In Newport angekommen wurden wir mit einer mehr als steifen Brise begrüßt. Wenigstens trocken, aber doch sehr frisch. Obwohl meine Zeltlaune hier schon im Keller war, sind wir dann doch noch kurz zum Campground hinter der Stadt gefahren, hatten allerdings im Ort schon einen Hinweis gelesen, woraufhin der Campground ‚glücklicherweise‘ schon voll war. Aber man muss sich das Leiden der Narren ja mal anschauen. Und es war grauenvoll. Dort angekommen, herrschte nicht weniger Wind und meine Lust auf zelten hatte sich in ein warmes Bett verwandelt. Heißt aber nicht, dass ich das sofort rausposaune. Nein, wir haben erstmal angehalten und uns hinter der Düne den Sturm am Pazifik um die Ohren blasen lassen. Bei Sonne sicher der totale Wahnsinn.

Anschließend wurde der große Rat einberufen.. Dauert nicht lange und die Entscheidung stand fest, wir schlafen in nem Motel (freu.. Freu..). Haben im Voucherheftchen auch glatt die Econolodge für 45$ plus Tax ausgemacht. Also zurück aber nicht direkt zur EconoLodge.. Wir sind doch nicht blöd, sondern Deutsche. Haben also mehrere Motels angefahren und gefragt.. Dabei durften wir feststellen, das es immer noch Memorial Day Wochende ist und die Motels entweder voll waren oder Mondpreise verlangten.. Gelandet sind wir schließlich für 55$ im MoneySaver Motel. Passt doch irgendwie oder? Ach ja, wer hat das Ding betrieben? Ne indische Familie.. Und so roch es auch.. Aber wir hatten ein Bett und es war feiner, als die Nacht zuvor, wo wir.. ich glaube 76$ gezahlt haben. Also Sachen abwerfen und los meine ich. Tina meint, schauen wir doch erst mal im Netz, ob es was gescheites zu futtern gibt. Ja, ein Grill und ne Pizzabude, der Rest macht in Fisch.. Bäbäh.. Ok, Informationen stehen und los. Der Ort wird durch eine supergeile Brücke getrennt und soll ne sehenswerte Amüsiermeile haben.. Wir also los auf die Partymeile. Ernüchterung.. Bäh.. Überall nur Fisch.. Wir noch kurz ein paar Fotoorte für die Brücke erkundet und auf zu dem Grillladen.. Denke mir, als ich dort aussteige, lassen die mich Penner in einem VW und ner verdreckten Hose (Habe mir die scharfen Chilisticks unbemerkt auf die Hose gemalt) da überhaupt rein? Wir gucken mal. Das erste, was wir sehen sind wartende Leute.. Häh.. Warten worauf? Wir fragen höflich nach einem Tisch für zwei und er meint, vielleicht so in ner halben Stunde, wir könnten uns ja zu den anderen setzen.. Nach einem ernüchternden Blick in die Karte (ganz viel frischer Fisch), bedanken wir uns und schlürfen davon. Auf der Suche nach dem Pizzamann kommen wir an ein paar Hotels mit Ozeanblick vorbei und ich denke mir, dass muss teuer sein und auch schön, wenn die Sonne scheint, aber so ist es nur teuer. Nach kurzem Ausrauben der Bank of America, landen wir bei Abbys legendary Pizza. Drinnen wird schon geputzt.. Egal, es sitzen Leute drin und auf der Tür stand, offen bis 11. Mit dem Angebot sind wir allerdings heillos überfordert. Hier gibs keine Schinken, Salami oder Thunfisch.. Ich nehme eine Philly Cheese Chile Steak Pizza und Tina eine.. Äh.. Gemüse war drauf.. Hackfleisch.. Oliven.. Knoblauch, also ganze Zehen und einiges mehr. Als Größe wähle ich 13zoll, ja der ein oder andere hatte früher 13 zoll Felgen am Golf. Tina begnügt sich mit lächerlichen 10zoll..

Damit sie auch morgen wieder kräftig zubeissen können
Damit sie auch morgen wieder kräftig zubeissen können

Wir oder besser ich, da ich Tinas Pizza noch ein wenig mitesse, überfresse mich heillos. Nebenbei lief Formel 1.. Live.. Rosberg auf 1.. Hat mich gefreut. Wer hat dann eigentlich gewonnen? Das anschließende Bildermachen hätte ich mir aufgrund meiner Fülle auch klemmen können, aber Tina trieb mich an, so dass wir noch gut anderthalb Stunden draußen gespielt haben und ein paar nette Bilder der Brücke eingefangen haben.

Beim heimkommen mußte Tina mit Schrecken feststellen, dass unsere Tür offen stand.. Diebe?! Alles noch da? Irgendwer mehr da? Nichts dergleichen.. Schwein gehabt.. Die Tür schließt einfach nur schlecht.. Bevor wir schlafen gehen stelle ich die Klimaanlage noch auf 60Grad (Fahrenheit), damit die Nacht nicht so schlecht wird, wie die letzte und wir lummern friedlich ein..

Unserer heutiger Marathon
Unserer heutiger Marathon

Gute Nacht